George Carlin war neben Lenny Bruce (von Dustin Hoffman im Film Lenny genial dargestellt) einer der ganz großen und wichtigen politischen Unterhaltungskünstler der USA.
Der 1937 geborene Autor, Comedian und Schauspieler (unvergessen seine Rolle als Kardinal in Dogma) war immer ein Vorkämpfer für den gesunden Menschenverstand und das Recht auf freie Meinungsäußerung.
Legendär seine 1972 erschienene Nummer der “7 Dirty Words you can’t say on television”, mit denen er die prüden Moralvorstellungen und die Sprachzensur in den öffentlichen Medien kritisierte, was ihm kurzzeitige Haft und ein langwieriges Verfahren einbrachte, das bis zum Obersten Gerichtshof wanderte.
Noch heute gelten diese Worte (namentlich Shit, Piss, Fuck, Cunt, Cocksucker, Motherfucker, Tits), als absolute Tabus im öffentlichen Rundfunk und werden mit drakonischen Geldstrafen und Abmahnungen seitens der Rundfunkaufsicht FCC geahndet.
In seinen Auftritten – die ihm den Ruf eines der besten Stand-Up-Comedians aller Zeiten einbrachten – sparte er nicht mit provokanten Aussagen und arbeitete sich liebend gerne an Tabu-Themen ab. Religion, Sex, Politik, Demokratie und gesellschaftliche Konventionen waren seine beliebtesten Ziele. Mit Vorliebe sezierte er sprachlichen Schwulst und verlogene Euphemismen. Bewusst würzte er intellektuellen Witz mit derber Wortwahl. Der “Rant”, wie man bissige und pointierte Polemik nennt, war seine Spielwiese, die er bis zuletzt meisterlich zu nutzen wusste.
Im Film beschränkte er sich zumeist auf kurze, aber eindrucksvolle Gastauftritte. Ob im 70er Jahre Klassiker car Wash, als Rufus in Bill & Teds Excellent Adventure und dessen Fortsetzung, in herr der Gezeiten oder in den Filmen von Kevin Smith, mit dem ihn eine langjährige Freundschaft verband. Zuletzt war Carlin in Pixars Cars als alter VW-Bus Fillmore zu hören.
Doch auch wenn er bisweilen seine Stimme für Kinderserien und Filme hergab, seinen Biss hatte er bis zuletzt nicht verloren. Davon zeugen zahlreiche Specials, die er über die Jahre für den Pay-TV-Sender HBO aufnahm und die die echten Fans mittlerweile wohl auswendig mitsprechen können. Ob er sich über übertriebene Terrorangst oder Turbokapitalismus oder die Pro-Life-Bewegung amüsierte, immer spürbar war sein Engagement und sein Bemühen, mehr als nur kurzweilige Ablenkung zu liefern.
George Carlin starb am vergangenen Sonntag überraschend an Herzversagen, kurz nachdem er auf Grund von Schmerzen im Brustbereich in das St. John’s Hospital in Santa Monica, Kalifornien eingeliefert wurde.
Er wird fehlen. Als Stimme der Vernunft und als begnadeter Entertainer, der nie Angst hatte “zu weit” zu gehen.
Hier nochmal zwei von Carlins klassischen Rants.
Die 7 Dirty Words:
Religion is Bullshit:
UPDATE
Kevin Smith hat für Newsweek einen Artikel geschrieben, in dem er sich an Carlin erinnert.