Scott Adkins - Actionheld einer neuen Generation

01.07.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Scott Adkins
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Gutes Genrekino gibt es nicht nur auf der Kinoleinwand zu sehen, im Gegenteil: Wer geradliniges No-Nonsense-Actionkino sucht, der sollte eher die Videothek um die Ecke durchstöbern. Wir porträtieren in unserer neuen Reihe sechs zentrale Ikonen des DTV-Actionfilms.

Die umfassende Renaissance des DTV-Actionfilms, die im Wesentlichen mit The Mechanik, der zweiten Regiearbeit von Dolph Lundgren, begann, war zunächst – und ist zu großen Teilen bis heute – auch ein Aufstand alter Männer. Ihre zentrale Attraktion besteht nicht zuletzt aus den geschundenen Körpern jener Helden aus der zweiten Reihe, die mit dem Genre selbst gealtert sind und in ihren zerfurchten Gesichtern den Schmerz von Aufstieg, Absturz und Wiedergeburt eingegraben haben. Dolph Lundgren, Jean-Claude Van Damme, Steven Seagal, auch Cuba Gooding Jr. und vielleicht bald auch der bemitleidenswerte Bruce Willis – das sind alles Männer, die schon ganze Schauspielerleben hinter sich haben und nun endlich hineingewachsen sind in die großen, melancholischen, zwielichtigen Altersrollen, die ihnen die gegenwärtige Blütezeit des B-Actionfilms anbietet.

Dieser Zustand bezeichnet aber nicht nur ein Qualitätsmerkmal des DTV-Actionkinos, sondern schien lange Zeit auch zu seinem Fluch werden, da es über Jahre hinweg nicht so recht gelingen wollte, neue, eigene Actionikonen aufzubauen. Das Konzept der gealterten Retrohelden, dass Sylvester Stallone in The Expendables Jahre später sogar wieder auf die Kinoleinwand brachte, blieb bestimmend für den DTV-Actionfilm, in den höchstens einmal ein generisch weniger festgelegter Quereinsteiger wie Cuba Gooding, Jr. Einlass fand. Michael Jai White galt eine Weile als erster Favorit auf die Position als erster genuiner Actionstar des neuen B-Pictures, aber trotz einiger starker Genrebeiträge – vor allem seine Hauptrollen in Undisputed II: Last Man Standing von Isaac Florentine und in Blood and Bone von Ben Ramsey – beschritt er diesen Weg nie fokussiert und bestimmt genug, um den Durchbruch ins Ikonische zu schaffen.

Ikonen des DTV-Actionkinos – Teil 1 – 5
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An seine Stelle als größter Hoffnungsträger des DTV-Actionfilms trat in der Zwischenzeit ein anderer Darsteller – einer, der seit einem Jahrzehnt einen ganz eigenen Weg geht und auf eine eigentümliche Weise zwischen den Welten wandelt. Die Karriere des Briten Scott Adkins begann im Hongkong-Kino um die Jahrtausendwende, wo er mit Jackie Chan und Hark Tsui zusammenarbeitete, und führte ihn über diesen Umweg nach Hollywood, wo er zunächst ebenfalls Kleinrollen in den US-Produktionen von Jackie Chan oder Jet Li übernahm. Durch Auftritte in Special Forces von Isaac Florentine und Brutal Fighter von Jesse V. Johnson, ebenfalls zunächst noch in wenig signifikanten Nebenrollen, bekam Scott Adkins schnell einen Fuß in die Tür der kontemporären B-Movie-Produktion – und arbeitete gleichzeitig sehr früh in deren Karrieren mit zwei der interessantesten Filmemacher zusammen, die der DTV-Actionfilm gegenwärtig zu bieten hat.

Isaac Florentine war es dann auch, der Adkins seine erste Hauptrolle gab, und Undisputed II: Last Man Standing wurde für Regisseur und Darsteller zum Meilenstein ihrer jeweiligen Karrieren. Das Sequel zu Walter Hill s großartigem Knastfighter-Film Undisputed – Sieg ohne Ruhm übernahm mit dem Boxweltmeister George „Iceman“ Chambers lediglich den (von Ving Rhames zu Michael Jai White umbesetzten) Antagonisten aus Hills Film, den er vom Antihelden zum Sympathieträger aufbaute – und den er mit einem memorablen und mit Adkins in seiner ersten großen Rolle perfekt besetzten Gegenspieler konfrontierte: Yuri Boyka, stahlharte und (scheinbar) skrupellose russische Kampfmaschine, ganz in der Tradition von Ivan Drago aus Rocky IV – Der Kampf des Jahrhunderts, Nikolai Rachenko aus Red Scorpion oder auch Ivan Krashinsky aus Karate Tiger. Die bösen Russen, das sind im B-Movie-Universum immer die, die später zu den großen Actionstars werden.

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