Als ich damals stolz meine PS2 ausgepackte, hatte ich von Videospielen ehrlich gesagt keine Ahnung. Ich wusste nicht, dass Final Fantasy Hit um Hit hingelegt hat und es tatsächlich mehr Franchises gab als Pokémon Gelb, Pokémon Stadium 2 und dieses The Legend of Zelda: Ocarina of Time, das mir eigentlich zu unheimlich war. Anstatt Magazine zu lesen, um die neuesten Infos über Spiele zu bekommen, hat Sony damals die Werbung etwas anders gehandhabt. Mit Demo-CDs, die per Post kamen. So kam ich an meine persönliche Lieblings-Demo.

Dark Cloud war mir also auch unbekannt. Aber der Junge auf der CD-Hülle und der vermeintliche Edelstein in seinem Handschuh sahen nach einer interessanten Geschichte aus. Dummerweise hat das auch mein großer Bruder am Abend vorher gedacht, sodass ich zu Beginn der Demo einen Charakter namens ABCCüüüüü vorfand. Da ich nicht wusste, wie ich die Demo zurücksetzen kann, blieb es bei dem Namen. Und wie ihr seht: Ich habe ihn bis heute nicht mehr vergessen.

Nachhaltig eingebrannt hat den Namen eine Sequenz vom Beginn des Spiels, in der eine Freundin den Namen des Helden ruft, mit einigen Ausrufezeichen und - vermutlich - sehr laut und panisch. Das konnte ich mir damals gut genug vorstellen, umso mehr, weil all die ü's wunderbar in die Länge gezogen werden konnten. Nun sieht man normalerweise die Szene aber nur einmal, eben zu Beginn des Spiels. Anders sieht das aus, wenn man eine Demo spielt und an deren Ende nichts besseres mit sich anzufangen weiß, als sie eben neu zu beginnen. Und ja, dann war es meine Schuld, dass der arme Toan (so der übliche Name des Helden) wieder als ABCCüüüüü durch die Lande zog.

Dass er immer wieder losgezogen ist, hat er dem Spielsystem zu verdanken, das ich damals so noch nie gesehen hatte. Man erkundete Dungeons wie bei Zelda, allerdings waren diese komplett zufallsgeneriert, was der Demo natürlich einen größeren Wiederspielwert gegeben hat. Dazu musste man aber auf die Waffen achten, weil diese nach und nach kaputt gingen. Kümmerte man sich gut um sie, konnte man sie upgraden und ihre Kräfte zu einem Gegenstand machen, den man dann in andere Waffen einsetzte.

Mir allerdings ging es um etwas anderes: Am Anfang des Spiels zerstört ein böser Dschinn unsere Heimatstadt, alle Menschen und Häuser verschwinden. Hier kommt der Edelstein vom Handschuh unseres Helden zum Einsatz, denn im Dungeon warten die Atla-Kugeln darauf mit dem Stein geöffnet zu werden. Dadurch sammelt man nach und nach Bewohner, Gebäude und Möbel zusammen und baut die Stadt neu auf. Dabei kann man auf die Wünsche der Bewohner achten und so eine Stadt bauen, die noch besser ist als ihr Vorbild.

Und so verbrachte ich meine Demo-Zeit damit, mit einem Teil der Stadt zu experimentieren wie andere mit einem Lego-Baukasten. Würde das Haus dort hingebaut den Bewohner glücklicher machen? Wer bekommt als erster einen Zaun für sein Haus und wer diese Lampe? Was habe ich davon, wenn ich ein Haus komplett wiederherstelle? Über die Spieldurchläufe bekam ich auch immer wieder andere Bauteile, neue Charaktere und Häuser und habe so vermutlich mehr Zeit mit einer Demo verbracht als heutzutage mit einigen Spielen. Irgendwann kam ich dann aber doch auf die Idee, mir das Spiel tatsächlich zu kaufen.

Dabei wusste ich noch gar nichts von der Katze, die ich zum Menschen und meiner ersten Reisegefährtin machen würde. Von Seda und seiner Reise durch die Zeit, einer bösen Eiskönigin und dem König der Schlangen. Dass es mich auf den Mond verschlägt und zu einem Volk in der Wüste. Und zuletzt zu dem bösen Dschinn, vor dem ich als Kind so viel Angst hatte, dass ich den Endkampf nie gewagt habe. Vielleicht sollte ich das jetzt endlich mal angehen und sei es nur, um meinen Charakter wieder ABCCüüüüü zu nennen und in pure Nostalgie zu verfallen.

Ich, Dark Cloud & meine liebste Demo

Kommentare zu Ich, Dark Cloud & meine liebste Demo

Kommentare werden geladen...