Outcast - Robert Kirkmans nächste Horrorserie im Pilot-Check

31.01.2017 - 10:15 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Kyle ist besessen
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Kyle ist besessen
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Nach dem Zombie-Dauerbrenner The Walking Dead folgt mit Outcast eine weitere Horrorserie, die auf einem Comic von Robert Kirkman beruht. Diesmal sorgen nicht beißende Untote für Schrecken und Vernichtung, sondern düstere Dämonen. Ob sich hinter Outcast ein neuer potenzieller Hit verbirgt, erfahrt ihr im Pilot-Check.

Update: Den Pilot-Check zu Outcast haben wir bereits zum US-Start der Serie auf Cinemax veröffentlicht. Nun gibt es die Adaption der gleichnamigen Comics von Robert Kirkman jeden Dienstag um 22:30 Uhr auf ZDFneo im deutschen Free-TV zu sehen.

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Der Einstieg in Outcast, die neue Horrorserie von Robert Kirkman, ist nichts für schwache Gemüter. Ein kleiner Junge schmettert seinen Kopf immer wieder gegen die Wand seines Zimmers und zerquetscht dabei eine riesige Kakerlake, bis sich sein Blut mit den Überresten des Ungeziefers mischt, die er schließlich verschlingt. Gruselig ist das nicht, aber Reize wie Ekel oder Schmerz werden hier mit einem lauten "Hallo" angesprochen. Der Junge ist nicht wie zunächst angenommen die frühe Version des gepeinigten Helden, sondern der kleine Joshua, ein weiteres Opfer einer dunklen Macht.

Nicht zuletzt American Horror Story, Penny Dreadful und The Walking Dead haben das Horror-Genre in qualitativ hochwertigen Serien auf TV-Bildschirme gebracht. Mit Outcast folgt nun ein weiterer potenzieller Hit des The Walking Dead-Schöpfers Kirman. Als Idee zur Serie dienen die gleichnamigen Comics, vermarktet unter Outcast by Kirkman & Azaceta, die seit 2014 monatlich erscheinen. Kirkman lieferte auch das Drehbuch zum Piloten namens A Darkness Surrounds Him, den der Horror-erprobte Adam Wingard (You're Next) inszenierte. Die Produktionsunternehmen FOX International Studios und Cinemax (gleichzeitig der ausstrahlende Sender) sind von dem Erfolg der neuen Horrorserie wohl überzeugt: Noch vor der Ausstrahlung des Piloten wurde im März eine zweite Staffel geordert.

Bereits die Anfangssequenz ist vielversprechend und stimmt auf die düstere Atmosphäre ein, die den Piloten bestimmt: Zerfall, Tod, Leere und Einsamkeit. Die Kadaver kleiner Tiere liegen auf den verlassenen Fenstersimsen verfallener Häuser, stumpfe Augen ausgestopfter Hirsche blicken dumpf in die Kamera, Dunkelheit lauert in jeder Ecke. Die Musik sorgt für Gänsehaut und kalte Schauer. Das kleine Örtchen Rome, der fiktive Handlungsort in West Virginia, dessen Ortsschild wie das Erkennungsmerkmal von Twin Peaks einsam zwischen Bäumen steht, wirkt wie eine Geisterstadt. Leere Straßenzüge, einsam stehende Häuser und kaum eine Menschenseele belebt die Szenerie. Die winterliche Witterung tut ihr Übriges. Die Bäume sind kahl, nichts blüht, nichts grünt, nichts lebt, so als läge das Unheil bereits über der Stadt.

Der Protagonist Kyle ist wahrlich ein Outcast, ein Ausgestoßener und Einsiedler. Er hat sich seine Einsamkeit selbst auferlegt und lebt freiwillig in dem Haus, in dem sein Leiden begann. Es ist zu einer Ruine verfallen, ein Horrorhaus, in dem der eigentliche Spuk aber schon lange vorbei ist. Seine Stimme ist leise, sein Gang lethargisch, die Schultern zusammengefallen und aus dem vom Leiden gezeichneten Gesicht blicken trübe Augen. Kyle ist eine gemarterte Seele. Verkörpert wird Kyle von Patrick Fugit, der sich als aufgewecktes, neugieriges, aber sehr unerfahrenes Kerlchen und angehenden Musikjournalisten William in Almost Famous - Fast berühmt einen Namen machte. Statt eines lebenshungrigen jungen Burschen spielt er nun einen gebrochen Mann. Die Rolle steht ihm jedoch sehr gut, sein Leid spricht aus jeder seiner zurückhaltenden Bewegungen.

