In der Mittelstufe war in meinem Jahrgang Wrestling ganz groß angesagt. Die einen fanden John Cena einfach nur cool, die anderen fanden die sogenannten „Heels“, also die Bösen wie bspw. Randy Orton, viel spannender. Und dann wiederum welche, die Party machten, sobald sich Stone Cold Steve Austin und Dwayne "The Rock" Johnson gezofft haben.
In der Kindheit ging man an amerikanische Kult(serien)formate wie WWE SmackDown und Monday Night Raw viel unbekümmerter heran. Man sah in der Flimmerkiste eben das, was man sehen wollte: Ein paar starke Männer oder Diven, die sich gegenseitig runtermachen und dann aufeinander losgehen. Vorzugsweise mit Stahltreppen und Vorschlaghämmern. Irgendeine unscheinbare Aktion konnte monatelange Fehden auslösen, Zwists, die in abgefahrenen Matches endeten, um schlussendlich eine Entscheidung herbeizuführen. Ohja, man wollte einfach glauben, dass das alles so einfach ist. Das dort freischnauze Situationen entstehen, die nur im Ring gelöst werden können.
Ein paar Freunde und Ich waren sogar so trendy, dass wir uns zu jeder PayPerView-Veranstaltung getroffen haben, das Geld dafür zusammengelegt haben und uns bei einem Kumpel die Veranstaltung auf VHS mitgeschnitten haben. Und Wrestlemania war sowieso immer das Größte. Noch mehr Pyro, noch mehr Action, krassere Matches und noch mehr Superstars an einem Abend, als sonst in einem ganzen Monat. Sogar den Schritt in Richtung Fantasywrestlingforen haben wir im Anschluss daran gewagt. Und was hatten wir einen heiden Spaß dabei.
Und heute? Rund 10 Jahre später? Ich gebe zu, seit einigen Monaten ertappe ich mich immer wieder dabei, wie ich regelmäßig bei den beiden Serien hängenbleibe. Aber die Magie von damals ist komplett verflogen. Das soll jetzt nicht in der Aussage „Früher war eh alles besser“ münden (auf die WWE trifft es dennoch zu), sondern vielmehr darin, wie sehr man mit kindlicher Naivität über solche Puppenspiele hinwegsieht. Was ist denn die WWE und Wrestling allgemein betrachtet? Ein sportliches Puppentheater im ganz großem Rahmen. Fehden werden bereits im Büro gesponnen, ehe an sie überhaupt im Ring zu denken ist. Interviews, Gesten und In-Ring-Action sind so koordiniert, um den Schein zu wahren. Sportler nehmen Pseudonyme an und spielen ihre Rollen als „Face“ oder „Heel“. Und am Ende, wenn die Fehde steht, wird sie wochen- bis monatelang im Ring breitgetreten. Ob verbal oder (un)sportlich. Und doch passiert es mir selbst heute noch immer mal wieder, einen altbekannten Wrestler die Halle betreten zu sehen, dessen Einlaufmusik schon damals einfach nur cool war. So kommt man wenigstens etwas in den Genuss aus vergangenen Tagen und sieht über so manchen inszenierten Schmuh viel einfacher hinweg.
Am Ende ist und bleibt es eben nur Entertainment für den Zuschauer.
Dennoch gilt: Je älter man wird, desto schmerzlicher wird dieses Bewusstsein eines Puppentheaters. Aber als Kind war das für mich das Größte. Und darauf kommt es doch an.
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Datum: 1. April 2015
Wer in der nächsten Runde mitmachen will, meldet sich bei chita91 oder Grimalkin.