Der serbische Regisseur Emir Kusturica stellte gestern außer Konkurrenz in Cannes seinen neuen Film vor: Maradona by Kusturica. Eine Dokumentation über den argentinischen Fußballer Diego Maradona, über die “Hand Gottes”. Jeder Fußballfan wird bei den Bildern im Film euphorisch aufstöhnen: Maradona kickt als kleiner Junge, als Halbwüchsiger, als Star, per Kopf, per Fuß, per Hand und darf immer mal wieder einen Kommentar über seine Ballkunst abliefern. Jedenfalls ist Wolfgang Höbel im Spiegel überaus begeistert: “Schon allein diese Szenen sind tausendmal lebendiger und aufregender als die allzu schwermütig kunsthubernden Filme.” Der Kritiker sah heiteres, tragisches, wüstes Rambazamba, durchgeknallte argentinische Fans und Drogen-Beichten.
Interessanter Weise verbindet dann der Regisseurs das Leben seines Protagonisten mit seinem eigenen, schneidet Szenen aus seinen Filmen wie Papa auf Dienstreise und Schwarze Katze, Weißer Kater in die Dokumentation hinein. Beide reden zudem viel, über George W. Bush und Amerika, über die nationalen Ähnlichkeiten von Argentinien und Serbien, über die UNO und die FIFA. Politische und persönliche Befindlichkeiten werden da zutage gefördert, die für eine Sportler-Dokumentation eher ungewöhnlich sind.
Übrigens: Maradona hat es verkündet. Er würde sich die Hand – also die wichtige Hand – abhacken, wenn er Julia Roberts auf der Croisette sehen würde. Gott himmelt eben auch Göttinnen an.