Test zu Phoenix Wright: Ace Attorney Trilogy

11.12.2014 - 13:00 Uhr
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Capcom
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Wer gleichwertige Vorlieben für Videospiele und die judikative Gewalt hat, kommt um das Phoenix Wright-Franchise kaum herum. Mit der Phoenix Wright: Ace Attorney Trilogy wagt eine Sammlung der ersten drei Teile den Sprung auf den 3DS.

Manchmal erinnert mich die Handheld-Familie von Nintendo an Australien. Auf den ersten Blick geht es dort nicht viel anders zu als anderswo und dennoch streift dort eine Fauna umher, die derart exotisch und einzigartig ist, dass alles wie aus einer anderen Welt zu sein scheint. Was für Australien das Känguru und der Koalabär sind, wird auf dem Nintendo DS von Cooking Mama, Phoenix Wright: Ace Attorney und Co. vertreten

Vor allem letzteres Franchise hätte auf einer anderen Plattform wohl nur äußerst geringe Überlebenschancen, zumindest könnte ich mir keine leichtherzigen Anwalts-Simulationen bei Sony und Microsoft vorstellen.

Auf Nintendos Taschenkonsole hingegen blüht die Reihe aber regelrecht auf und erfreut sich seit jeher an einer enthusiastischen Fangemeinde, die ihre Abenteuer aus dem Gerichtssaal sogar auf der Kinoleinwand bestaunen dürfen, inszeniert von niemand geringerem als Takashi Miike. Die Hauptreihe der Mischung aus Visual Novel und Adventure besteht bereits aus fünf Ablegern, die ersten drei Teile, die bisher nur auf dem Game Boy Advance veröffentlicht wurden, erscheinen nun zusammengefasst in der Phoenix Wright: Ace Attorney Trilogy auch auf dem Nintendo 3DS.

Den Richter gilt es zu überzeugen.

Zwischen den drei Spielen kann im Hauptmenü bequem gewechselt werden, die Abenteuer parallel zu spielen ist daher kein Problem. Vermutlich ist es aber sinnvoll, sich chronologisch durch die Trilogie zu arbeiten, denn das Figuren-Ensemble zieht sich wie ein roter Faden durch die Reihe. Wer alles verstehen möchte, sollte am Anfang beginnen. Wirklich komplexe Konstellationen kommen trotz des eigentlich ernsten Hintergrundes zwar nicht zustande, aber die Entwickler von Capcom wissen dennoch interessante Geschichten zu erzählen. Die liebevoll präsentierte Karriere des namensgebenden Anwalts Phoenix Wright dient in erster Linie aber nur als Rahmenhandlung für die einzelnen Gerichtsfälle, die in Kapiteln aufgeteilt den Spielinhalt der Reihe ausmachen.

Die Krimigeschichten bestehen aber keinesfalls aus einem Übermaß privater Ermittlungen des Spielers, die klassische Doppelbesetzung von Anwalt und Detektiv lässt Phoenix Wright außen vor. Viele Beweise und Zeugen stellt uns das Spiel einfach zur Verfügung und es liegt an uns, diese Dinge zu instrumentalisieren und die Wahrheit herauszuarbeiten. Wirklich kompliziert sind die Verhandlungen zwar nicht, ein bisschen Kombinationsgabe ist jedoch schon vonnöten, wenn es darum geht herauszufinden, was an den Aussagen der Gegenpartei nicht so recht stimmen kann. Der Anspruch schwank aber stark, so kann es durchaus vorkommen, dass es schon als juristische Meisterleistung gilt, erkannt zu haben, dass der Name, den das Opfer in seinen letzten Momenten aufgeschrieben hat, anders buchstabiert ist, als der Name der Angeklagten.

Der doppelte Bildschirm schafft Übersicht

Ein allzu analytischer Zugang zu den Rätseln wird den Spielern nicht ermöglich, zu wirr ist das Verhalten der Figuren und zu eingeschränkt sind die Möglichkeiten, Einfluss auf das laufende Verfahren nehmen zu können. In der Regel läuft es darauf hinaus, eine konstruierte Situation auf eine einzige Schwachstelle hin zu untersuchen, sobald diese ausgemacht ist, schreitet die Handlung fort. Das klingt nach einer Professor Layton-Attitüde, die sich zu fein ist, sich als Rätselsammlung anzusehen, spielt sich aber viel eher wie eine überzeichnete Parodie auf die nachmittägliche Krimi-Serie. Etwas befremdlich ist dabei die fast vollständige Abwesenheit von Aspekten, die direkt die Verbrechen betreffen. Bei Morden gibt es kaum Trauer, sogar die zu Unrecht angeklagten Partner haben mehr Augen für die vorbildliche Leistung des Anwalts als den eigenen Verlust.

Die einzelnen Figuren sind in ihrer Überzeichnung aber sehr liebevoll gestaltet und besitzen ihren eigenen Charme, allein dadurch gewinnen die Gerichtsfälle noch einmal an Reiz. Optisch sind die Spiele eher minimalistisch gehalten und zeigen spärlich animierte Halbporträts vor starren Hintergründen. Der Stil gefällt, kann aber durch die Simplizität nicht viel eigenen Boden gewinnen. Die Umsetzung der Phoenix Wright: Ace Attorney-Triologie auf den Nintendo 3DS fällt reichlich unspektakulär aus, ist aber definitiv solide. Der Stylus bekommt keine Sonderaufgaben und dient als zusätzliche Bestätigungsmöglichkeit für gelesene Dialoge. Der zweite Bildschirm hingegen zieht das Inventar und die Menüs nach unten, wodurch das die Titel insgesamt an Übersichtlichkeit gewinnen.

Fazit

Phoenix Wright: Ace Attorney Trilogy mag nicht gerade die notwendigste Portierung sein, die der Handheldmarkt gerade braucht, dennoch ist es schön zu sehen, dass das sonderbare Konzept diese Behandlung auch bei uns erfährt. Wirklich neue Features bietet die Mini-Sammlung zwar nicht aber wer sich mit der Anwalts-Simulation bislang noch nicht beschäftigt hat, bekommt nun ein Angebot vorgesetzt, das den Einstieg so günstig und einfach macht wie nie zuvor.

Phoenix Wright: Ace Attorney Trilogy wurde uns in Form eines Review-Codes von Capcom zur Verfügung gestellt.

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