George Clooney ist Jack, ein Profikiller, der sich eigentlich zur Ruhe setzen möchte und für einen letzten Auftrag nach Italien reist. Entgegen seiner eisernen Gewohnheiten beginnt er sich dort mit einem Dorfpfarrer anzufreunden und hat eine Affäre mit der schönen Prostituierten Clara. Doch in dem Maße, wie er aus seiner Deckung heraustritt, fordert er zugleich auch sein Schicksal heraus.
The American ist der neue Film des Niederländers Anton Corbijn, der 2007 mit dem hochgelobten Joy Division-Biopic Control sein Spielfilmdebüt feierte. Bereits dort zeigte der erfolgreiche Musikfotograf ein ausgezeichnetes Gespür für Bilder und Atmosphäre – keine schlechten Voraussetzungen also für den Stoff von The American.
Was in den ersten Rezensionen aus den USA sofort auffällt ist, dass immer wieder die formale Präzision und Schönheit des Films thematisiert wird. A.O. Scott von der New York Times betont, dass The American “nichts weniger als wunderschön” ist. Zugleich merkt er jedoch an, dass “die Tugenden des Films eher aus dem Handwerk als aus der Kunst” stammen: “Seine Präzision ist eher beeindruckend und penibel als belebend. The American ist eine ziemlich gewandte Übung in Genre und Stil.”
Auch Michael Phillips vom Chicago Tribune hat The American “vor allem wegen seiner Oberfläche genossen. Seine visuelle Kraft ist unbestreitbar.” Zugleich sagt Phillips voraus, dass der Film das Publikum spalten wird. Vor allem diejenigen, die “in der letzten Zeit viel geBourned und geSalted wurden, werden The American ein bisschen zu, naja, nachdenklich für ihren Geschmack finden.”
Dass man sich zu Herzen nehmen sollte, dass einem Corbijn hier keinen Actionthriller vorsetzt, macht keiner so deutlich, wie Kyle Smith von der New York Post: “Jeder Marketingexperte, der [diesen prätentiösen Euro-Langweiler] einen Thriller nennt, sollte wegen Betrugs verklagt werden.” Genervt von dem Arthouse-Stil bemerkt er schließlich süffisant, dass „in der Hauptrolle ein Schauspieler zu sehen ist, der sich zu wünschen scheint, er hieße Jorg Clooné."
Man muss sich also schon auf die Stille einlassen, die den Film dominiert. Roger Moore vom Orlando Sentinel ist dann auch der Überzeugung, dass der Regisseur Anton Corbijn “die Stille des italienischen Landes, sowie die der Schalldämpfer [auf brillante Weise einsetzt]. Die Stille ist die nervenaufreibendste Zutat des Films.”
Kritikerpapst Roger Ebert von der Chicago Suntimes hat sich ebenfalls nicht von dieser Ruhe stören lassen und spricht von einem “fesselnden Film mit dem Fokus eines japanischen Dramas und einer undurchdringlichen Hauptfigur” und nennt The American in einem Atemzug mit Jean-Pierre Melville s Klassiker Der eiskalte Engel mit Alain Delon in der Hauptrolle.
Eher selten also ist in den Reaktionen vom Inhalt des Films die Rede, und wenn, dann wird dabei von einem reichlich gewöhnlichen Standardplot gesprochen. Es ist die beeindruckende Form, die den Film zu einem Ereignis macht. In diesem Sinne wollen wir abschließend Scott Tobias vom AV Club zitieren: "Die Stärken und Schwächen von The American lassen sich mit denen von Control vergleichen. Er ist ein geduldiger, anspruchsvoller Filmemacher mit einem guten Auge – ideal für das Thema hier – aber seine Strenge kann den Verdacht nicht ganz beseitigen, dass er nicht viel zu sagen hat. Sein Film ist ein Triumph, aber es könnte ein Triumph der Form über den Inhalt sein.“
Wir sind auf jeden Fall gespannt, denn der Film scheint nicht nur sehenswert, sondern vor allem auch sehr diskussionswürdig zu sein. Sollte auch Euer Interesse geweckt sein: The American startet am 16. September 2010 in den deutschen Kinos.
Mehr zum Film erfahrt Ihr übrigens im Tobis Filmclub.