Die Nominierungen für die Oscars 2025 wurden bekannt gegeben und schicken das Gangster-Musical Emilia Pérez für die meisten Goldjungen ins Rennen. Der Film von Jacques Audiard wurde für 13 der begehrten Trophäen nominiert und bricht damit gleich mehrere Rekorde. Die Filmwelt reagiert jedoch gespalten auf den großen Oscar-Favoriten.
Emilia Pérez auf Oscar-Kurs: Das Gangster-Musical bricht gleich mehrere Rekorde
Emilia Pérez wurde in 13 Kategorien bei den Oscars nominiert – darunter sind folgende Kategorien:
- Bester Film
- Beste Regie für Jacques Audiard
- Bester internationaler Film
- Bestes adaptiertes Drehbuch für Jacques Audiard
- Beste Hauptdarstellerin für Karla Sofía Gascón
- Beste Nebendarstellerin für Zoe Saldana
- Beste Kamera
- Bester Schnitt
- Beste Filmmusik
- Bester Filmsong (2x)
- Bestes Make-up & Hairstyling
- Bester Ton
Als nicht-englischsprachiger Film und internationaler Beitrag aus Frankreich ist er damit der am meisten nominierte internationale Film aller Zeiten und lässt sogar Abräumer vergangener Jahre wie Bong Joon-hos Parasite (6 Nominierungen) und Edward Bergers Im Westen nichts Neues (9 Nominierungen) hinter sich.
Hauptdarstellerin Karla Sofia Gascón ist zudem als erste öffentlich auftretende trans Person für einen Oscar in einer Hauptkategorie nominiert – ebenfalls ein längst überfälliger Rekord, den Emilia Pérez 2025 bei den Academy Awards nun aufstellt.
Während Emilia Pérez mit 13 Nominierungen als größter Favorit ins Rennen geht, ist das Gangster-Musical gleichzeitig der Titel, der die Filmwelt am meisten spaltet. Das zeigt nicht nur ein Blick in die Bewertungen des Films, die über zahlreiche Plattformen hinweg äußerst gemischt ausfallen.
So hält Emilia Pérez bei Rotten Tomatoes einen Presse-Score von 76 Prozent gegen eine Publikumswertung von 31 Prozent. Bei Metacritic kommt der Film auf 71/100 Kritiken-Punkte gegen eine User-Wertung von 7,3/10. Die Moviepilot-Community vergibt aktuell eine Punktzahl von 6,5/10. Bei Letterboxd kommt das Gangster-Musical bei 278.000 Bewertung dagegen auf eine Durchschnittswertung von 2,5 von 5 Sternen.
Warum spaltet Oscar-Favorit Emilia Pérez die Filmwelt?
Seit seiner Premiere beim Filmfestival in Cannes 2024, wo Emilia Pérez bereits mit mehreren Trophäen geehrt wurde, spaltet der Film Kritik und Publikum zugleich. Während manche den wilden Genre-Mix aus Gangster-Thriller, Musical und Melodram, die unerwartete Geschichte einer trans Frau innerhalb eines mexikanischen Kartell-Milieus sowie die unkonventionelle Ästhetik feiern, hinterlässt der Film bei anderen Fragezeichen und Enttäuschung.
Mexikanische Repräsentation
Während Emilia Pérez hauptsächlich in Mexiko spielt, wird vielfach kritisiert, dass der Film in Frankreich unter der Leitung eines französischen Regisseurs gedreht wurde. Wenngleich ein solches Vorgehen in der Filmbranche nicht ungewöhnlich ist, werfen manche dem Gangster-Musical vor, mexikanische Stereotype zu reproduzieren, die sich vor allem in der Story um Drogenschmuggel und vermisste Personen entfaltet – erzählt von jemandem, der selbst nie in Mexiko gelebt hat.
Regisseur und Drehbuchautor Jacques Audiard erklärte in einem Interview mit CNN (via Hola ), dass intensive Recherche in Mexiko stattgefunden habe und ursprünglich geplant war, in Mexiko zu drehen. Für viele reicht diese Intention jedoch nicht.
Spanische Sprache
Jacques Audiard schrieb das Drehbuch zu Emilia Pérez selbst auf Französisch. Die Songs, die von der Sängerin Camille beigesteuert wurden, wurden ebenfalls auf Französisch geschrieben. Beides wurde nachträglich von der mexikanischen Dolmetscherin Karla Aviles ins Spanische übersetzt – eine Tatsache, die viele spanisch sprechende Menschen kritisieren, da man dem Film diese Ungereimtheiten "anhöre".
Dass die aus Madrid stammende Karla Sofía Gascón als Muttersprache Kastilisch spreche und die aus Texas stammende Nebendarstellerin Selena Gomez für den Film ihr gebrochenes Spanisch auffrischte, schlage sich in den Akzenten ihrer Figuren nieder, die in Emilia Pérez mexikanischer Herkunft sein und somit fließend Spanisch sprechen sollten.
Selena Gomez entschuldigte sich nach dahingehender Kritik auf TikTok und erklärte: "Ich verstehe, was ihr meint. Es tut mir leid. Ich habe das Beste mit der Zeit gemacht, die mir gegeben wurde."
Trans Repräsentation
Einer der größten Kritikpunkte an Emilia Pérez stellt jedoch die trans Repräsentation durch die titelgebende Figur dar. Während von vielen die Sichtbarkeit gefeiert wird, die durch Gascón als Hauptdarstellerin in einem unerwarteten Genre zum Tragen kommt, wird die Art und Weise, wie diese Sichtbarkeit zum Tragen kommt, vielfach negativ aufgenommen.
Die Gay and Lesbian Alliance Against Defamation (GLAAD ) etwa nannte das Gangster-Musical "einen Schritt zurück in trans Repräsentation". Die GLAAD Media Awards, die am 22. Januar 2025 ihre Nominierungen verkündeten, sparten Emilia Pérez auffallend aus.
Trans Autorin Amelia Hansford von Pink News schrieb in ihrer Kritik, dass sich Emilia Pérez nicht wie eine ehrliche Geschichte über die trans Erfahrung anfühle: "Der Punkt ist nicht, dass trans Repräsentation perfekt sein muss, aber sie muss aufrichtig sein, und Emilia Pérez fühlt sich nicht aufrichtig an."
Queere Autor:innen wie Samantha Allen, James Factora und Fran Tirado von Them schrieben dazu in einem Artikel: "[Emilia Pérez'] Transition wird als Absolution erzählt, genutzt zur Verschleierung und als Grund für ihre Erlösung. Es ist eine Idee, was trans sein bedeutet, vollkommen aus der Vorstellung einer cis Person."
Ob und wie viele der 13 Trophäen Emilia Pérez bei der Oscarverleihung 2025 abräumt, erfahren wir in der Nacht vom 2. auf den 3. März.