Im Kommentar der Woche möchten wir jede Woche eure Kommentare auf der Bühne moviepilots feiern. Die Voraussetzungen dafür können beinahe alle Kommentare erfüllen, ob mit Stahlgebiss ein Film in Form geknabbert wird, ein strategisch platzierter Laser einer Serie auch noch das letzte Staatsgeheimnis entlockt, oder ihr einen Schwarm von Worten wie Piranhas auf einen Star loslasst: Wenn euch ein Kommentar besonders gut gefallen hat, schreibt mir einfach eine Nachricht.
Der Kommentar der Woche
Mr Bond, Mondkalb im Geheimdienst ihrer Majestät, erhält diese Woche einen enttäuschten Fanbrief von Ben Kenobi, der sich das All-Abenteuer mit Sprücheklopfer Roger Moore als Space James – James Bond 007 – Moonraker – Streng geheim – angesehen hat:
Lieber James,
ich wende mich persönlich an dich, da ich keinen anderen Ausweg weiß. Aber um nicht mit der Tür ins Haus zu fallen, gestatte ich mir eine Vorbemerkung: Als erfahrener Agent wird es dich nicht überraschen, wenn ich dir mitteile, dass dieses Schreiben vielleicht mitgelesen werden wird. Daher möchte ich mich jetzt an alle potenziellen Mitleser und Mitwisser wenden, und darauf verweisen, dass eine persönliche Nachricht wie diese natürlich immer SPOILER enthält.
Nun also zu meinem eigentlichen Anliegen. James, wir zwei haben eine Menge zusammen durchgemacht. Wie du weißt, habe ich das meistens sehr genossen, und so manches Abenteuer mit dir deswegen auch mit hohen Punktzahlen honoriert. Erinnere dich nur mal an dein Aufeinandertreffen mit dem Superschurken Goldfinger, oder daran, wie du einst eine Verbrecherbande in einem erloschenen Vulkan aufgemischt hast. Oder denke meinetwegen auch nur an deine letzte Reise zurück, wo du dich in Topform mit einem pathologischen Aqua-Faschisten herumgeschlagen hast. Mensch, das waren Zeiten! Dein Charme, deine Kompromisslosigkeit und dein britischer Humor waren dabei stets deine Markenzeichen. Noch wichtiger aber war mir immer, dass du glaubwürdig warst und ich bei jedem deiner Abenteuer so richtig mitfiebern konnte (naja, außer bei der Geschichte mit den Diamanten, aber lassen wir das).
Doch was musste ich da soeben miterleben? Nein, ich meine nicht den sülzigen Song, der dein neuestes Abenteuer eingeleitet hat. Das Elend begann schon einige Minuten vorher, nachdem du dich in alter Haudegen-Manier mit ein paar Schlägern in einem abstürzenden Flugzeug amüsiert hast: Warum zur Hölle hast du da den einzigen Typen mit einem Fallschirm aus der Tür gestoßen? Konntest du etwa ahnen, dass du ihn dir schon wiederholen würdest? Und überhaupt, was dann passiert ist: Wie hast du das getan? Springst einfach ein, zwei Minuten später aus dem Flieger, dem Kerl hinterher, und holst ihn nicht nur ein; nein, du legst ihm im freien Fall den Fallschirm ab, und dir selbst an, als tätest du das jeden Morgen auf dem Weg zum Bäcker. Aber auf die glorreiche Idee, das Ding zu benutzen, kommst du erst kurz bevor die darauffolgende Konfrontation mit deinem alten Freund Jaws brenzlig endet – etwas mehr weise Voraussicht hätte ich dir da schon zugetraut, alter Freund!
Zum Glück hat die weise Voraussicht dich, oder du sie, in erheblichem Maße wieder, als du später im Château deines neuen Erzfeindes residierst: So siehst du zum Beispiel einen in einer Baumkrone versteckten Heckenschützen, obwohl du dich eigentlich auf Fasanenjagd wähnst, und holst eben jenen Schützen, der deinen Kopf übrigens länger als eine Minute im Visier seines Präzisionsgewehres hatte, mit einem lockeren Schuss aus der Schrotflinte vom Baum. Außerdem ahnst du nicht nur, dass dein Gastgeber etwas im Schilde führt, was zugegebenermaßen auch für mich als Laie recht offenkundig war – nein, du hast in deiner Voraussicht anscheinend intensiv die Pläne seines riesigen Schlosses studiert, und weißt daher, wo die Gemächer der Lady zu finden sind, und, für deinen Fall fast genauso wichtig, wo sich das Arbeitszimmers des Chefs befindet. Natürlich hast du dein Portemonnaie auch zuvor gegen einen Safeknacker eingetauscht und konntest daher zuversichtlich und nach Herzenslust in den Unterlagen vom Big Boss wühlen. Dass dir dabei weder Alarmanlagen noch so profane Dinge wie verschlossene Türen in den Weg kommen würden, war dir ja sicher vorher klar.
Allgemein scheinst du ja mit der Open-Door-Policy der Drax Corporation eine Menge Glück gehabt zu haben, ansonsten wäre dein Zusammenstoß mit dem Stockkämpfer vielleicht eher unglimpflich ausgegangen. So aber konntest du dich mit Leichtigkeit in den Museumsraum flüchten, der, wie wir vorher erfahren haben, Vasen, Gläser und andere Gefäße im Wert von Millionen von Dollar beherbergt. Was du dafür tun musstest? Dir einen Weg durch lasergesicherte Alarmkorridore bahnen, Sicherheitselektronik außer Kraft setzen oder einen 23-stelligen Code eingeben? Quatsch, du musstest einfach die Tür öffnen und warst drin, inmitten der vielleicht exquisitesten Sammlung historischer Glasprodukte der Welt. Dass du mit angesehen hast, wie ein Rüpel selbige mit seinem Kampfstock zerdeppert, statt beherzt zuzuschießen (denk an den Heckenschützen!), weist dich nicht gerade als Kunstkenner aus.
Oder war deine Waffe einfach die ganze Zeit über defekt? Oder hattest du sie gar (wie peinlich!) im Zimmer einer deiner Gespielinnen vergessen? Wie auch immer – manches Mal hätte ich mir für dich gewünscht, du hättest einfach mal wieder einen lässigen Schuss aus der Hüfte abgegeben, so wie früher. Oder Jaws vom Seilbahnwagen geschmissen, statt ihn hineinzustopfen. Weißt du nicht mehr, was er damals in Ägypten mit dem Lieferwagen angestellt hat? War doch klar, dass er sich eine solche Gelegenheit nicht nochmal entgehen lassen würde…