"Es geht dir an den Kragen": Hape Kerkeling über den größten Skandal seiner Karriere

05.12.2024 - 11:20 UhrVor 3 Monaten aktualisiert
Hape Kerkeling bei der WDR-Show ZIMMER FREI!
WDR/Dietmar Seip
Hape Kerkeling bei der WDR-Show ZIMMER FREI!
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Dieser TV-Moment schockte ganz Deutschland. Der beliebte TV-Entertainer Hape Kerkeling wurde live im TV geoutet – gegen seinen Willen. Der Skandal raunt bis heute nach.

Hape Kerkeling ist Kult. Der Entertainer ist seit Jahrzehnten dick im Geschäft und zählt zu den beliebtesten deutschen Promis. Egal ob als Comedian, Schauspieler oder Bestseller-Autor – Kerkeling weiß genau, wie er das Publikum zum Lachen bringt. Heute steht der schwule Entertainer offen für die Rechte der LGBTQIA+-Community ein, doch das war nicht immer so: Zum Anfang seiner Karriere musste Kerkeling seine Sexualität geheim halten. In den 90ern kam es dann zum Eklat: Hape Kerkeling wurde unfreiwillig geoutet – live im TV.

Zwangs-Outing im TV: Dieser Tabubruch schockte ganz Deutschland

Wir schreiben Anfang der 90er-Jahre: Homosexualität ist in Deutschland längst nicht akzeptiert. Die AIDS-Krise sorgte für Angst und Schrecken, und Anfeindungen gegenüber Minderheiten waren an der Tagesordnung. Promis konnten nicht offen zu sich stehen, ohne ihre Karriere zu gefährden. Hape Kerkeling wurde bereits Mitte der 80er Jahre als humorvoller TV-Star bekannt, doch über seine Homosexualität sollte nichts nach außen dringen.

Der Entertainer verriet zuletzt in seinem neuen Buch, dass hinter den Kulissen versucht wurde, ihn zu einer Fake-Beziehung zu bewegen: "Der WDR wollte mich in eine Scheinbeziehung mit einer Frau drängen."

1991 kam es dann zu einem der skandalösesten TV-Momente aller Zeiten: Der renommierte Filmemacher und Aktivist Rosa von Praunheim ist bei Der heiße Stuhl zu Gast und lässt live im TV die Bombe platzen: Er outet Entertainer Hape Kerkeling und TV-Koch Alfred Biolek (†2021) als schwul. Die Boulevardpresse ist außer Rand und Band. Ganz Deutschland diskutierte über diesen Schock-Moment. Die BILD titelte "Schwulen-Verrat im TV".

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Hape Kerkelings Zwangs-Outing: So ging er mit dem TV-Skandal um

Hape Kerkeling verriet gegenüber Spiegel, dass Rosa von Praunheim ihn am Vorabend der Livesendung angerufen hatte, mit der Bitte, sich öffentlich zu outen. Hape Kerkeling lehnte ab: "Ich habe ihm gesagt, das veröffentliche ich, wenn ich es für richtig halte."

Dann der Schock: Der Entertainer erfuhr erst durch einen Anruf von der Sache: "Am Abend darauf rief eine entsetze Freundin bei mir an: 'Schalt sofort den Fernseher ein, es geht dir an den Kragen.'" Kerkeling war urplötzlich damit konfrontiert, dass ganz Deutschland nun die Wahrheit kannte.

Der Entertainer verriet im Spiegel-Interview, dass wohl nicht jeder die Kraft gehabt hätte, nach so einem Schock weiterzumachen:

Sensiblere Naturen als ich hätten sich in einer Kurzschlusshandlung womöglich mit dem Fön in die Badewanne gelegt.

Zum Glück sei die Liebe des Publikums stärker gewesen als gängige Vorurteile. Kerkeling berichtet, dass er nach dem Schock-Moment seine Karriere unbehelligt weiterführen konnte: "Sogar in der tiefsten bayerischen Provinz, wo ich kurz nach dem Outing auf Tournee war, bin ich nie dumm angequatscht worden."

"Ich wusste, was ich tat": Rosa von Praunheim wollte ein Zeichen setzen

Die skandalöse Aktion wird bis heute kontrovers diskutiert. Das Zwangs-Outing hätte das Ende der TV-Karrieren von Kerkeling und Biolek bedeuten können. Außerdem gilt ein Outing als ein privater Moment, der niemals ohne die Zustimmung von Betroffenen passieren darf.

Von Praunheim verteidigte seine Aktion als "Verzweiflungsschrei". Der Filmemacher gilt als Vorreiter der LGBTQIA+-Bewegung und setzte sich immer wieder für mehr Sichtbarkeit in Zeiten der Ausgrenzung ein. Der Regisseur bereut seine Tat aber nicht, wie er in seinem Buch verrät: "Ich wusste, was ich tat."

Trotzdem würde der 82-Jährige die Aktion nicht wiederholen, wie er der Berliner Zeitung verriet:

Trotz dieses Tabubruchs äußerten sich sogar die von mir geouteten Prominenten Alfred Biolek und Hape Kerkeling im Nachhinein versöhnlich zu meiner Aktion, die ich nicht mehr wiederholen würde. Auf jeden Fall änderte sich die einseitig negative Berichterstattung in den Medien über Schwule zum Besseren.

Gegenüber WELT zeigt sich Kerkeling aber inzwischen deutlich verständnisvoller: "Damals war es nicht richtig, es zu tun, aber aus heutiger Sicht war es nicht falsch."

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