Abenteuergeschichten wie die von Alexandre Dumas wurde schon unzählige Male verfilmt. Aber immer, wenn eine neue Adaption um die Ecke kommt und die Weltliteratur ein weiteres Mal in Film- oder Serienform gießt, erinnert man sich plötzlich wieder, warum diese Werke so lange überdauert haben. So auch im Fall von Der Graf von Monte Christo, der ab sofort im Kino läuft: Das französische Filmepos von Alexandre de La Patellière und Matthieu Delaporte besitzt alle Zutaten mitreißender Abenteuer-Unterhaltung.
Endlich wieder Abenteuer-Kino: Der Graf von Monte Christo verwickelt uns in seinen großen Racheplan
1844 veröffentlichte der französische Schriftsteller Alexandre Dumas nicht nur Die drei Musketiere, sondern auch den Auftakt seiner epischen Abenteuer-Geschichte Der Graf von Monte Christo. An dessen Handlung rüttelt die Kinoneuauflage nicht groß: Seemann Edmond Dantès (Pierre Niney) blickt nach einem überstandenen Schiffsunglück froh seiner Hochzeit und Beförderung entgegen, wird stattdessen jedoch angeklagt und landet 14 Jahre unschuldig in Haft.
Als Dantès die Flucht von der Gefängnisinsel vor Marseille gelingt, nimmt er die falsche Identität des Grafen von Monte Christo an. Mit seinem neu erworbenen Reichtum drängt er sich zurück in das Leben seiner alten Bekanntschaften. Seine über ein Jahrzehnt geplante Rache soll vor allem drei Menschen zur Verantwortung ziehen, die ihn damals betrogen haben: Den neidischen Schiffsbesitzer Danglars (Patrick Mille), den Anwalt Gérard de Villefort (Laurent Lafitte) und seinen einstigen Freund Fernand de Morcerf (Bastien Bouillon), der mittlerweile Dantès Liebste geheiratet hat, Mercédès (Anaïs Demoustier).
Dass Der Graf von Monte Christo eine Vielzahl wichtiger Charaktere ins Feld führt, samt Kindern, Ehepartnern und häufig mit mehr als einem Namen, könnte diejenigen ohne Buchkenntnis anfangs etwas überfordern. Aber der Abenteuerfilm schafft es, das komplizierte Figurengeflecht auch für Uneingeweihte zu entwirren. Nachdem erst einmal klar ist, wer hier wen betrogen hat, folgen wir Edmond Dantès nur zu gern auf seinem Rachepfad.
Masken, Landschaften, Kerker: So sieht episches Kino aus
Schon Die Drei Musketiere-Neuauflage aus unserem französischen Nachbarland verstand es vor zwei Jahren, Abenteuer in große Bilder zu gießen. Von dieser visuellen Opulenz können wir in der Heimat der Action-armen Goethe-Literaturklassiker nur träumen. Selbst Hagen, der zumindest einen Schritt in diese Richtung ging, kann nicht mit der Bildgewalt von Der Graf von Monte Christo mithalten. Denn der reizt seine Schauwerte in jeder Sekunde aus.
Gleich zu Beginn überstehen wir an Edmond Dantès' Seite ein sturmumpeitschtes Schiffsunglück. Aus den Wellen retten wir uns sodann in die sonnendurchflutete Küstenlandschaft Südfrankreichs, bevor wir in düstere Kerker abtauchen. Kostüme und Sets überzeugen bei der Reise in die Vergangenheit ebenso wie das rasche Erzähltempo, das trotz fast dreistündiger Filmlaufzeit keine Langeweile aufkommen lässt.
Auch der Hauptdarsteller ist ein großer Pluspunkt:
Wie verändert Pierre Nineys Gesicht mit der hautengen Maske des Grafen von Monte Christo tatsächlich aussieht, darüber lässt sich diskutieren. Unbestritten haucht der französische Star der überlebensgroßen Rolle jedoch ein mitreißendes, neues Leben ein – ob er nun Schätze hebt, Duelle austrägt oder dem Blick seiner einst großen Liebe ausweicht.
Der Graf von Monte Christo ist zum Glück auch eine Abenteuerreise ins Innere
Das Filmerlebnis beschränkt sich allerdings nicht nur auf die beeindruckende Abenteuer-Fassade: Vom Mithäftling Abbé Faria (Pierfrancesco Favino) bis zum romantisch erfrischend neu ausgerichteten Grafen-Mündel Haydée (Anamaria Vartolomei) erschafft der Cast Menschen mit Träumen, Zweifeln und Fehlern, die ein reichhaltiges Innenleben mitbringen.
So geradlinig die Rachegeschichte zunächst klingt, so sehr versteht der Graf von Monte Christo es dann doch, unsere Überzeugung gerechter Vergeltung langsam aufzuweichen. Spätestens wenn er die zweite Generation in seine Pläne verwickelt, müssen wir uns fragen, ob der liebenswürdige Sohn seines Rivalen, Albert (Vassili Schneider), und der ohnehin schon gebeutelte Andréa (Julien De Saint Jean) ihre Rollen als Instrumente des Grafen verdient haben. Wenn ein Held zu weit geht, rüttelt er an seinem heroischen Fundament und droht zum Bösewicht zu werden. Und was gibt es Interessanteres als Figuren mit Schattierungen?
Visuell, beim Personal und erzählerisch beweist die gelungene Neuadaption letztendlich 180 Jahre später vor allem eins: Dass Der Graf von Monte Christo mit Aufstieg und Fall, Liebe und Verrat, Reichtum und Rache immer noch eine der größten Abenteuergeschichten ist. Also poliert eure Degen, sattelt die Pferde und auf ins Kino!
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