Eric Rohmer - Der Moralist der Liebe

04.04.2010 - 09:00 Uhr
Eric Rohmer (1920-2010)
Rezo Films
Eric Rohmer (1920-2010)
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Heute wäre der Regisseur Eric Rohmer 90 Jahre alt geworden. Er galt als eine der Schlüsselfiguren der französischen Nouvelle Vague und schuf geschwätzige Filme, bei denen es doch nicht um die Worte ging.

Heute wäre Eric Rohmer, der mit bürgerlichem Namen Maurice Henri Joseph Schérer hieß, 90 Jahre alt geworden. Er war der letzte noch lebende begründer der französischen Nouvelle Vague und bewies uns, wie weit ein Film Literatur sein kann. Dabei betonte er jedoch umso mehr die Eigenständigkeit des Kinos. Seine Handschrift in Filmen ist auch heute noch unverkennbar.

Eric Rohmer kam erst mit 28 Jahren zum Film. Zuvor war er als Romanautor und Deutschlehrer tätig. Die Faszination für Literatur und Sprache sollte auch später ein zentrales Merkmal seiner Filme bleiben. Zunächst arbeitete er jedoch journalistisch und veröffentlichte bereits in den frühen 50er Jahren seine ersten filmtheoretischen Aufsätze in der berühmten Zeitschrift Cahiers du Cinema, die mit ihren Autoren Jean-Luc Godard, François Truffaut, Jacques Rivette, Claude Chabrol, und André Bazin als die Wiege der Filmbewegung Nouvelle Vague gilt, die sich gegen eintönige Tendenzen im Mainstreamkino wandte und eine starke kreative Verantwortung des Filmschaffenden einforderte. Seine künstlerische Freiheit ermöglichte sich Eric Rohmer durch die Gründung seiner eigenen Produktionsgesellschaft Les films du Losange.

Seinen ersten Spielfilm Im Zeichen des Löwen drehte Eric Rohmer 1958, ohne damit viel Aufsehen zu erregen. Sein großes Jahrzehnt sollten die 1960er Jahre werden. Eric Rohmer, der seine Filme in Anlehnung an die Literatur gern in Zyklen gruppierte, erreichte seinen Durchbruch mit der Filmreihe Contes Moraux (Moralische Erzählungen), die bereits alle Kernthemen und Stilmittel des Auteurs Eric Rohmer enthielten. In sechs Filmen, darunter Die Bäckerin von Monceau, Die Sammlerin und Meine Nacht bei Maud, erzählt er Geschichten, die über Moral und Liebe nachdenken, ohne dabei zu moralisieren. Stattdessen bewegt ihn die Frage, wie wir in emotionalen Momenten zwischen unseren Prinzipien und unseren Leidenschaften hin und her geworfen sind. Dabei fordert besonders der Unterschied zwischen dem, was die Figuren sagen und ihren tatsächlichen Handlungen eine besondere Aufmerksamkeit vom Zuschauer. Darin liegt die besondere Spannung in den Filmen von Eric Rohmer, die sich leider nicht allen erschließt.

In den folgenden Jahrzehnten folgen weitere Zyklen wie Comédies et Proverbes (Komödien und Sprichwörter) und die Contes de quatre Saisons (Geschichten der vier Jahreszeiten), die auch allesamt um die Themen Liebe, Treue, Verführung und Verrat kreisen. Zwischen seinen Zyklen veröffentlichte Eric Rohmer allerdings immer wieder Einzelfilme. Dabei handelte es sich hauptsächlich um Verfilmungen klassischer Literatur wie etwa die Heinrich von Kleist-Adaption Die Marquise von O… mit Bruno Ganz, in denen der sonst für seinen visuellen Minimalismus bekannte Eric Rohmer mit aufwendigen Bildkompositionen überraschte, die in ihrer Annäherung an die Malerei an Filme wie Barry Lyndon erinnern.

Eric Rohmer war bis zuletzt als eigensinniger Filmemacher tätig. Erst vorletztes Jahr veröffentlichte er Les Amours d’Astrée et de Céladon bei den Filmfestspielen in Venedig. In völliger Gleichgültigkeit gegenüber dem Zeitgeist verfilmte er hier ein barockes Schäfergedicht. Überraschend an dem Film, wie auch an der Person Eric Rohmer war seine Jugendlichkeit. Umso überraschender trifft uns die Nachricht seines plötzlichen Todes, denn Eric Rohmer war ein Regisseur, den wir ebenso wie seine Filme für unsterblich hielten.

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