Als Abschlussfilm zeigt das Fantasy Filmfest 2025 dieses Jahr den wilden Superheldenfilm Hi-Five, in dem mehrere Menschen nach einer Organtransplantation außergewöhnliche Kräfte entwickeln. Wer aus dem Muster der Marvel- oder DC-Rächer:innen einmal mit einem etwas absurderen Dreh ausbrechen will, ist bei der südkoreanischen Action-Komödie von Kang Hyoung-chul genau richtig.
Transplantierte Superkräfte: Hi-Five lebt in die absurde Seite von Heldentum aus
Was passiert, wenn ein Superheld seine Organe spendet? Die Antwort darauf liefert Hi-Five in Form von mehreren Menschen, die nach der Transplantation plötzlich außergewöhnliche Fähigkeiten an sich entdecken: Die Jugendliche Wan-seo (Lee Jae-in) erhält durch ihr neues Herz übermenschliche Kraft und Geschwindigkeit. Ji-seong (Ahn Jae-hong) macht mit seiner neuen Lunge ordentlich Wind. Dank neuer Augenhornhaut vermag Ki-dong (Yoo Ah-in) plötzlich schnipsend Elektronik und WLAN zu kontrollieren, während Yak-seon (Kim Hee-won) zum Heiler mutiert. Sogar auf dem Körper von Joghurtverkäuferin Seon-nyeo (Ra Mi-ran) erblüht das Tattoo, das sie als Auserwählte markiert, auch wenn sie ihre Fähigkeit erst noch entdecken muss.
Als Superhelden-Team müssen sie sich allerdings zunächst zusammenraufen, bevor sie sich ihrem übermächtigen Gegenspieler stellen.
Schaut hier den Trailer zu Hi-Five
Wer hier nicht seine erste koreanische Komödie schaut, weiß bereits, dass der Humor sich von westlichen Comedy-Ansätzen unterscheidet. Wer überzogene Mimik und extreme Gefühlsausbrüche nicht gewohnt ist, dürfte anfangs eine Weile brauchen, um sich auf Hi-Five einzulassen. Doch irgendwann schallte das laute Gelächter beim Fantasy Filmfest immer ungenierter durch den Saal, als die wahnwitzige Heldentruppe ihr Recht zu glänzen einforderte.
Blödelnde Helden: Hi-Five schweißt Normalos zu absurdem Team zusammen
Spätestens, wenn die Super-Gruppe sich auf eine rasante Verfolgungsjagd mit Joghurt-Wagen durch die Stadt begibt und der Elektronik-Manipulator unter ihnen auf allen verfügbaren Passanten-Geräten Rick Astleys Musikvideo "Never Gonna Give You Up" abspielt, rastet der überdrehte Tonfall von Hi-Five ein.
Vom Internet-Troll, der vom Loser zum Retter mutieren soll und deshalb seine windigen Fähigkeiten mit einer Blockflöte trainiert, bis zum Macho, der schnipsend die WiFi-Welt um sich herum zu den Klängen von "I Wear my Sunglasses at Night" ein- und ausschaltet: Diese Heldenfiguren sind bunt, wild und fernab der Norm.
Selbst ihr Brainstorming für Alias-Namen entgleist an der Weiche zur Coolness, sodass am Ende Titel wie Nine Girl, Tank Man, Battery Man, Fresh Girl und Bluetooth Man (der natürlich ein WLAN-Symbol als Heldentätowierung am Handgelenk trägt) dabei herauskommen – Hauptsache ein "Girl" oder "Man" steht am Ende, wissen sie aus anderen Superheldenfilmen.
Zu einem Fan-Favoriten (gemessen an der Lachlautstärke im Kinosaal) schwingt sich auch Wan-seos Kampfsportlehrer-Vater (Oh Jung-se) auf, der seiner Tochter nach ihrer Herztransplantation das Taekwondo verbietet. Die Schülerin bringt es darauf nicht übers Herz, ihrem überfürsorglichen Elternteil von ihrer Superkraft zu erzählen, was zu abgedrehten Situationen führt: So will Papa "seine schwache Kleine" beispielsweise vor einer Gruppe Gangster beschützen und sie muss die Anzugträger heimlich aus dem Hintergrund vermöbeln und den Sieg als den ihres Vaters ausgeben.
Hi-Five ist lieber zusammen lächerlich statt einzeln cool
Fast jeder Heldenmoment nach einem Sieg der Hi-Five wird im Film ironisch gebrochen. Gerade noch durfte Tank Man als Retter seinen Rivalen Bluetooth Man mit einem Kuss aus giftigen Gasen retten, da stolpert er schon auf dem glatten Boden oder läuft in die falsche Richtung.
Ähnlich wie im diesjährigen Fantasy-Blockbuster Omniscient Reader: The Prophecy steht statt das Strahlen einzelner Personen der Teamgedanke im Vordergrund. Folglich muss das Quintett sich buchstäblich verbinden, um als südkoreanische Power Rangers einen Sieg davonzutragen.
Dabei mögen die Hi-Five nicht an die Coolness ihres Gegenspielers Youn-chun (Park Jin-young) heranreichen (denn natürlich sind die Bösen grundsätzlich attraktiver). Aber während der sechste Transplantat-Empfänger sich zum "neuen Gott" erklärt und nur die üblichen Bösewicht-Ziele von ewiger Jugend, mehr Macht und ihn anbetender Anhängerschaft verfolgt, haben die übrigen fünf eine viel bedeutsamere Mission: Zu perfekt ausgewählten Popsongs, albern und menschlich Zuneigung in unsere Herzen zu transplantieren. Und das gelingt am Ende bei aller Blödelei hervorragend.
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Wir haben Hi-Five in Berlin auf dem Fantasy Filmfest 2025 gesehen. In der kommenden Woche läuft er im Rahmen des Genre-Festivals auch noch in anderen Städten. Ein konkreter deutscher Start ist darüber hinaus bisher noch nicht bekannt, Ascot Elite hat sich aber bereits die Rechte für Europa gesichert.