Er selbst war nie von einem Dämon besessen, doch war er seit frühester Kindheit ein Opfer, das unermessliche Pein erlitten hat. Die dunkle Macht befiel seine Mutter, als Kyle ein kleiner Junge war. Unfähig die Ursache für die Grausamkeiten seiner Mutter zu erkennen, hielt er sie für psychisch krank. Sie attackierte ihn, misshandelte ihn und sperrte ihn in eine dunkle Speisekammer, durch dessen Lüftungsfenster er das schaurige Treiben der fremdgelenkten Frau beobachten konnte. Als wäre das nicht schlimm genug, nahmen die Dämonen später Besitz von seiner Ex-Frau Ellison (Kate Lyn Sheil) und seiner Tochter Amber (Madeleine McGraw)

Die Darstellung der dämonischen Inbesitznahme entspricht den gängigen Konventionen, die sich seit Der Exorzist, dem Klassiker aller Teufelsaustreiber-Streifen, durchsetzen: Menschen, die über dem Bett schweben, sich in widernatürlichen Verrenkungen zusammenkrümmen und mit verzerrten Stimmen wirre Worte ausspeien. Das Böse ist hier eine spirituelle, übersinnliche Macht. Sie ist nicht greifbar und lässt sich nicht mit einem gezielten Messerstich durch den Zaun erledigen, wie die seelenlosen Beißer in The Walking Dead. Sie ist ein Parasit, der seinen Wirt befällt und Kontrolle über ihn nimmt. Die vermeintlichen Täter sind doch nur Opfer, wird Kyle später begreift.

Reverend Anderson (Philip Glenister) ist ein Exorzist der alten Schule, der mit einer Bibel und einem Kreuz bewaffnet an die Haustür der betroffenen Familien klopft und wie ein Dorfarzt durch die Lande tingelt, dabei aber weltlichen Genüssen wie Alkohol und Glücksspiel nicht abgeneigt ist. Durch Kyles Fall kam er das erste Mal mit einer Teufelsaustreibung in Berührung und machte sie zu seiner Profession. Trotzdem ist es Kyle, der das Mittel gegen die Dämonen zu kennen scheint und gegen Übergriffe resistent ist. Ob das den Ausgestoßenen im weiteren Verlauf der Serie zu einem Auserwählten werden lässt? Die Tatsache, dass viele Einwohner von den zunehmenden Übergriffen der Dämonen wissen und diese als solche akzeptieren, verheißt nichts Gutes.

Outcast verzichtet auf plumpe Jump-Scares und abgedroschene Erschrecker. Der Horror erreicht den Zuschauer durch die exzellente, dauerhaft düstere Atmosphäre, die von Verzweiflung und Einsamkeit erzählt. In ihrer Intensität erinnert sie an das sumpfig-schwüle Louisianna, das zur Wirkungskraft der ersten Staffel von True Detective beitrug. Explizit ist vor allem die Darstellung von brutaler, körperlicher Gewalt. Eine Teufelsaustreibung erfordert vollen Körpereinsatz, doch am Ende ist es der zerbrechliche Kinderkörper, der mit Fäusten blutig geschlagen wird. Im Gegensatz zu den Überlebenden in The Walking Dead steht den Bewohnern Romes die Apokalypse noch bevor. Ob sie aufgehalten werden kann oder welche Dimensionen sie annehmen wird, ist noch ungewiss. Wir werden sehen.

Konnte euch die neue Comic-Adaption Kirkmans überzeugen?

Outcast wird in Deutschland bei Fox montags ab 21 Uhr ausgestrahlt.

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