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Serien Review - The Hollow Crown: The Wars of the Roses

16.07.2016 - 00:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
The Hollow Crown
BBC
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The Hollow Crown geht in die zweite Runde - kann die (zurecht) hochgelobte BBC Serie das Niveau der ersten Staffel halten?

Während die erste Staffel von The Hollow Crown auf der Lancaster-Tetralogie von Shakespeare basiert, setzt sich zweite Staffel The Wars of the Roses dementsprechend mit der darauffolgenden York-Tetralogie auseinander. Diese besteht aus den Werken Henry VI: Part 1, Henry VI: Part 2, Henry VI: Part 3 und Richard III. und handelt vom Kampf der beiden Adeslhäuser York und Lancaster um den englischen Thron. Genug spannender Stoff also für eine Mini-Serie.

Shakespeare Verfilmungen haben einen schweren Stand, entfernen sie sich zu sehr vom Original, geht Shakespeares Originalität und der Charme seiner Werke verloren, kleben Verfilmungen jeoch zu sehr an der Vorlage, entstehen oft langatmige Filme, die den Zuschauer meist nicht wirklich begeistern können.

The Wars of the Roses ist allerdings weder langatmig noch zu weit von Shakespeare entfernt - im Gegentweil: Hier wird endlich mal alles richtig gemacht, besser hätte man Shakespeares Historiendramen wohl kaum fürs Fernsehen adaptieren können. Der erste kluge Schritt der Verantwortlichen war es, die Geschichte um Henry VI. auf 2 Teile zu begrenzen, sodass die Mini-Serie aus 3 Filmen (Henry VI.: Part, Henry VI.: Part 2 und Richard III.) besteht, die jeweils ca. 2 Stunden lang sein. Das Format funktioniert perfekt, es ist genug Zeit die vielen unterschiedlichen Charaktere und Handlungsstränge unterzubringen, gleichzeitig zieht sich die Geschichte aber auch nicht unnötig in die Länge. Während der erste Film noch eher als eine Art Aufbau der Geschichte fungiert, geht es in den beiden darauffolgenden Filmen richtig zur Sache, ein Highlight jagt das nächste und die 2h Spielzeit vergehen jedes Mal wie im Flug. Langweile ist hier völlig ausgeschlossen.

Wie schon in der ersten Staffel von The Hollow Crown, fällt auch bei der zweiten Staffel die hohe Qualiät der Produktion auf. Ich bin immer wieder überrascht, was man bei der BBC (ein öffentlich-rechtlicher Sender wohlgemerkt) auf die Beine stellt. The Wars of the Roses besticht nicht nur mit Liebe zum Detail im Bezug auf Kostüme und Set-Design, sondern zeichnet sich auch durch einen starken Soundtrack und die unglaublich gute Cinematography aus. Besonders letztere muss ich nochmal besonders hervorheben - wie hier Schlachten inszeniert werden - unglaublich. Die BBC Produktion kann hier locker mit Game of Thrones mithalten. In jedem der drei Filme (auch im ersten "Aufbau-Film") wird ausreichend Action in Form von spannender Schlachten geboten. Ich kann mich kaum festlegen, welche die beste Schlacht ist, ich tendiere zu der Schlacht um Bosworth (Richard III. vs. Henry Tudor), aber es ist schwer sich festzulegen. Jede Schlacht hat ihre Highlights. Die Kampfszenen sehen nicht nur gut aus sondern zeigen auch schonungslos die Grausamkeit der Schlachten dieser Zeit. Was für uns heute (zum Glück nur noch) Unterhaltung ist, war damals bitterer Ernst. Aber es gibt doch nichts Schlimmeres als weichgespülte "Kindergartenschlachten", die an der Realität vorbeigehen. DAS macht The Wars of the Roses glücklicherweise nicht.

Die Besetzung, schon bei The Hollow Crown erstklassig, ist auch bei Staffel 2 äußerst gelungen. Egal ob bekannte Schauspieler (Hugh Bonneville, Benedict Cumberbatch, Michael Gambon, Judi Dench) oder (noch) weniger bekannte Schauspieler wie Sophie Okonedo oder Tom Sturridge, ALLE überzeugen in ihren Rollen und machen The Wars of the Roses zu einem Fest der Schauspielkunst. Shakespeare zu spielen ist nicht leicht, aber alle Schauspieler meistern diese schwierige Aufgabe mit Bravour. Besonders hervorzuheben sind hierbei Benedict Cumberbatch als Richard III. (selten habe ich einen besser gespielten Bösewicht gesehen, wenn das keinen Bafta gibt weiß ich auch nicht mehr) und Neuentdeckung Sophie Okonedo als Queen Margaret (energetisch und stark und endlich mal eine Königin, die selbst in die Schlacht zieht). Die Schauspieler tragen ihren entscheidenden Anteil dazu bei, dass The Wars of the Roses mehr als nur eine gewöhnliche Shakespeare Verfilmung ist.

Die zweite Staffel von The Hollow Crown beweist auch Mut zur Veränderung und "klebt" nicht wie manche andere an der Shakespeare Vorlage. Das ist gut, denn was auf der Bühne funktioniert, funktioniert nicht unbedingt in einer TV-Adaptation. Eine positive Veränderung ist beispielsweise die schon oben genannte Verkürzung der Teile rund um Henry VI. von 3 (Original) auf 2 (Serie) Teile. Ein weiteres Highlight ist jedoch (und wer auch immer diesen Einfall hatte, bekommt von mir ein großes Extralob), dass Richard III. im letzten Film immer wieder direkt in die Kamera spricht, dem Zuschauer also direkt (oft unnachahmlicher sarkastischer Art) seine Pläne zur Übernahme des Throns erklärt. Man ist als Zuschauer somit fast hautnah dabei, wenn Richard nach und nach seine Konkurrenten ausschaltet um dann letztendlich (und sei es auch nur für kurze Zeit) den englischen Thron zu besteigen. Dieser direkte Dialog mit dem Zuschauer macht nicht nur die Handlung (wann folgt man schon mal dem Antagonisten und nicht dem Helden auf Schritt und Tritt) interessanter, sondern auch Richard III. als Charakter. Er ist nicht nur der "Bösewicht" der Geschichte, er ist so viel mehr, vielfältig, gerissen und keinesfalls eindimensional und langweilig (was ja bei der Darstellung eines Bösewichts häufig leider der Fall ist, insbesondere, da Shakespeare sich ja alle mögliche Mühe gegeben hat, Richard als bösartiges Monster darzustellen). The Wars of the Roses behält diese Darstellung Richards zwar bei (es ist schließlich eine Literaturadaption, die geschichtliche Wahrheitsgehalt spielt hier keine Rolle), aber Richard III. ist ein Antagonist mit Profil, kein blasser "Ich will die Weltherrschaft Bösewicht".

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die zweite Staffel von The Hollow Crown eigentlich alles richtig macht: man bleibt dem Stil und der Machart der ersten Staffel treu, verbessert aber gleichzeitig einige Aspekte, die beim Vorgänger noch (wenn auch auf hohem Niveau) zu bemängeln waren. Hatte die erste Staffel doch zweitweise ihre Längen, erhöht The Wars of the Roses von Anfang an die Schlagzahl, ohne dabei jedoch den Handlungsverlauf aus den Augen zu verlieren. Mehr Tempo, mehr Action, mehr Überraschungsmomente - The Wars of the Roses ist das Game of Thrones der Shakespeare Verfilmungen. Eine geniale Kombination.

"When you play the game of thrones, you win or you die" gilt nicht nur für Westeros sondern auch für den Kampf um den englischen Thron im 15. Jahrhundert.




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