Ich habe den englischen König bedient

21.08.2008 - 14:00 Uhr
Farbfilm Verleih
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Heute startet das tschechische Drama von Jiri Menzel, in dem Julia Jentsch eine Hauptrolle übernimmt

Jirí Menzel gehört zu den großen Namen des europäischen Autorenkinos. Der tschechische Regisseur und Schauspieler, der sich 1966 mit Liebe nach Fahrplan etablierte und zu den avantgardistischen Regisseuren der tschechischen Nouvelle Vague gezählt wird, gewann 1968 als gerade einmal Dreißigjähriger seinen ersten Oscar. 1938 geboren, musste er als Kind den Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Tschechien erleben, später den Prager Frühling, den Ausruf des Kommunismus und den Zusammenbruch der Tschechoslowakei. Der Starttermin wurde vom deutschen Verleih nicht zufällig gewählt: Der 21. August 2008 ist der 40. Jahrestag des Einmarsches der Truppen des Warschauer Pakts in die Tschechoslowakei.

I Served the King of England stellt das Alterswerk und eine Herzensangelegenheit des heute 70jährigen dar. Wieder einmal verfilmt der Tscheche einen Roman des 1997 verstorbenen tschechischen Kultautors Bohumil Hrabal und besetzt die Rolle der Hitler-fanatischen Sudentendeutschen mit Julia Jentsch. I Served the King of England zeichnet die “Geschichte eines kleinen Mannes” nach, der als Kellner mit dem ausschweifenden Prunk der Großbourgeoisie vor dem zweiten Weltkrieg in Berührung kommt und am Ende im Gefängnis landen wird. Dessen persönliches Glück wird von den Ereignissen des Dritten Reiches geprägt und letzlich unmöglich gemacht. Doch ist Jan Díte – zu deutsch in etwa “Hans-Kind” – ein Mitläufer, ein Opportunist, ein Spielball seiner Zeit?

Die zunehmende Repressionen, die der Leichtigkeit des Lebens den Garaus machen, musste auch Jirí Menzel erleben. 1969, nur ein Jahr nach dem Oscar, wurde ein Berufsverbot über ihn verhängt, nachdem er in Lerchen am Faden (1968) die politischen Zustände in seiner Heimat angekreidet hatte. Der Film blieb unter Verschluss. Erst nach dem Fall der Mauer 1990 konnte er aufgeführt werden und gewann prompt den Goldenen Bären auf der Berlinale.

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