Isabelle Huppert ist eine Ikone des französischen Kinos. Die actrice intellectuelle hat in fast vierzig Jahren Karriere und in knapp einhundert Filmen unzählige Male ihr schauspielerisches Können unter Beweis gestellt und dabei zwei Mal den Darstellerpreis des Festivals an der Côte d’Azur gewonnen, im Jahre 1978 für Violette Nozière und im Jahre 2001 für Die Klavierspielerin. Dieses Jahr hat die Schauspielerin die Ehre, der Jury in Cannes vorsitzen zu dürfen.
Das hat sie sich auch verdient im Angesicht der harten Arbeit, die Isabelle Huppert seit Dekaden leistet. Seit ihrem Debüt im Jahre 1971 ist die feinfühlige Schauspielerin bis heute pro Jahr in mindestens einem Film zu sehen, teilweise dreht sie sogar sechs Filme innerhalb zwölf Monaten. Und nebenbei steht sie auch noch regelmäßig auf der Theaterbühne.
Und sie arbeitet nicht nur viel – sondern macht diese Arbeit auch ausgesprochen gut. Stolze 38 Preise hat die Charakter-Darstellerin im Laufe ihrer Karriere gewonnen und erfreut sich bei Kritikern höchster Beliebtheit. Sie hält mehrere Rekorde. Sie ist zum Beispiel die einzige Schauspielerin, die bereits 13 Mal für den César, den französischen Oscar nominiert wurde. Isabelle Huppert überzeugt durch ihr nuanciertes und zurückgenommenes Spiel und ihre Bereitschaft, mit ihren Rollen Risiken einzugehen. Auch ihre höchst disziplinierte Arbeitsweise und konzentrierte Beharrlichkeit zeichnen sie aus. Und es ist immer wieder ihr Gesicht, dass Kritiker zu Lobeshymnen hinreißt: Ihr transparenter Teint, der wie Pergament scheint, durch das der Zuschauer auf den Grund ihrer Seele schauen kann. Oder ihre Blicke, die mal kalt, mal abweisend, mal voller Wärme, die Emotionen ihrer Figuren offenlegen.
Vielleicht gerade weil mit Michael Haneke dieses Jahr ein Regisseur in das Rennen um die Goldene Palme geht, mit dem Isabelle Huppert bereits sehr erfolgreich zusammengearbeitet hat, steht die Präsidentin der diesjährigen Jury in Cannes für blinde Gerechtigkeit. Vorab sagte sie, dass eigentlich alle Filme der Jury wenigstens einmal anonym gezeigt werden sollten, ohne deren Regisseure zu nennen. Auch wenn sich diese Idee nicht durchsetzen mag, wir sind sicher, Isabelle Huppert wird auch diese Aufgabe meistern.