Sind Fernsehserien Zeitverschwendung?

14.07.2014 - 00:00 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Filmanalyse Fernsehserien
Moviepilot
Filmanalyse Fernsehserien
R
118
16
Ein Filmfan zu sein, bedeutet nicht, Serienfan zu sein. Unserer Filmanalytiker erklärt uns, warum er an Fernsehserien kein Interesse hat.

Ich lehne Fernsehserien ab. Ich habe mich etlichen Serien ausgesetzt. Serien, von denen zu lesen und zu hören war, sie seien genial, große Kunst, narrative Revolutionen, hochspannend, von gesellschaftspolitischer Brisanz usf. Zugegeben: Es gab bisweilen ansprechende Szenen, witzige Dialoge, originelle Figuren, kluge Blickrichtungen. Aber all das rechtfertigt meines Erachtens den hohen Zeitaufwand, will man sämtliche Staffeln einer Serien sehen, leider überhaupt nicht. Immer war ich enttäuscht und verlor nach zwei bis drei Stunden die Lust: Warum sollte ich mir von Serien wie beispielsweise Mad Men, Breaking Bad, True Blood oder House of Cards mehr als drei, vier Folgen ansehen? Das Konzept ist durchschaut, die Ästhetik erkannt. Nur um jetzt eine natürlich völlig überraschende Wendung im Plot oder eine noch viel überraschendere Charakterveränderung der Hauptfigur vorgeführt zu bekommen?

Alle Serien bedienen mehr oder weniger ein naives Rezeptionsmuster, das für Trivialkultur so typisch ist: Was geschieht als nächstes, who dunnit? Große Filme zeichnet gerade aus, dass diese Frage eigentlich keine Rolle spielt. Im Gegenteil: Kennt man erst einmal den Plot eines großen Films, sagen wir aus Alfred Hitchcock Psycho, muss man sich nicht mehr länger auf das „WAS geschieht?“ konzentrieren, sondern kann auf das „WIE geschieht es?“ seinen Fokus richten. Eine ästhetische Erfahrung ist an das Wie geknüpft, das Was ist nebensächlich. Das Wie aber ist bei einer Fernsehserie nicht über 20 Stunden interessant. Serien sind gutes Kunstgewerbe, mehr nicht.

Wenn der Film ein konzentrierter Brühwürfel ist, dann ist die Serie die gestreckte, verwässerte Suppe. Sicherlich hat sich die Qualität der amerikanischen Fernsehserien deutlich verbessert und so entstehen gepflegte Unterhaltungsprodukte, die zu berechtigter Zerstreuung einladen – mit Kunst jedoch hat das wenig zu tun. Nur weil etwas lange dauert, muss es noch lange nicht von ästhetischer Größe sein. Viele Kritiker, Zuschauer und Analytiker wollen jedoch die Serie zur hohen Kunst erheben, vermutlich ist dies als ein Ausdruck schlechten Gewissens zu verstehen – Wochen und Monate mit Seriengucken zugebracht zu haben, das muss man irgendwie rechtfertigen.

Doch warum der Aufwand? Lasst uns wieder ins Kino gehen!

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News