Die Dokumentation Das Recht der Macht von 2011 wirft einen kritischen Blick auf das Rechtssystem, das Israel in den besetzten Palästinensergebieten nach dem Sechs-Tage-Krieg 1967 proklamierte und wie es sich bis heute entwickelt hat. Dieser Stoff hätte das Zeug zu dröger Langeweile, wäre da nicht der israelische Regisseur Ra’anan Alexandrowicz. Ihm gelingt es, den Zuschauer von Afang an zu packen und anschaulich die Widersprüche zwischen Rechtsstalichkeit und militärischer Besatzung aufzuzeigen und zu hinterfragen.
Die Faszination der Doku macht vor allem aus, dass Alexandrowicz hochrangige Militärs und Rechtsfunktioniäre vor die Kamera bringt, die wissen, wovon sie reden und dabei auch kein Blatt vor den Mund nehmen. Brigardegeneräle, Oberstleutnants und Majore reden über die Situation in den besetzten Gebieten in bedachten, harten und unmissverständlichen Worten. Denn abgesehen von den Staatsanwälten waren sie die Architekten dieses Rechtssystems. Die Dokumentation geht vor allem der Frage nach, warum man in den Palästinensergebieten nicht das allgemeine isarelische Recht geltend machen kann. Dabei offenbaren sich politische Gründe und Probleme, die mit der offiziellen Annexion und der Vergabe der israelischen Staatsbürgerschaft einhergingen. Letztlich leben die besetzten Gebiete seit den sechziger Jahren mit einem Rechtssystem, das als Provisorium gedacht war und inzwischen fast 50 Jahre Bestand hat.
Die Idee zum Film kam Ra’anan Alexandrowicz während einer Anhörung, der er beiwohnte, weil ein Sechzehnjähriger wegen Steinwerfens auf ein Militärfahrzeug im Hochsicherheitstrakt landete. Er beschreibt seine Motivation im Nachhinein wie folgt:
“Das erste Mal in meinem Leben fand ich mich in einem israelischen Militärgerichtssaal wieder und wurde Zeuge der Mechanismen, von denen meine Gesellschaft behauptete, sie würde sie beanspruchen, um den Palästinensern der seit 1967 besetzten Gebiete Gerechtigkeit angedeihen zu lassen. Dieses Ereignis hat meine Wahrnehmung der Situation, in der ich lebe, von grundauf verändert.”
Aufgrund seines kritischen Blicks auf die Lebenssituation in den israelisch besetzten Gebieten erhielt der Film viele Auszeichnungen. Darunter den World Cinema Grand Jury Prize des Sundance Film Festivals 2012 und den Van Leer Group Foundation Award des Jerusalem Film Festivals 2011.
Heute im TV: Das Recht der Macht
Wann: 22.40 Uhr
Wo: arte