Seit 16 Jahren – seit John Lasseter einen Special Achievement Oscar für Toy Story erhielt, den ersten computeranimierten Spielfilm der Filmgeschichte – ist ein ehemals kleines, oft belächeltes Animationsstudio aus Emeryville, Kalifornien beim Oscar nicht mehr wegzudenken. Die Rede ist natürlich von Pixar, den Animationspionieren, die heutzutage dem alten Branchenprimus Disney schon längst den Rang abgelaufen hätten – wären sie nicht vom Micky Maus Konzern geschluckt worden.
Seit ihren Anfängen mit Toy Story konnte Pixar fünf weitere Oscar-Statuen für den besten animierten Spielfilm mit nach Hause nehmen. Zusätzlich gingen seit Bestehen des Unternehmens drei weitere Academy Awards für die besten Kurzfilme an die Schöpfer von Woody und Buzz. Das macht insgesamt 9 Oscars in 16 Jahren. Die letzten drei Jahre gewann die Animationsschmiede sogar in Folge den goldenen Nudisten. Das letzte Kunststück, das Pixar gelang, war die Nominierung von Oben als bester Film, der erste Animationsfilm seit Bestehen des Filmpreises, der es in die Königsdisziplin schaffte – was natürlich auch oder vor allem den Neuerung zu verdanken war, zehn anstatt der üblichen fünf Nominierungen zuzulassen. Dennoch war es keine Selbstverständlichkeit, dass auch Toy Story 3 diesen Spagat glücken würde, aber wie wir bei den Oscar-Nominierungen sahen, gelang ihm diese Kür mit Bravour.
Über die Qualität ihrer Filme muss gar nicht erst diskutiert werden. Im Gegensatz zu den Mitkonkurrenten wie Dreamworks Animation oder Blue Sky Studios vermögen es die Leute aus Emeryville, ihr Niveau fast ausnahmslos zu halten. Die Schattenseite dieses Erfolgs ist jedoch die Dominanz und die damit einhergehende Verdrängung anderer, meist kleinerer Animationsfilme, die zwar qualitativ hochwertige Filme mit einem Bruchteil der Mittel kreieren, aber eben nicht mit dem Goldesel-Prädikat “Pixar” aufwarten können. Letztes Jahr mussten das schaurig-schöne Fantasymärchen Coraline und der nicht minder gelungene Der fantastische Mr. Fox vor Pixars Übermacht weichen. 2009 schlug Wall-E Kung Fu Panda sowie Bolt – Ein Hund für alle Fälle und 2008 wurden Persepolis und Könige der Wellen von Ratatouille verdrängt.
Dass Toy Story 3 am Ende der diesjährigen Oscar-Verleihung als bester Animationsfilm dastehen wird, ist eine reine Formalität – leider. Und trotz seiner steinerweichenden Qualitäten – bei der Schrottplatzszene hatte ich Tränen in den Augen und das Ende ließ die Dämme endgültig brechen – muss ich trotzdem fragen: Muss es dieses Jahr wirklich wieder Pixar sein? Rein objektiv gesehen, können sowohl Drachenzähmen leicht gemacht als auch Der Illusionist mithalten. Tatsächlich besitzen diese einen Originalitätsbonus, den Toy Story 3 schon längst verloren hat. Bei genauerer Betrachtung ist der dritte Teil nicht mehr als ein Klon des ersten Ablegers. Stinky Pete wurde schlicht durch den Teddybär Lotso ersetzt und ein kleiner Heist-Plot hinzugefügt. Das war’s. Natürlich ist es eine seltene Kunst, in einer Trilogie jeden Film besser als den vorherigen zu machen. Dennoch: Ist die Doppelnominierung in den relevanten Filmkategorien nicht bereits genug der Ehre? Sind die drei anderen Nominierungen für das beste adaptierte Drehbuch, den besten Tonschnitt und den besten Filmsong nicht Freude genug?
Was bleibt, ist die Hoffnung oder sogar die Gewissheit, dass Pixar mit ihrem nächsten Film Cars 2 größere Schwierigkeiten haben wird, die Academy zu bezirzen. Zumindest, wenn die Konkurrenz sich halbwegs anstrengt – immerhin befinden sich mit Rango, Kung Fu Panda 2 oder Winnie Puuh einige vielversprechende Projekte in der Pipeline.
Wie denkt ihr darüber? Ist die Unantastbarkeit von Pixar gerechtfertigt oder besteht doch eine klitzekleine Chance, dass Toy Story 3 NICHT den Sieg davon tragen wird?
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