Im Film macht sich der Darsteller zum Affen, im Kino rülpst der Sitznachbar in einer Tour – da ist es beinahe unvermeidlich, dass einem vor Fremdscham das Gesicht rot anläuft. Wir haben es doch bestimmt alle schon einmal erlebt, dass wir durch die Aktion eines anderen Menschen unheimlich peinlich berührt waren. Und uns Cineasten passiert es auch nicht selten, dass dieses schreckliche Gefühl uns überkommt, wenn wir eine Szene in einem Film sehen. Aber es gibt nur ein erstes Mal, an dem wir vor Fremdscham im Sessel versinken wollten. Und auch wenn es uns nicht sonderlich leicht fällt, diese verdrängten Emotionen aus dem Hinterstübchen hervorzukramen, wollen wir uns doch mit euch auf eine Reise in die Niederungen der Peinlichkeiten begeben mit unserem ersten Mal fremdschämen!
Nackt Russisch reden – Nils schämte sich mit
Wie könnte eine richtig peinliche Situation aussehen? Ein offener Hosenladen beim Vorstellungsgespräch? Wenn beim Essen mit den Schwiegereltern etwas kräftig aufgestoßen werden muss? Stolpern vor einer großen Gruppe Menschen? Sicherlich, das ist alles nicht schön, aber John Cleese, der in Ein Fisch namens Wanda auf Russisch parlierend und splitterfasernackt vor der Familie steht, toppt das alles noch! Und auch wenn ich den Film sehr gerne mag und mich bei dieser Szene wegschmeißen könnte, ein guter Batzen Fremdscham ist da immer mit dabei.
Jenny fühlte sich durch einen Kinobegleiter peinlich berührt
Ins Kino zu gehen macht Spaß, gerade weil es ein Gemeinschaftserlebnis ist. Doch so manches Mal wäre es besser gewesen, ganz allein im Saal zu sitzen. Ich kann den Film zwar nicht genau benennen, bei dem es zum ersten Mal geschah. Doch im Kino lernen wir Menschen von einer ganz anderen Seite kennen. Ich war also damals mit besagter Person im Kino. Ein Blockbuster, nichts besonderes, was diskussionswürdig gewesen wäre. Doch ab Minute 1 begann neben mir der Dialog mit der Leinwand. Jede Szene erhielt einen lautstarken Kommentar, jede Plotwendung wurde bewertet, jede Finte nacherzählt. Bei einem Filmabend daheim auf der Couch wäre das kein Problem gewesen, doch in einem vollbesetzten Multiplex-Kinosaal wurde es mir dann doch etwas viel. Ja, ich mag diese nicht näher genannte Person. Aber jedes Mal, wenn wir ins Kino gehen, hoffe ich trotzdem, dass der Film so wenig leise Szenen wie möglich beinhaltet.
Julia schämt sich für Bully
Scheinbar muss ich mich nicht nur für die Marienhof-Vorliebe meiner Freunde schämen, sondern zeitweise auch für ihren Filmgeschmack. Wie oft saß ich schon in einer geselligen Runde, als allen ernstes vorgeschlagen wurde, gemeinsam Der Schuh des Manitu oder Lissi und der wilde Kaiser anzusehen. Michael Herbig ist soetwas wie mein “favourite worst nightmare” auf der Leinwand. Ich würde niemals auch nur in die Nähe eines Kinos gehen, wenn ich von weitem bereits erkennen kann, dass dort ein Bully Kinoplakat hängt. Dieser unangenehme Humor ist so furchtbar, dass ich mir gerne Augen und Ohren abstechen möchte.
Frank hat Sarah vor ihrer Mutter zutiefst beschämt
Vor ungefähr 17 Jahren saß ich mit meiner Mutter im Kino und wollte am liebsten fliehen. Wir waren – warum eigentlich, weiß ich nicht mehr so genau – auf die Idee gekommen, uns Die nackte Kanone 33 1/3 anzuschauen. Aber für mich war das kein Spaß, der gesamte Film war mir einfach nur peinlich. Ich saß da mit meiner Mutter. Und ich war zwar noch recht klein, aber immerhin war ich schon alt genug, um die ganzen Witze zu begreifen, die tief unter die Gürtellinie gingen. Grauenhaft. Erwähnte ich schon, dass ich da mit meiner Mutter saß? Hinterher haben wir beide erstmal eine Weile betreten geschwiegen.
Und: Wann habt ihr euch mal richtig fremdgeschämt?