Pedro Almodóvar feiert heute seinen 60. Geburtstag

25.09.2009 - 09:02 Uhr
Pedro Almodóvar
Sony Pictures Classics
Pedro Almodóvar
0
0
Der spanische Regisseur, Oscar-Preisträger und einer der wichtigsten europäischen Filmer, ist seit den 1980er Jahren ein Bekannter im internationalen Filmgeschäft. Das Alter hat sich in seinen Filmen noch nicht bemerkbar gemacht: Schrill sind sie immer noch.

Heute wird der Mann, der Spaniens Filmkunst wieder ins internationale Blickfeld rückte, 60 Jahre alt. Pedro Almodóvar feiert heute seinen runden Geburtstag. Grund für uns, dem Mann zu huldigen, der so gekonnt mit der Sexualität spielt und unsere Sicht auf Spanien etwas verändert hat.

Mit seinem gesamten Oeuvre hat Pedro Almodóvar es geschafft, dem Genre des Melodramas neues Leben einzuhauchen. Die Wege, die er geht, um seine Geschichten zu erzählen, sind so unkonventionell wie seine Geschichten selber. Immer wieder wird sein Werk in die Nische des Queer Cinemas gerückt, und er hat auch 1987 für Das Gesetz der Begierde den ersten Teddy Award, den schwul-lesbischen Preis der Berlinale gewonnen.

Aber seine Filme sind mehr als das. Pedro Almodóvar sieht sich selbst nicht als schwulen Filmemacher. Ganz wie bei den Figuren seiner Filme, beschreibt er seine Sexualität als etwas Fließendes, jenseits aller Kategorien. So verlieben sich in seinen Filmen Männer und Frauen unterschiedlichster sexueller Ausrichtung ineinander. Die Grenzen von Sexualität und Geschlecht sind nie klar definiert. Es gibt bei ihm nicht DEN Heterosexuellen, DIE Lesbe oder DEN Schwulen. Selbst die Geschlechter sind bei ihm nicht eindeutig definiert – immer wieder tauchen in seinen Filmen Transvestiten auf. Indem diese Grenzen fließend wurden, erweiterte Pedro Almodóvar auch die Möglichkeiten der Erzählung – jede erdenkliche Kombination erscheint auf einmal möglich und realistisch.

Doch Almodóvars Bedeutung geht noch viel weiter. Seine Filme zielen nicht nur auf die sexuelle Freiheit. Mit ihr einher geht auch eine neue Herangehensweise an Kultur und Gesellschaft. Alte, verkrustete Strukturen waren nicht mehr länger unumstößlich. Pedro Almodóvar zeigte die Möglichkeit, dass Konventionen ohne Schockeffekte aufgebrochen werden können, und dem Zuschauer gleichzeitig ein Gefühl von Realität zu vermitteln – quasi die Gesellschaft und ihre eigene Wahrnehmung durch die Kunst zu erweitern. Spätestens seitdem Pedro Almodóvar mit Sprich mit ihr – Hable con ella seinen zweiten Oscar gewann, prägt er wie kein anderer Filmemacher das Bild, was wir Europäer von Spanien im Kino vermittelt bekommen. Es sei feurig und traditionell, von starken Frauen besetzt und Männern, die ihre Sexualität egal in welche Richtung ausleben, es sei Stierkampf und Hysterie, Liebe und Verlust, Flamenco und Trauer.

Das Kino des Pedro Almodóvar bedeutet nicht nur Rebellion, sondern ist auch die Offenbarung spanischer Klischees und des traditionellen Kitsch. Vor allem seine bedeutenden Werke seit den 1990ern wenden sich verstärkt dem Spanischen hin: Denken wir an Penélope Cruz, wie sie den Flamenco in Volver – Zurückkehren singt oder Rosario Flores, die Torrera aus Sprich mit ihr – Hable con ella, die den männlichsten aller spanischen Berufe verweiblicht. Die Infragestellung sexueller Identitäten spielt sicherlich eine Rolle im Flirt mit Spanien, doch weitaus wichtiger scheint der Einsatz typischer spanischer Muster, die Almodóvar teils traditionell, teils ironisch verwendet: Flamenco, Stierkampf, Pueblo, Familie – allen voran die spanische Frau bzw. Mutter.

Was seine Arbeiten angeht, besteht Pedro Almodóvar darauf, dass er niemals absichtlich anhand seiner Filme irgendwelche Mauern eingerissen, die Gesellschaft in Frage gestellt hat. So hört es sich fast schon zu bescheiden an, wenn er sagt: “Ich habe einfach immer nur die Geschichten erzählt, die mich interessierten.” Ein Glücksgriff also? Auf jeden Fall ein Glücksgriff für das Kino.

Übrigens: Im Tobis Filmclub findet ihr ein eigenes Special zu [[s:pedro-almodvar|r] s letztem Film Zerrissene Umarmungen.

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News