Quentin Tarantino wirkt oftmals wie ein zu groß geratenes Kind im Süßwarenladen, wenn er über seine kommenden Projekte spricht. Die Augen sind größer als der Magen und vieles von dem was er ankündigt, lässt dann doch auf sich warten. Die Integralfassung von Kill Bill, die beide Teile zu einem einzigen Film vereint, ist bislang ebensowenig Realität, wie eine Zeichentrickfortsetzung mit DER BRAUT.
Deswegen darf man auch seine neueste Ankündigung, die er am Rande eines Interviews in Cannes zum besten gab, durchaus kritisch sehen. Dort verkündete er:
“Ja, klar. Der nächste Film den ich mache ist mein Zweiter Weltkriegs-Streifen “Inglorious Bastards”. Ich habe grade den ersten Drehbuchentwurf fertig und sobald ich zu Hause bin, werd ichs rund schreiben und wenn alles klappt… dann werd ich 2009 mit meinem Kriegsfilm “Inglorious Bastards” hier in Cannes sein!"
Gerüchte und Ankündigungen um den Film gab es schon länger und passen würde es ja auch, wenn Tarantino nach dem Gangstergenre und dem Asia-Kino jetzt seiner Leidenschaft für trashigen Italofilm fröhnt, denn Inglorious Bastards wäre das erste Remake, daß der Meister des aufpolierten Groschenromans angeht.
Das Original Quel maledetto treno blindato aus dem Jahr 1977 erzählt (stark angelehnt an Das dreckige Dutzend) die Story einer Gruppe von in Ungnade gefallenen US-Soldaten, die im Zweiten Weltkrieg einem Gefangenentransport entkommen und sich eigentlich in die Schweiz absetzen wollen, weil sie weder Lust haben zu kämpfen, noch den Deutschen in die Hände fallen wollen. Doch ehe sie sich versehen, sind sie Teil einer geheimen Operation Informationen über deutsche V2-Raketen zu stehlen, um sie den Allierten in die Hände zu spielen…
Klingt trashig? Dann schaut euch den Trailer des alten Films an:
Wäre doch genau das Richtige für Tarantino. Aber ob er es wirklich hinbekommt, innerhalb eines Jahres einen kompletten Kriegsfilm zu drehen, der bis jetzt nicht über den ersten Drehbuchentwurf hinaus ist?
US-Fans und die Blogger von /FILM glauben an einen PR-Stunt Tarantinos, der mal wieder den Mund voll nimmt um die Presse zu amüsieren. Durchaus möglich. Andererseits: Die billigen Schundfilme, der 70er Jahre wurden oftmals in 1-2 Wochen heruntergekurbelt und innerhalb weniger Monate in die Kinos gebracht. Alles was Erfolg hatte wurde kopiert. Vom Kriegsfilm über Zombie- Kannibalen und Schlitzerfilme. Kein Genre war sicher, vor den kreativen und schamlosen Schnellfilmern aus Italien. Und weil man was Geld und Aufwand mit den US-Vorbildern nicht konkurrieren konnte, setzte man auf Brutalität, Sex, Gewalt und Provokation.
Wenn sich Quentin daran orientiert, sollte er also keine Probleme haben, im kommenden Jahr in Cannes tatsächlich “seinen Kriegsfilm” zu präsentieren.
Ich bin mal gespannt.
(Vor allem wie Tarantino in einem Kriegsfilm mit dreckigen Kerlen seinen Fetisch für holde Frauenfüsse in Großaufnahme einzubauen gedenkt.)