In Robin Hood sind Franzosen böse, dekadent & feige

12.05.2010 - 08:50 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
Russel Crowe als Robin Hood
Universal Pictures
Russel Crowe als Robin Hood
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Sie werden da sein: Russell Crowe und Cate Blanchett. Auf dem Roten Teppich werden sie heute Abend flanieren, und mit ihnen zahlreiche andere Stars, die in den nächsten 10 Tagen beim Festival in Cannes ihre Filme präsentieren.

Das Festival Cannes setzt bei der Eröffnung der 63. Ausgabe auf Stars und Mainstream. In den letzten Jahren war dies auch der Fall, so dass der Eröffnungsfilm Robin Hood nicht wirklich überrascht. Erstaunt sind eher die Filmkritiker, denn zum Beispiel Cristina Nord von der Taz fragt sich, warum “Thierry Frémaux, der künstlerische Leiter des Festivals, einen Eröffnungsfilm ausgesucht hat, in dem die französischen Figuren nun wirklich nichts als böse, dekadent und feige sind. Haben die Riesenwellen aus dem Mittelmeer etwa den Cannes’schen Kulturchauvinismus mit sich gerissen?” Auch andere Kritiker entdecken, dass diese Franzosen feige und hinterhältig sind, “aber dafür auch nicht sonderlich intelligent. Folgt man der Franzoseninterpretation dieses Films, versteht man sofort, warum dieser Menschenschlag glatte fünfeinhalb Jahrhunderte länger als das englische Volk und überdies eine blutige Revolution brauchte, bevor sich die ersten modernen demokratischen Gedanken hier Bahn brechen konnten. Ob das französische Kinopublikum diese Darstellung zu schätzen weiß?”

Schon komisch, dass in einem Robin Hood-Film Franzosen vorkommen, aber Filmemacher Ridley Scott und Drehbuchautor Brian Helgeland haben die Geschichte etwas umgeschrieben und vielleicht ist der Film ja gerade deshalb als Eröffnungsfilm auserwählt worden, weil die Presse dann über das Franzosen-Sein schreiben kann?

In dieser Version von Robin Hood geht es zudem eher darum, wie eine Legende entsteht. Laut Jens Balzer von der Berliner Zeitung hat Ridley Scott eine durchaus moderne Version des Stoffes gefunden. "Aus dem Rächer der Enterbten, der Witwen und Waisen ist in der Variante von Ridley Scott ein Vorreiter des modernen Demokratiegedankens geworden; aus dem Lob der heiteren Rechtlosigkeit, das in früheren “Robin Hood”-Kinoversionen von Errol Flynn bis Walt Disney vorherrschte, hat Ridley Scott eine um Realismus bemühte Geschichte über die Entstehung des Rechtsstaats gemacht."

Auch Hanns Georg Rodek von der Welt entdeckt etwas Neues. " Vergangen die Ära von Errol Flynns unbeschwertem Luftikus mit der Fasanenfeder, auch vorbei die Zeit von Kevin Costners versonnenem Guerillero mit dem breiten Grinsen. Russell Crowes Robin Hood ist schwer beladen in jeder Hinsicht, desillusioniert von den Ungerechtigkeiten der Kreuzzüge, auf der Hut vor einem Auffliegen seiner Hochstapelei – und eingezwängt in das Kettenhemd eines Ritters. … Dieser Robin Hood weist keine jubilierenden Blechfanfaren auf wie der mit Errol Flynn Ende der Dreißiger, und er hat keinen Wohlfühltitelsong wie Bryan Adams’ “Everything I Do” für Kevin Costner Anfang der Neunziger. Es ist ein grimmiger Film für grimmige Zeiten, auch wenn die englischen Zuschauer ein weiteres Mal einen Sieg über den französischen Erzfeind bejubeln werden."

Heute Abend marschiert Robin Hood in Gestalt von Russell Crowe in Cannes ein. Mal sehen, was die Franzosen dazu sagen.

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