Es ist eine immerwährende Diskussion: Sollte man Filme synchronisieren? Darf man sich überhaupt als Cineast verstehen, wenn man überwiegend synchronisierte Fassungen schaut? Oder ist es nicht eher so, dass der Untertitel viel zu sehr vom Bild ablenkt? Fest steht: In Deutschland – wie auch in vielen anderen Ländern Europas – werden die meisten Filme synchronisiert und folglich schauen sich die meisten deutschen Zuschauer auch überwiegend deutsch gesprochene Filme an. Oft nämlich haben sie keine andere Wahl. Originalfassungen im Mainstreamkino sind die Ausnahme von der Regel und das Fernsehen verzichtet fast gänzlich auf Untertitelungen, es sei denn, es handelt sich um einen Arthausfilm im Nachtprogramm bei Arte oder 3sat. Nicht überprüfbar ist, wie viele Zuschauer sich bei DVDs oder Streaming-Diensten gegen die Synchronisation entscheiden und die Untertitel einschalten. Viele werden es nicht sein, zu wenig sind wir in Deutschland daran gewöhnt. Die Frage ist aber, ob das wirklich so schlimm ist? Gewiss, wer eine fremde Sprache beherrscht, sollt sich nach Möglichkeit für die Originalfassung entscheiden. Doch wie es ist mit Filmen in Sprachen, die man nicht versteht?
In der totalen Ablehnung von Synchronisationen steckt auch stets ein unheimlicher Snobismus. Wer OmU schaut, der glaubt besonders weltmännisch zu sein und diskreditiert die Synchro-Zuschauer als bloße Konsumenten, die einfach zu bequem seien, ein bisschen Untertitel zu lesen. Selbst den Vorwurf der Deutschtümelei bekommt man hin und wieder um die Ohren geschlagen, was so blödsinnig ist, dass wir an dieser Stelle gar nicht näher darauf eingehen wollen. In der Tat ist eine Übersetzung – ob synchronisiert oder untertitelt – immer eine Aneignung fremder Kultur. Es gibt da eine Kluft, die letztlich nicht zu überwinden ist.
Doch die zumeist in Deutschland aufwendig produzierten Synchronfassungen sind mitnichten geringschätzig gegenüber der Originalfassung, vielmehr ist es der Versuch, sich dem Fremden anzunähern und ihm irgendwie gerecht zu werden. Nicht verschwiegen werden soll allerdings, dass dem nicht immer so ist (es gibt ganz grausliche Synchronisationen, von vorsätzlichen Straftaten möchte man sprechen) und dennoch hat die synchronisierte Fassung einen unendlich großen Vorteil: Man kann sich ganz und gar auf das konzentrieren, was man sieht.
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_______________________________________________________________________________________Kino anders gedacht. Wolfgang M. Schmitt jun. beleuchtet für seinen YouTube-Kanal “Die Filmanalyse” aktuelle Großproduktionen aus einer etwas anderen Perspektive. Er will mit seinen provokanten Kritiken die Ideologie Hollywoods offen legen, die sich mal offensichtlich, mal im Verborgenen, aber in aller Regel unfreiwillig in den Blockbustern des Kinos auftut. Schmitt jun. schreckt bei seinen oft polarisierenden Analysen auch vor den großen Theorien und Denkern aus Vergangenheit und Gegenwart nicht zurück und sorgt damit immer für kontroverse Diskussionen.