Community

Eine Torte aus Schnee für Alan Rickman

21.02.2016 - 08:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Alan Rickman in "Snow Cake"
Arthaus
Alan Rickman in "Snow Cake"
7
11
Am 14. Januar 2016 starb einer der ganz großen Charaktermimen Großbritanniens überraschend an Krebs. Obgleich es hier bereits einen würdigen Nachruf gab, möchte ich Alan Rickman die Ehre erweisen, der heute, am 21. Februar, seinen 70. Geburtstag begangen hätte.

Im schummrigen Licht der Kerker unter Schloss Hogwarts sitzen die Erstklässler aufgereiht an ihren Pulten: schwatzen angeregt, warten (an-)gespannt auf den Beginn ihrer ersten Unterrichtsstunde im allseits ungeliebten Fach Zaubertränke. Mit einem Mal verstummen die Schüler; sie drehen die Köpfe, als sich hinter ihnen die schwere Kerkertür öffnet, kurz fahles Licht hereinströmt, gefolgt von einer tiefen, schnarrenden Stimme:

"Albernes Zauberstabgefuchtel und kindische Hexerei wird es hier nicht geben."

Es mag vielleicht nicht die originellste Art und Weise sein, einen Text über Alan Rickman mit eben diesen Worten zu beginnen. Aber dennoch war es für mich, wie für zahlreiche andere vermutlich auch, meine erste Begegnung mit ihm.

Wie er mit bauschendem, nachtschwarzem Umhang in den Kerker rauscht, die düstere Szenerie mit seiner bloßen Anwesenheit an sich reißt und mühelos dafür sorgt, dass man selbst in den Pausen wie gebannt an seinen Lippen hängt.

"Die wenigen Auserwählten, die die gewisse Veranlagung besitzen"

Alan Sidney Patrick Rickman, wurde am 21. Februar 1946 als eines von insgesamt vier Kindern des katholischen Fabrikarbeiters Bernhard Rickman und der methodistisch gläubigen Margret Doreen Rose im Londoner Stadtteil Hammersmith geboren. Schon mit acht Jahren verlor die Familie den Vater, der an Lungenkrebs erkrankt war, sodass er und seine drei Geschwister von der Mutter allein aufgezogen werden mussten.

Anders, als man es vielleicht erwarten würde, hatte der halb irisch, halb walisisch stämmige Alan in jungen Jahren zunächst keinerlei Ambitionen in Sachen Schauspielerei. So litt er während seiner Kindheit noch unter einer Sprachstörung und interessierte sich noch mehr für Kalligrafie und Aquarellmalerei als das Theater.

Nach dem Schulabschluss absolvierte er eine Ausbildung zum Grafikdesigner und gründete mit Freunden seine eigene Firma "Graphiti" im Stadtteil Soho, für die er einige Jahre tätig war. Erst 1972, ungewöhnlich spät mit seinen 26 Jahren, erhielt er schließlich ein Stipendium und nahm Schauspielunterricht an der renommierten Royal Academy of Dramatic Arts, die u.a. britische Schauspiel-Schwergewichte wie Richard Attenborough oder Peter O'Toole hervorbrachte. Während der Zeit dort beschäftigte er sich vorrangig mit den Werken William Shakespeares, arbeitete nebenbei als Kostümbildner und konnte auf der Bühne bereits mehrere Auszeichnungen für sich beanspruchen.

Auch wenn seine Liebe immer mehr dem Theater galt und er bis zuletzt an zahlreichen Bühnenstücken als Drehbuchautor oder Regisseur beteiligt war, begann er den Grundstein für eine Filmkarriere zunächst mit diversen Auftritten im Fernsehen, so etwa 1982 in dem BBC-Mehrteiler "The Barchester Chronicles" zu legen. Aber obwohl seine Inszenierung von "Gefährliche Liebschaften" es 1987 bis an den New Yorker Broadway schaffte und ihm sogar den Tony Award einbrachte, sollte sein endgültiger Durchbruch erst ein Jahr später erfolgen.

"Wie man den Kopf verhext und die Sinne auf eine Reise schickt"

1988 bot ihm Matrix Produzent Joel Silver die Rolle als Hans Gruber neben dem zu der Zeit ebenfalls noch relativ unbekannten TV-Darsteller Bruce Willis im Actionthriller Stirb Langsam an.

Der Rest ist, wie es so schön heißt, (Film-)geschichte.

Neben dem über Nacht zur Actionfilm-Ikone avancierten Willis ist es wohl nicht zuletzt Alan Rickman mit seiner eiskalten Präsenz als Deutscher Hans Gruber, welcher der Klassiker seinen bis heute andauernden Kultstatus zu verdanken hat (trotz der ebenso langsam dahinsiechenden Qualität von bislang vier Sequels). Rickman als augenscheinlich skrupelloser Terrorist, der im perfekt sitzenden Maßanzug mit kultivierter Sprache trotz denkwürdigen Phrasen wie "Schieß dem Fenster!" (in der Originalversion mit ulkigem Akzent) daherkommt, und, selbst noch mit dem eigenen Leben am sündhaft teuren Markenuhrenarmband hängend, heimtückisch die Waffe zückt.

Mit diesem eindrucksvollen, überraschenden Leinwanddebüt und dem danach genauso x-fach kopierten, legendären Fall  aus dem Nakatomi Building (welcher in Wirklichkeit nur 6 Meter betrug und den erst ausführen wollte, nachdem Regisseur John McTiernan es vorgemacht hatte), sollte sich der charismatische Brite, mit immerhin bereits 42 Jahren, schließlich doch noch dauerhaft ins Gedächtnis eines weltweiten Publikums und der Popkultur brennen.

Als einer der bis heute ikonischsten Filmbösewichte überhaupt.


Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News