Lars von Triers umstrittener Antichrist

21.11.2012 - 15:00 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
Charlotte Gainsbourg in Antichrist
Ascot Elite
Charlotte Gainsbourg in Antichrist
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Lars von Triers Antichrist ist hart, intensiv, bisweilen surreal und schont den Zuschauer nicht. Willem Dafoe und Charlotte Gainsbourg liefern nichts desto trotz als verwaiste Eltern eine beeindruckende Vorstellung ab. Zu sehen heute Nacht auf Arte.

Antichrist von Lars von Trier spaltet die Gemüter und legt den Finger an die Stelle der Wunde, wo es am meisten weh tut. Das existenzielle Drama beleuchtet minutiös den Trauerprozess eines Ehepaares, das sein Kind verloren hat. In einer meisterhaft komponierten Eröffnungsszene wird der Zuschauer Zeuge des Unglücks und sieht in schauerlich – schönen Bildern den Moment des Verlustes, der im Verlauf des Films so drastische Folgen haben wird.

Charlotte Gainsbourg und Willem Dafoe schonen sich in ihrer Performance ebenso wenig wie der Regisseur dem Zuschauer keine Option lässt, dem Schmerz auf der Leinwand zu entrinnen. Selten wurden Schuldgefühle und Selbstkasteiung so radikal bebildert und in Zusammenhang mit einer animalischen Triebsamkeit gestellt wie hier. Das können selbst aufgesetzte Kapitelrahmungen oder sprechende Füchse als surreales Element nicht kaputt machen.

Mehr: Lars von Trier – Genie oder billiger Provokateur?

In einer von der Außenwelt abgeschiedenen Hütte versucht das trauernde Ehepaar auf unterschiedliche Art und Weise, mit ihrem Verlust umzugehen. Dass der Ehemann und Vater selbst Psychologe ist, macht die Sache nicht leichter. Zwar versucht er, seine Frau selbst zu therapieren, scheitert aber letztlich an den zunehmend drastischeren Auswüchsen ihres Schmerzes. Die traumatisierte Frau driftet immer mehr in den Wahnsinn ab, die rauhe Naturkulisse tut ihr übriges und wird zu einer weiteren Bedrohung für die sowieso schon stetig eskalierende Situation.

Lars von Trier gibt der verlassenen Hütte den Namen Eden und vermischt surreale Naturbebilderungen mit der Visualisierung der seelischen Abgründe seiner Protagonisten. An jeder Ecke lauert dabei eine höchst bedeutungsschwangere Symbolik, die der Zuschauer zumindest in Kauf nehmen muss, will er sich die starken Leitungen der Schauspieler und den ambitionierten Bilderreigen nicht entgehen lassen.

Lasst ihr euch auf Lars von Triers radilaken Antichristen ein oder schaut ihr lieber was anderes?

Heute im TV: Antichrist
Wann: 23:05 Uhr
Wo: Arte

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