Squid Game Staffel 2: Wie gut ist die Fortsetzung der erfolgreichsten Netflix-Serie aller Zeiten?

26.12.2024 - 09:01 UhrVor 22 Tagen aktualisiert
Squid Game Staffel 2
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Über drei Jahre haben wir auf die Rückkehr des globalen Serien-Phänomens Squid Game warten müssen. Jetzt ist Staffel 2 bei Netflix gestartet. Aber hat sich das Warten gelohnt?

Im Jahr 2021 schrieb der südkoreanische Todesspiel-Thriller Squid Game Seriengeschichte und wurde weltweit auf Netflix zum Erfolg. Etwas über drei Jahre später dürfen wir uns jetzt ein weiteres Mal vor dem Satz "Rotes Licht, grünes Licht" fürchten und um das Leben von 456 verzweifelten, verschuldeten Spielenden bangen. Ob sich das Warten gelohnt hat? Squid Game Staffel 2, deren 7 Episoden ich bereits sehen konnte, lässt mich leider mit gemischten Gefühlen zurück. Denn zu vielen Stärken gesellen sich einige frustrierende Schwächen.

Squid Game Staffel 2 hat einen überraschenden Start

Zu Beginn von Staffel 2 macht die Handlung einen Zeitsprung von drei Jahren. Anstatt direkt in ein weiteres Squid Game einzusteigen, lässt sich die Serie überraschend viel Zeit und widmet ganze zwei Episoden Gi-huns (Jung-Jae Lee) verzweifelter Aufgabe, nach dem mysteriösen Mann im Anzug zu suchen, der ihn einst mit einer Partie Ddakji für das Todesspiel rekrutierte.

Mit seinem Gewinn von 4,56 Milliarden Won kann Gi-hun nicht einfach ein sorgloses Leben führen. Es ist der Wert von 455 Menschenleben, die dafür ausgelöscht wurden. Und so rekrutiert er selbst mehrere Menschen, die ihm dabei helfen sollen, die Verantwortlichen des Squid Game zu finden und die Spiele für immer zu beenden. Als Mix aus Drama und Paranoia-Thriller bietet die Serie hierbei überraschende und frische Ansätze.

Ganz ohne Spiele kommt die Auftaktfolge dann doch nicht aus, was sich als Gewinn für die Netflix-Fortsetzung entpuppt. In bester Saw-Manier werden gewöhnliche Wohnräume plötzlich zum Spielplatz bitterböser und tödlicher Glücksspiele. Diese Intimität, wenn beispielsweise zwei Männer in einem kleinen Raum an Stühle gefesselt Schere, Stein, Papier um ihr Leben spielen müssen, ist weitaus furchteinflößender, als wenn Menschenmassen in kunterbunten Kulissen draufgehen. Doch sobald das eigentliche Squid Game beginnt, stellt sich ein ungutes Gefühl von Déjà-vu ein: Haben wir das nicht alles schon gesehen?

Squid Game Staffel 2: Mehr vom Gleichen, mit ein paar interessanten Twists

Nach dem interessanten Auftakt spaltet sich Staffel 2 in zwei Storylines auf. Einerseits folgen wir Polizist Jun-ho (Wi Ha-Joon), der unter Zeitdruck nach jener Insel sucht, auf der er einst selbst Zeuge der Todesspiele wurde – und sein neuer Verbündeter, Gi-hun, jetzt gerade als Spieler Nummer 456 wieder sein Leben riskiert. Ein neues Squid Games beginnt und viel hat sich (leider) erstmal nicht geändert.

Dass in der ersten Runde erneut Rotes Licht, grünes Licht gespielt wird, wirkt auf den ersten Blick wie eine einfallslose Wiederholung. Jedoch wird hierbei das dramaturgische Ziel des Spiels plötzlich neu definiert: Dank Gi-huns erneuter Teilnahme und seinem Wissen um die grausamen Hintergründe geht es nicht mehr ums Gewinnen, sondern darum, das Spiel so früh wie möglich zu beenden.

