Tatort - Viele Köche verderben den Brei

09.03.2009 - 08:45 Uhr
Tatort: Mauerblümchen
MDR
Tatort: Mauerblümchen
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Tatort bietet starken Anfang, viele Verdächtige sowie ein großes und zugleich schwaches Ende.

Stark, richtig stark beginnt dieser Fall. Im Tatort: Mauerblümchen gießt es in Strömen, ein Mann in mittlerem Alter zieht eine junge Frau über die Straße und beide steigen in sein Auto. Sie will ihm über das Gesicht streichen; er lehnt es brüskiert ab. Zu Hause lässt sich die Frau ein Bad ein und plappert vor dem Spiegel über das Berühmt-Werden so dahin, der Mann raucht zerstreut in einem anderen Raum eine Zigarette und hört gar nicht zu. Die Kamera streift über das Wasser in der Badebanne, es wird grauer und trüber … und auf einmal läuft das Mädchen panisch mit ihrem billigen Abendkleid barfuß über ein freies Feld. Es gießt immer noch in Strömen, und weil sie ständig ausrutscht, entleidigt sie sich des Kleides. Am Strassenrand hält ein Auto, im Haus liegt der Mann in einer Blutlache. Ein starker, richtig starker Anfang!

Der Tod eines Politikers
Am frühen Morgen kommt aber bekanntlich die Katerstimmung und mit ihr die Ermittler. Damit ist es vorbei mit den kraftvollen Bildern, der Alltag ist wieder eingekehrt und der bringt zwei Leichen für den Fall und Langeweile für den Zuschauer: Der junge Politiker Armin Lohmann, Amtsleiter im Leipziger Bürgermeister-Amt, wird tot in seinem Haus entdeckt. Er wurde niedergeschlagen und fachmännisch abgestochen. Wenig später taucht noch die Leiche der jungen Tschechin Alena auf, wahrscheinlich ist sie unter 18 Jahre alt und ihre Ausweise sind gefälscht. Beide Opfer hatten miteinander zu tun, aber das Wie, Wo und Warum müssen die beiden Hauptkommissare Eva Saalfeld (Simone Thomalla) und Andreas Keppler (Martin Wuttke) in einer mühsamen Ermittlungsarbeit erst herausfinden. Es gibt zahlreiche Verdächtige: Die alkoholkranke Ehefrau (Sophie von Kessel), die jugendliche Begleiterin des Politikers (Iza Czyz-Kala), der erpresserische Bauunternehmer (Arved Birnbaum), die Sekretärin des Amtsleiters (Steffi Kühnert), die Leiterin eines Zeitarbeitsunternehmen (Cornelia Lippert), der Neffe eines Hotelbesitzers (Stefan Rudolf). Die vielen Spuren lassen vieles offen. Besonders die Motive der Morde: Eifersucht? Erpressung? Prostitution?

Viele Köche verderben den Brei
Nach dem starken Beginn, der nur über Bilder funktioniert, schauen die Filmemacher wieder auf die Dialoge sowie die Ermittlung und beide lassen einiges zu wünschen übrig. Grob und ungeschickt kommen die Sätze daher, ein halbwegs gebildeter Tatort-Zuschauer weiß nach kürzester Zeit, wer nicht der Mörder ist und dass ihn die Autorin Simone Schneider zum wiederholten Male auf eine falsche Fährte geschickt haben. Davon gibt es zahlreiche in dem Film. Aus dem Stoff dieses Tatortes hätten weitere 10 andere Kriminalfälle gebaut werden können. Es geht um die mögliche Korruption von Politikern, um Amtsmissbrauch und Behördendreck, um Menschen- und Organhandel, um das Fälschen von Dokumenten, um die Ausbeutung von ausländischen Arbeitskräften, um Prostitution und Zuhälterei, um Sex-Spielchen im Internet, um Geschlechtsverkehr mit Minderjährigen usw. usf.

Regisseur Johannes Fabrick musste diesen ganzen bunten Blumenstrauß an gesellschaftlichen Problemlagen in 90 Minuten packen. Das hat er den Umständen entsprechend durchaus gefällig getan. Die Schauspieler sind gut inszeniert und wären da nicht die vielen Kleinigkeiten des Drehbuchs, die nicht wirklich gut funktionieren, dann hätte es nach dem starken Anfang auch ein starker Tatort werden können. Daraus wurde aber leider nichts. Das Ende des Films macht das besonders deutlich: Wie das Häschen aus dem Hut wird der Täter hervorgezaubert. Der Showdown ist zwar gut inszeniert, aber die logischen Löcher in ihm sind gewaltig.

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