Kritik: Zu ehrgeiziges Drehbuch zieht das Münchner Ermittlerteam ins Lächerliche
„Dieser Münchner Kriminalfall wurde von einem zu ehrgeizigen Drehbuch ins Lächerliche gezogen“, so die Filmkritikerin Annasita Zinn. „Die überdramatisierte Hintergrundgeschichte des skrupellosen Pharma-Unternehmens und seiner unmoralischen Ärzte, die selbst vor Menschenleben nicht zurückschrecken, passt nicht zu den gemütlichen, altbackenen Kommissaren Batic und Leitmeyr. Hölzerne Dialoge wie “Ich trinke eigentlich keinen Wein, ich mag nur die Farbe” oder ein Schüler, der keck ausruft: “Wir gehen in dieselbe Klasse. Er ist das Küken und ich bin der Älteste!” wirken deplatziert und laden dazu ein, diesen Kriminalfall ganz schnell wieder vergessen zu machen.“
Mord, Menschenhandel, medizinische Versuche
Menschenhandel, unlautere Pflegefamilien und ein Mord an der Isar – die Münchner Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) ermitteln diesmal in einem moralisch angespannten Feld. Erzählt wird die Geschichte der siebenjährigen Salima (Elslem Gür) aus Turkmenistan, die an Leukemie erkrankt ist. Gepflegt wird sie von einer liebevollen Familie aus der oberen Münchner Mittelschicht, die einen Pflegevertrag mit der Privatklinik von Prof. Frey (Hanns Zischler) und Dr. Jahnn (Joachim Król) abgeschlossen hat.
Doch eines Abends stürmt “Papa Werner” (Martin Rapold), wie Salima ihren Pflegevater nennt, die Sitzung der Pflegeeltern und droht dem Geschäftsführer der Firma, Eugen Otto (Johann von Bülow). Er habe Beweise dafür, dass Salima nicht mehr zur Behandlung in die Klinik gehen sollte und er werde seine Pflegetochter zu anderen Ärzten bringen. Seine Frau Anne (Stephanie Japp) entschuldigt sich umgehend für das rüde Verhalten ihres Mannes. Doch wenige Zeit später liegt Werner Hübners Leiche am Isarufer.
Banale Auflösung, selbstgerechte Kommissare
Leider befürwortet sich schnell, was die beiden Kommissare dank ihres unvergleichlichen Instinkts vermuteten: Die Ärzte gehen mit unlauteren Methoden vor. Als Salima den Ermittlern von ihrem leiblichen Vater erzählt, der noch leben soll, und die beiden Polizisten erfahren, dass jede Pflegefamilie monatlich 3000 Euro von den Ärzten erhält, riechen sie die Lunte. Die Privatärzte haben die Mädchen ihren leiblichen Eltern “abgekauft”, um an ihnen Menschenversuche durchzuführen. Den gesunden Körpern wurden Krebszellen eingeführt, die die Leukemie auslösten und sie krank machten. Anschließend wurde ein noch nicht zugelassenes Leukemie-Präparat an ihnen getestet.
Der Mörder des Tatort: Häschen in der Grube wird schließlich nicht in den Machenschaften der mysteriös überfinanzierten Privatklinik festgemacht, sondern innerhalb der perfekten kleinen Münchner Mittelstandsfamilie: Anne Hübner schüttelte ihren Mann nach dem Streit so heftig am Isarufer, dass er mit seinem Fahrrad hinabstürzte und tödlich verunglückte.“ Um der Welt ihren Gerechtigkeitssinn zurückzugeben, veranlassen die Kommissare schließlich noch eine Millionenklage gegen die skrupellosen Ärzte.
Kritik: Neues Produktionsteam sollte angedacht werden!
“Die wahre Intention der Ärzte erkennen die beiden Ermittler schließlich mithilfe einer Krebsforscherin, die zufälligerweise zuvor die entlaufene Katze Sissi gefunden hat, auf die Batic aufpassen sollte. Was ein Zufall! Ohnehin wirken die Nebenhandlungen aufgesetzt und keineswegs erheiternd. Wenn der Bayrische Rundfunk dachte, zwei Kommissare beim Einkauf von Katzenspielzeug seien urkomisch, sollten eventuell neben der Drehbuchautorin, der Regisseurin und den beiden Hauptdarstellern auch die gesamte Produktionsleitung überdacht werden.”
Diskutiert mit! Wie fandet ihr den Tatort: Häschen in der Grube?