Regisseur und Autor Dong-hyuk Hwang behält in Staffel 2 das Konzept und die Grundregeln des Squid Game zwar bei, würzt diese aber durch einige interessante Kniffe. Allen voran die größte Regeländerung: Nach jeder Runde darf abgestimmt werden, ob das Spiel fortgeführt oder abgebrochen wird – und das bis dahin erspielte Preisgeld unter allen (noch lebenden) Spielenden aufgeteilt wird. Damit lenkt die Serie ihren thematischen Fokus nun auf eine dramatische Zuspitzung der gesellschaftlichen Spaltung, wenn sich aus wechselnden Loyalitäten zwischen den Gruppen X und O, Aussteigern und Zockern, zunehmend kritischere Spannungen ergeben.

Die größte erzählerische Stärke der Netflix-Fortsetzung ist hingegen die veränderte Rolle des mysteriösen Frontmanns (Byeong-heon Lee). Ohne den Spoiler-Twist um seine Figur zu verraten: Sowohl die Gesamtgeschichte als auch Gi-huns Mission werden mit einer unerwarteten Dynamik in eine völlig neue Richtung gelenkt, die den dramatischen Kernkonflikt von Vertrauen und Verrat clever ergänzt.

Doch all die kleinen Änderungen und einige spannende Charaktere unter den 455 neuen Teilnehmenden (darunter ein putziges Mutter-Sohn-Duo und eine trans Frau, die sich zur Action-Heldin aufschwingt) ändern nichts daran, dass wir im Prinzip das Gleiche wie in Staffel 1 nochmal von vorn durchspielen. Die Motivation bleibt für (fast) alle die gleiche: Erneut folgen wir hochverschuldeten Menschen, die aus Verzweiflung oder Geldgier ihr Leben aufs Spiel setzen.

Als weiterer Kritikpunkt stellt sich ein Blick hinter die Kulissen heraus. Die Perspektive einer "Wächterin" (schon wieder eine nordkoreanische Überläuferin!) offenbart schlussendlich wenig Neues über die Arbeit der maskierter Overalltragenden und verläuft irgendwann komplett im Sand. Auch schade: Staffel 2 kann der Mythologie des Squid Games kaum spannende neue Erkenntnisse entlocken.

Lohnt sich Squid Game Staffel 2?

Wer die erste Staffel von Squid Game mochte und in einer Fortsetzung einfach ein neues Todesspiel mit leicht veränderten Spielregeln und neuen Teilnehmenden erwartet, wird mit Staffel 2 reichlich Freude haben. Enttäuschung kann sich jedoch einstellen, wenn ihr viele neue todbringende Kinderspiele sehen wollt. Davon gibt es nämlich im Prinzip nur zwei (ein Massenspiel und ein Fünfkampf mit mehreren Minispielen) zu bestaunen, die dafür wieder mit einem enormen Spannungsaufbau und schockierendem Blutvergießen überzeugen. Allerdings kommt keines davon an die emotionale Tortur des Murmelspiels aus Staffel 1 heran.

Hat Squid Game Staffel 2 überhaupt etwas Neues zu erzählen? Diese Frage drängt sich auf, wenn die Serie mit jeder voranschreitenden Folge in bekanntere Routinen verfällt und bis auf die Eskalation einer gespaltenen Menschengruppe zwischen Gier und Vernunft der pointierten Sozialkritik der ersten Staffel kaum etwas hinzufügen kann.

Glücklicherweise schafft es die Season kurz vor der Zielgeraden noch einen genüsslichen Twist aufzutischen, der die Geschichte tatsächlich noch in eine unerwartete neue Richtung katapultieren kann. Dank dieses erfrischenden Richtungswechsels, brutaler (aber weniger) neuer Spiele und interessanten Charakter-Neuzugängen erschafft auch Staffel 2 von Squid Game größtenteils wieder ein starkes und äußerst blutiges Serienerlebnis, das am Ende aber leider frustriert.

Serienschöpfer Dong-hyuk Hwang hat bereits im Vorfeld wütende Fanreaktionen auf das Finale antizipiert – und ich kann ihm nicht widersprechen. Denn sobald die Story wirklich an Fahrt aufnimmt, endet die Staffel abrupt mit einem frustrierenden Cliffhanger. Wer sich die lang erwartete Netflix-Fortsetzung anschaut, sollte sich am besten im Klaren darüber sein, dass hier nur eine halbe Geschichte erzählt wird. Eine Resolution des Squid Games, der Charakterschicksale und der zahlreichen Nebenhandlungen spart sich die Serie nämlich für Staffel 3 auf, die zugleich das Serienfinale darstellt. Somit ist ein Fazit zu Staffel 2 letztendlich auch nur ein vorläufiges Fazit.

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