Kleiner Kratzer oder tiefe Fleischwunde?

07.11.2011 - 08:50 Uhr
Axel Milberg im Tatort
ARD
Axel Milberg im Tatort
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Gestern wurde in Kiel mal wieder ordentlich gemordet, was wir zum Anlass nehmen, um den Tatort einer genaueren Untersuchung zu unterziehen. Die Frage aller Fragen lautet aber: Wie hat euch der Tatort gefallen?

Borowski (Axel Milberg) und seine neue Kollegin Sarah Brandt (Sibel Kekilli) mussten sich gestern in Tatort: Borowski und der coole Hund mit einem komplizierten Fall und den Avancen des schwedischen Haudegens Stefan Enberg herumschlagen. Dabei wird erst nach und nach klar, was der aufgespießte Lover an der Küste Kiels mit schwedischen Tollwutopfern zu tun hat. Vor Spoilern sei an dieser Stelle gewarnt.

Lokalkolorit: Weniger ländlich als Tatort: Borowski und die Frau am Fenster und dafür etwas sonniger geriet der neue Kieler Tatort nach einer Vorlage von Henning Mankell, der die Öresundbrücke zwischen Dänemark und Schweden für sich zu nutzen wusste. Für den lokalen Charme sorgte vor allem der an Schimanski gemahnende Schwede Enberg als rauer Gegenpol zum geordneten Borowski.

Plot: Mit der Einbindung des schwedischen Kollegen kommt etwas frischer Wind nach Kiel, insbesondere als sich Stefan Enberg zum Unmut Borowskis an Sarah Brandt heranmacht. Trotzdem gerät die Kombination des Internetstalkers von Ina Santamaria (Mavie Hörbiger) mit dem Tollwutausbruch unnötig verwirrend. Schade, obwohl dramatisch, ist auch das Ableben von Stefan Enberg. Dramatisch, weil Enberg ziemlich abrupt aufgespießt wird und schade, weil die Figur erst in dieser Tatort-Folge eingeführt wurde. Insgesamt geriet Tatort: Borowski und der coole Hund deswegen etwas zerfahren.

Unterhaltung: Nachdem Tatort: Borowski und die Frau am Fenster mit einer tollen Schurkin und der unfreiwlligen Borowski-Schladitz-WG hohe Unterhaltungsmaßstäbe gesetzt hatte, holte Tatort: Borowski und der coole Hund die Kieler Ermittler wieder auf den Boden der Tat(ort)sachen zurück. Das ewige Hin und Her mit Ina Santamaria und ihren Internetlovern kurbelte die Spannung nicht gerade an. Die abwegigen Kamerawinkel, welche Regisseur Christian Alvart vereinzelt einbaute, passten zwar zur verschrobenen Borowski-Atmosphäre. Das traurige Ableben des Stefan Enberg entzog dem Krimi dann jedoch den nötigen Humor. Der gehört bei einem Kieler Tatort einfach dazu. Zudem steppte in Sachen Chemie zwischen dem Ermittler-Duo Borowski und Brandt nicht gerade der Bär bzw. der schleswigsche Löwe.

Tiefgang: Die Borderline-Persönlichkeit von Ina Santamaria mit ihren Chat-Bekanntschaften hätte Stoff für tiefere Auseinandersetzungen mit modernen Beziehungen abliefern können. In Tatort: Borowski und die Frau am Fenster wird diese, abgesehen von einer Szene, in der Ina all ihre Internet-Stalker auf einem Fleck vorfindet, vollkommen dem Plot untergeordnet.

Mord des Sonntags: Nach diesem Tatort wird ein Kopfsprung in trübe Gewässer nie wieder dasselbe unverantwortliche Vergnügen sein. Wir bekommen das blutige Ende von Inas Lover in den angespitzten Bambusstäben nicht zu sehen. Trotzdem sorgt hier die Vorstellungskraft für ein deftiges Zusammenzucken. Da kann auch der tollwütige Mischling nicht mithalten.

Zitat des Sonntags: “Herr Borowski, Sie haben wirklich schöne Augen.” (Ina Santamaria)

Mich hat der neue Kieler Tatort ein wenig enttäuscht, aber wie sieht es bei euch aus?

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