Godzilla VS Pacific Rim - Konservatives Kaijū Kino

31.05.2014 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Godzilla VS Pacific Rim
Warner Bros./moviepilot
Godzilla VS Pacific Rim
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Ein lauwarmes Remake einer Kinoikone lockt die Massen ins Kino, während echte und originäre Perlen des Monsterfilms sich weltweit die Brotkrumen zusammensuchen müssen. Was hat Godzilla, was Pacific Rim fehlt? Ach richtig, teure Filmrechte…

Aufreger der Woche über nackte Zahlen und althergebrachte Gewohnheiten: Pacific Rim spielte während seiner gesamten Kinoauswertung in den USA 101,8 Millionen Dollar ein. Godzilla allein an seinem ersten Wochenende 93,2 Mio. In Deutschland hat der König der Filmmonster an seinem ersten Wochenende umgerechnet 5 Millionen Dollar eingespielt – Guillermo Del Toros Jäger 1,9 Mio (Quelle). Nun, wäre Godzilla handwerklich oder dramaturgisch Pacific Rim überlegen oder hätte anderweitige Vorzüge, ließe es sich zumindest vernünftig argumentieren. Stattdessen lässt sich der Erfolg der Kaijū-Ikone wohl auf eine alte Weisheit reduzieren, die jeder von uns kennt: Was das Publikum nicht kennt, frisst es nicht. Aber warum?

Wiedererkennungsmerkmale
Reboots, Remakes, Sequels, Prequels, Adaptionen, Neuinterpretationen, whatever. Frage einen Filmfan, was er von solchen Filmen hält und du bekommst eine klare Antwort: Einfallslos, anstrengend, unnötig. Dennoch ist kein Ende in Sicht. Annie, The Amazing Spider-Man 3, Carrie, The Legend Of Conan, Gefährliche Brandung Remake, Godzilla, Gremlins, Oldboy, RoboCop, The Stand, Terminator 5: Genesis, Teenage Mutant Ninja Turtles. Warum? Weil sich solche Filme trotz allem exzellent verkaufen. Und verkaufen lassen. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Geht instinktiv den Weg des geringsten Widerstandes. Und setzt somit unbewusst auf Wiedererkennungsmerkmale, weil diese mit weniger Risiken und weniger Anstrengungen verbunden sind. Zumindest tröstet der Gedanke, dass der Recycling-Boom keine moderne Entwicklung darstellt. Früher mag einiges besser gewesen sein, aber Originäres war auch damals ein kostbares Gut. Allein Die Spur des Falken wurde zwischen 1931 und 1941 dreimal verfilmt. Der Zauberer von Oz? Robin Hood, König der Vagabunden?

Marketing
Ein Grund, warum es zwischen den ehemaligen Produktionspartnern Legendary Pictures und Warner zum Bruch kam. Es ist kein Geheimnis, dass Warners Marketing für Pacific Rim in Anbetracht der Größe des 190 Mio. Dollar Vehikels blanker Hohn war. Hollywoods Analysten prophezeiten dem Film ohnehin einen schwierigen Kinostart, da er auf keiner Vorlage beruht. Warners PR-Agenten glänzten wie Fische auf dem Trockenen, als es darum ging, den Filmkoloss in einen echten Blockbuster zu verwandeln. Das bisschen Marketing, das zu sehen war, wirkte, als würde an den Universitäten nur noch “Franchising for Dummies” und “Vom Buch zum erfolgreichen Blockbuster in 10 PR-Schritten” gelehrt. Echtes PR-Handwerk? Fehlanzeige. Ein trauriges Beispiel, wie ein Studio das eigene Werk weder versteht noch respektiert. Der Film wurde als oberflächliches Haudraufspektakel für Kids und Nerds verkauft, anstelle sich mit den Themen und den Figuren, die sich dahinter verbergen zu beschäftigen und damit den Film auch breiteren Zielgruppen zu eröffnen. Bei Godzilla dagegen verstanden es die PR-Leute von Anfang an, Interesse rund um den Charakter von Godzilla himself zu schüren. Poster, Teaser, Trailer, alles zahlte in das dichte Netz rund um das Mysterium der japanischen Ikone ein. Da wurde selbst ein Bryan Cranston (fast) zur Nebensache.

Familie, Werte und Gewohntes
Ein interessanter Artikel von io9.com sieht eine Erklärung auch in der Darstellung von familiären Werten und im Setting. Godzilla beginnt als Film aus der Sicht eines Kindes und zeigt später wie das Kind von damals selbst als Vater und Beschützer auftritt. Mehrmals. Angesiedelt in unserer Realität. An vertrauten, realen Orten wie San Francisco oder Japan. Auf diese Weise finden universelle Bedürfnisse genug Projektionsfläche, um sich zu entfalten. Pacific Rim dagegen erzählt zwar auch von familiären Beziehungen, jedoch beschränken sich diese auf erwachsene Figuren. Hinzu kommt, dass sich der Zuschauer in einer abstrakten, postapokalyptischen Welt zurechtfinden musste, eingebettet in einer nur lose geformten Vorgeschichte, die es zwar als Comic zum Nachlesen gab – aber wer außer wir und ein paar Kids tun das schon?

Jeder Generation ihre Filme
Roland Emmerich hatte Recht, als er behauptete: “Size does matter!” Emmerichs Riesenleguan mag zwar kein echter Godzilla sein, aber zumindest bläst er sich selbst nicht selbstgerecht auf, obwohl hinter der Monsterfassade nur ein narratives Vakuum herrscht. Und er macht auch 15 Jahre später noch (schuldigen) Spaß. Ein Kunststück, das ich auch Del Toros blechernen Riesen-Powerrangers zutraue. Im Gegensatz zu Gareth Edwards Ungetüm. Alle regen sich über Reboots und Remakes auf, doch scheinbar sind wir gar nicht mehr in der Lage, originelle Filme würdigen zu können. Neu ist nicht zwangsläufig gut, aber besser als wiedergekaut und ausgespuckt allemal – selbst wenn es aus Godzillas Schlund stammt.

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