Die Regisseure Nicky Gogan und Paul Rowley sprechen über ihre Arbeit an dem Dokumentarfilm Seaview. Erzählt wird von ehemaligen irischen Ferienort, der heute als Aufnahmelager für Asylbewerber aus der ganzen Welt dient.
“Einfach ausgedrückt, versucht dieser Film Menschen eine Stimme zu geben, die ansonsten nirgendwo gehört werden. Anfangs hatten wir einen Spielfilm über Asylsuchende geplant. Unsere Recherchen führten uns nach Mosney, wo wir im Hinblick auf die entwicklung der figuren und der handlung Asylsuchende interviewten. Nach kurzer Zeit wurde uns klar, dass die eigentliche Geschichte in Mosney selbst zu finden ist: Dieser Ort erwies sich als riesiger, surrealer Warteraum voller Menschen mit unterschiedlichen Hoffnungen und Ängsten. Wir waren fassziniert von diesem Ort, von seinem Wandel vom Ferienlager zum Asylantencamp.
Wir änderten unsere Planung und konzipierten den Film als Dokumentarfilm, und zwar als Teil eines größeren Projekts. Wir veranstalteten Videoworkshops mit Kindern und Erwachsenen in Mosney, in denen die Grundlagen des Umgangs mit der Kamera und der Schnitttechnik vermittelt wurden. Einige Passagen des Films wurden im Rahmen dieser Workshops gedreht. Wir kümmerten uns darum, dass nicht mehr gebrauchte Computer gespendet wurden, und installierten auf ihnen einfache Schnittprogramme. wir organisierten Konzerte für Rapper, die sich in dem Lager zusammengefunden hatten, und unterstützten sie dabei, ihre eigenen Musikvideos zu drehen. Wir leiteten ein gemeinschaftliches Radioprojekt und haben inzwischen einige kontinuierlich stattfindende Workshops installiert. Der Film ist gewissermaßen eine offene Zusammenarbeit zwischen uns und den Bewohnern von Mosney und zugleich ein Dokument der Zeit, die wir dort verbracht haben. Die ursprünglichen Sujets unseres Films wurden im Verlauf der Zusammenarbeit zu aktiv Mitwirkenden.
In dem Bemühen um einen kreativen und zugleich sozialkritischen Film stützen wir uns auf unsere Erfahrung in den Bereichen Bildende Kunst, Ausstellungen in Museen, Film- und Fernshproduktion und Leitung von Filmfestivals. Wir haben typische Talking-Head-Situationen vermieden und stattdessen mit ausdruckvollen Bildern und atmosphärischem Sounddesign versucht, die Ängste der Asylsuchenden zu vermitteln."
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