Finten, Flucht und Eifersucht - Sat 1 macht Republikflucht spannend

23.09.2009 - 07:02 Uhr
Sat 1
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Wie schön, wenn ein als Event Movie beworbener Film auch tatsächlich ein Event ist. Gestern Abend zeigte Sat1 mit Böseckendorf – Die Nacht in der ein Dorf verschwand, dass Filme über die deutsche Teilung auch schmalz- und schmerzfrei, und trotzdem spannend sein können.

Es gibt sie also doch noch, die Filme im Fernsehen, die halten, was sie versprechen. Gestern Abend war die DDR wieder lebendig. Sat 1 zeigte wie schon bei Wir sind das Volk – Liebe kennt keine Grenzen, warum Zeitgeschichte bei dem Privatsender immer Top-Quoten holt: Böseckendorf – Die Nacht in der ein Dorf verschwand hatte alles, was ein Film über die neuere Geschichte braucht, ohne jemals zur Seifenoper zu verkommen.

Die Fotostrecke zu Böseckendorf – Die Nacht in der ein Dorf verschwand

Böseckendorf – Die Nacht in der ein Dorf verschwand lebte eindeutig von Anna Loos als heimliche Schleuserin Tonia Lentz und Thure Riefenstein als ihr Mann, Bürgermeister Manni Lentz. Beide spielten ihre Rollen mit so viel Glaubwürdigkeit, dass man sich fragte, warum sie nicht längst zu Standardbesetzungen in TV-Produktionen gehören.

Auch der Rest des Ensembles überzeugte. Keine der Figuren schien Dekoration im Hintergrund zu sein. Der Zuschauer erlebte keine Anhäufung von Klischees in den Dorfbewohnern, sondern eine Gruppe echter Individuen. Selbst die stereotype Stasi-Beauftragte Marx (Rebecca Immanuel) erhielt am Ende unerwartete Tiefe, als sie verhinderte, dass auf die fliehende Mutter geschossen wird.

Nicht nur dem Stasi-Spitzel wurden Finten geschlagen. Die beste Finte schlug Böseckendorf – Die Nacht in der ein Dorf verschwand dem Zuschauer, als Manni seine Gattin beim vermeintlichen Seitensprung mit dem Westler erwischte und es tatsächlich so aussah, als würde er nun den Fluchtversuch verraten. Momente wie dieser, die den Zuschauer vollkommen im Ungewissen ließen, sieht man selten in Fernsehfilmen – vielleicht weil dem Zuschauer normalerweise nicht zugetraut wird, solche Irreführungen zu verstehen. Umso spannender, wenn es dann doch mal passiert.

Die spannende Flucht der 53 Menschen sorgte für ergreifende Momente. Und das, ohne den Zuschauern mit den sonst üblichen Tränendrüsen- und Selbstaufopferungsmomenten zu belästigen. Zwar gab es das obligatorische Zurückrennen-und-den-Verfolgern-in-die-Arme-Laufen, aber in einem Veronica Ferres-Film wäre Tonia Lentz wohl gefangengenommen oder erschossen worden. Danke, Sat 1, dass uns solche heroischen Posen in diesem bemerkenswerten Event Movie erspart geblieben sind und alle Flüchtlinge heile in der BRD ankamen.

Was meint Ihr: Hat Euch die Republickflucht mit Anna Loos und Thure Riefenstein gefallen? Oder war Böseckendorf – Die Nacht in der ein Dorf verschwand das Einschalten nicht wert?

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