Eisbären mit Polarstation auf der Berlinale

19.02.2010 - 10:45 Uhr
Russisches Männerkino
Bavaria Film International
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Nach 5 Jahren hat es wieder ein russischer Film in den Wettbewerb der Berlinale geschafft. Er bietet eine kalte Landschaft an einer Polarstation, zwei Männer in Extremsituationen und echte Eisbären.

How I Ended This Summer blickt auf eine Polarstation auf einer einsamen Insel im Arktischen Meer. Der Tag hier oben dauert in Wahrheit Wochen, weil die Sonne in diesen hohen Breitengraden im Sommer niemals untergeht. Früher befand sich hier eine wichtige Forschungsstation, inzwischen sind der erfahrene Meteorologe Sergei und der Hochschulabsolvent Pavel ihre einzigen Bewohner. Bald wird ein Schiff eintreffen und die beiden abholen, aber irgendetwas verheimlicht Sergei …

Einige der Filmkritiker spekulieren, dass der Männerfilm genau das Herz vom Jury-Präsident der Berlinale, vom Filmemacher Werner Herzog erweichen könnte, hat er doch selbst schon derartige Filme gedreht. Für Wolfgang Höbel vom Spiegel sieht How I Ended This Summer genauso aus, wie er sich “russisches Männerkino vorstellt. Und packt einen trotzdem. … Imponierend sind die Entschlossenheit, die Geradlinigkeit und die Geduld Popogrebskys: Über zwei Stunden lang führt er immer neue Eskalationsstufen eines Zweikampfs vor. Gut möglich, dass sich auch die Berlinale-Jury bei der Vergabe der Bären von dieser sibirischen Strenge beeindrucken lässt.”

Als düster bezeichnet Harald Jähner von der Berliner Zeitung den Film. “Eine baum- und strauchlose Weite aus Geröll, Eis und Flechtenbewuchs; schönes, wenn auch spärliches Licht: Nässe, Kälte und für fünf Minuten ein echter Eisbär – da braucht man Kondition. Wer Depressives nicht flieht, kommt auf seine Kosten. … Der Film von Alexej Popogrebskij steckt voller Reminiszenzen an Andrei Tarkowski, den düsteren Beschwörer des Umweltsündenfalls. Hier, auf dem arktischen Vorposten der Zivilisation, wird das Menschendasein in jeder Hinsicht als Kampf offenbar.”

Christina Tilmann vom Tagesspiegel vermisst dagegen Frauen und sah nur schweigsame Männer in Extremsituationen. “Es ist eine archaische Story, mit überwältigenden Naturaufnahmen von der arktischen Küste, eine Parabel über Mut und Drückebergertum, Schuld und Vergebung, ein Generationenkonflikt, der sich auf die Gesellschaft ausweiten lässt. Es ist aber auch erneut ein Film, in dem einsame Männer verzweifelte Dinge tun, und keine Frau in Sicht ist, die der Geschichte etwas Erdung, etwas Farbe, etwas Lebensklugheit zu geben vermag. Muss es denn immer das Ende der Welt sein, und ein Kampf auf Leben und Tod?”

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