Ösi ist in! Von Müllers Büro bis Contact High

19.06.2009 - 14:38 Uhr
Müllers Büro, 1986
Müllers Büro, 1986
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Der Film aus Österreich ist groß im Kommen: Wer bislang nur Michael Haneke als Filmemacher aus dem deutschsprachigen Ausland kennt, wird sich wundern, welche Perlen das Ösi-Kino beheimatet

Österreichs Kino wurde lange Zeit entweder ignoriert oder mit einem despektierlichen Lächeln bedacht. Österreichs Filmemacher müssen mittlerweile daran gewöhnt sein, aufgrund der deutschen Sprache auch großzügig eingedeutscht zu werden. Und österreichische Filmemacher wie Ulrich Seidl oder Michael Haneke, die sich einen Namen im europäischen Kino gemacht haben, scheinen ebenso im Ausland zu arbeiten wie in Österreich. Erfolge feierten eher Dokumentarfilme wie We Feed the World – Essen global oder zuletzt trockene Krimis wie Der Knochenmann. Selbst der Oscar-Gewinner 2007, Die Fälscher, gilt nicht als Kinoerfolg. Da nun diese Woche mit Contact High ein österreichischer Kifferfilm in den deutschen Kinos startet, nehmen wir dies zum Anlass, euch ein paar Werke vorzustellen, die das “Ösi-Kino” sehenswert machen.

Wirft man einen Blick auf die österreichischen Filmcharts (Quelle: Wikipedia), so fällt denn erst einmal folgendes auf: Die Ösis lieben es lustig! Drei Komödien zogen bislang die meisten Kinofans vor die Leinwände. Der Film mit den meisten Zuschauern in Österreich ist Hinterholz 8 aus dem Jahr 1998 (617.558 Besucher), gefolgt von Poppitz aus dem Jahr 2002 (441.017 Besucher) und Müllers Büro aus dem Jahr 1986 (441.000 Besucher).

Die 5 moviepilot-Highlights des Ösi-Films

1. Müllers Büro: Kult, Must-See, Geiler Schmarrn

Die abgedrehte Krimikomödie mit Musical-Ansätzen ist zwar ein Muss, muss aber nicht unbedingt gefallen. Denn was 1986 Humor war, muss es heute auch nicht unbedingt mehr sein. Vor allem, wenn auch der Film um den erfolglosen Privatdetektiv Max Müller auch 1986 nicht gerade jeden zum Lachen brachte. Wer sich den Abstieg Müllers in die Wiener Unterwelt antut, wird mit so manchen Szenen, Songs und Figuren belohnt, die er garantiert nicht mehr vergessen wird. Es lebe Niki List!

Hier eine bekannte Szene aus Müllers Büro

Urteil der moviepiloten: Community: 6,8 und Kritiker: 5,7.

2. Der Knochenmann: Trockener Humor, Top-Krimi, nichts für seichte Gemüter

“Der Knochenmann ist großartiges deutschsprachiges Kino, nach dem schwarzhumorigen Roman des Krimischriftstellers Wolf Haas, fantastisch besetzt mit Hader, Bierbichler und vielen anderen. So schrecklich und schrecklich absurd wie das Leben selbst, nichts für schwache Nerven zwar, aber unbedingt sehenswert”, so lesen wir im Pressespiegel zum Film. Der Überraschungserfolg aus Österreich ist erstklassig besetzt, unter anderem mit Birgit Minichmayr. Nach Komm, süßer Tod (2000) und Silentium (2004) ist Der Knochenmann bereits die dritte Zusammenarbeit zwischen Regisseur Wolfgang Murnberger, Autor Wolf Haas und Schauspieler Josef Hader in der Rolle des Privatdetektivs Simon Brenner. Diesmal muss er nach einer Leiche und einer verschwundenen Person in der Steiermark ermitteln. Blutiges Lokalkolorit voller satirischer Dialoge überzeugte die Kinogänger: Der Film soll die Backhendl-Industrie kräftig angekurbelt haben.

Urteil der moviepiloten: Community: 8,4 und Kritiker: 7,8.

3. We Feed the World – Essen global: Investigativ, erschütternd, global

Der erfolgreichste österreichische Dokumentarfilm aller Zeiten ist der Regie von Erwin Wagenhofer geschuldet, der lediglich gemeinsam mit seiner Regieassistentin die halbe Welt bereiste, um diesen Film zu machen. Der Film zeigt Prozesse der Massentierhaltung und industriellen Produktion von Nahrung und versucht globale Zusammenhänge der Lebensmittelindustrie zu skizzieren. Der weltpolitische Kontext wird dabei vorwiegend von Jean Ziegler kommentiert, welcher 2005 bei Erscheinen des Films noch Sonderberichterstatter der UN war.

Urteil der moviepiloten: Community: 7,8 und Kritiker: 7,2.

4. Contact High: Ein Fest der Sinne, bunt, verdrogt

Nun ja. Contact High ist schwer einzuordnen. Ein “psychedelischer Roadtrip” soll dieser Kifferfilm sein, der auf durchgeknallte Weise zwei ziemlich verpeilte Deppen nach Lodz schickt, wo sie eine Tasche abholen sollen. Pilze, Pillen, Gras. Der Rest äußert sich in einem knallbunten Potpourri von schrägen Nebenfiguren, LSD-Optik und Zitaten auf Referenzfilme. Wirklich erklären kann man Contact High nicht. Nur so viel: Dieser Film ist völlig…anders.

Urteil der moviepiloten: Community: 6,4 und Kritiker: 7,5.

5. In 3 Tagen bist du tot: Blutig, jugendlich, spaßig

Noch so ein ungewöhnlicher Ösi-Film, bei dem man sich fragt, wie diese Filmidee Produzenten fand. Ein Ösi-Slasher mit jugendlichen Laiendarstellern, die alle in einem österreichischen Dialekt des Salzkammerguts sprechen? Ja! Der Film um eine Clique, die gerade ihre Matura feiert und dabei einer um den anderen von einem Killer abgeschlachtet wird, ist Scream – Schrei! auf österreichisch.

Urteil der moviepiloten: Community: 5,9 und Kritiker: 4,5.

Wer sich umfassender über den österreichischen Film informieren möchte, dem sei die Anthologie Der österreichische Film empfohlen, in welcher nach dem Vorbild der SZ-Edition 125 bedeutende österreichische Filme für jeweils 9,90 Euro veröffentlicht wurden. Neugierig geworden? Hier könnt ihr euch die DVDs kaufen:

Müller’s Büro

We Feed the World – Essen global – Große Kinomomente

IN DREI TAGEN BIST DU TOT / Edition Der Standard

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