Guten Tag.
Herzlich Willkommen zu doctorgonzos "Whisk(e)y Diaries" - einer verqueren Mischung aus Filmrezension, Alkoholverkostung, Gesellschaftssatire, Gonzo-Journalismus und Selbstbeweihräucherung.
Der "Filmabend" ist eine Institution, die wohl jeder kennt. Viele Menschen gönnen sich dabei aktuelle Kracher, manche kleine Perlen, manche nutzen ihn als Ouvertüre für eine Nacht zu zweit, bei anderen ist er Selbstzweck und bei wieder anderen ein toller Vorwand, um eine perfekte Symbiose aus Kinobesuch und Kneipentour zu erschaffen.
Im Zuge dessen schaffen es manchmal auch Filme auf den Schirm, die man so wohl nie angeschaut hätte, oder die der Aufmerksamkeit der Massen einfach nur entgehen.
Um solche Filme soll es hier gehen.
Zum Anfang gibt es ein Stück aus den Kommentararchiven. Der Film heißt "High Crusade" und ist, naja, lest selbst.
Mit der Zeit werden auch aktuelle Promillewerke folgen.
Lothar Matthäus hat es getan, Anne Frank auch.
Von Thompson gibt es "The Rum Diary". Von Hitler nahm man mal an, er
habe welche geschrieben, aber das war wohl irgendwie ein
Missverständnis. Manch einer kennt vielleicht auch Agent Mulders "Red
Shoe Diaries"...
Fühlt Euch nun also aufs Herzlichste gegrüßt zur Premiere von "The
Whisk(e)y Diaries" - Filme, die zur Fahne passen. Von und mit doctorgonzo, Ghostwriter von Mark Twain, Skilehrer im atomaren Winter und Patentinhaber der Floskel "ja, das ist abwertend gemeint".
Es gibt Abende, die schreien geradezu nach einem Besäufnis. Weil man glaubt, die Welt, das All und die Frauen haben sich gegen einen verschworen, obwohl man bloß selbst Mist gebaut hat. Oder man braucht einfach diese seelische Reinigung mit Gleichgesinnten. Was trinken, Blödsinn erzählen, Erinnerungen auffrischen und einfach die Laune wieder in freundliche Sphären fahren.
Auch wenn mir in der jüngeren Vergangenheit die positiven Wirkungen eines klassischen Konzertes wieder nähergebracht wurden, griff ich doch zur altbewährten Methode: Anspruchsvolle Drinks, eine wilde Filmmischung und gute Freunde.
Ein Mittwochabend in Mitteldeutschland, gerade entsteige ich der Dusche und erfreue mich der 30 Minuten Freiheit, die mir bis zum Eintreffen der Freunde und dem damit verbundenen Trinkstart verbleiben. Je weiter sich der Arbeitstag dem Feierabend näherte, umso nötiger erschien diese Maßnahme. Aus diesem Grunde schon mal ein kanadisches Bier zum Vorkühlen.
Und dann trafen sie ein. Die Brüder im Geiste. Dazu ein paar Snacks und fertig war ein gemächlicher Start mit gekühltem Gebrauten.
Dann aber ging es los.
Zwei Folgen Muppet Show und ein Glas Strathisla 12.
Der Kurzfilm "C´ était un rendez vous" und danach ein 12-jähriger An Cnoc.
Dazwischen natürlich immer wichtige Weisheiten, kompletter Nonsens und das tröstende Gefühl einer seelischen Oase.
Wir starten in die politische Unkorrektheit mit "In China essen sie Hunde" und nehmen dazu Aberlour A Bunadh, Glendronach 15 Revival und eine Bierpause, während wir auf der Terrasse ein paar Zitate rekapitulieren.
Ein Fünkchen vor 23 Uhr landet auch der letzte meiner geladenen Gäste endlich bei uns. Er bringt etwas unbekanntes mit.
"High Crusade" - Produzent Wolfgang Emmerich? Und wer zur Hölle ist
Regisseur Klaus Knoesel? Der Alkohol in uns vermutet lautstark "Das ist
das dämlichste Pseudonym, das ich je gehört habe".
Aber wikipedia rettet
uns mal wieder.
Klaus Knoesel und Coregisseur Holger Neuhäuser waren zu dieser Zeit
Filmstudenten und durften dieses Ding hier zusammenzwirbeln. Knoesel
führte daneben auch noch Regie bei "Böse Datteln" (ich weiß nicht, was
das ist, aber der wartet schon dank des Titels auf eine Gelegenheit,
gesehen zu werden), dem Pilot zu "Geisterjäger John Sinclair" (auf RTL,
RTL!), Episoden von "SK Kölsch", Sturm der Liebe" oder dem Schwartau
Werbespot mit V.Feldbusch, außer dem war er in Emmerichs "Moon 44" an
den Computereffekten beteiligt. Was für eine Mischung!
Und vor der Kamera erst. Rick Overton ist ein Kreuzritter kurz vor
dem Abmarsch, Rick Overton spielt übrigens einen der beiden betrunkenen
Typen aus "Und täglich grüßt das Murmeltier". Zur Feier dieser
Erkenntnis überqueren wir den Atlantik und machen eine Flasche Wild
Turkey Bourbon auf.
John Rhys Davies, der vom KGB Chef, über den Orient-Kumpel von Indy
bis zum Zwerg Gimli schon alles gespielt hat, ist hier ein Mönch. Wir
fragen uns, was er hier macht und spülen mit einem zweiten Wild Turkey
nach.
Dank des Internet stellen wir fest, dass er auch noch in einem Film
namens "Der unglaubliche Hulk vor Gericht" mitgespielt hat und tragen
uns auf der Warteliste für Organspenden unter Zwerchfell ein.
Und Leber.
Überhaupt ist das irgendwie verwirrend: "E.T. trifft die Ritter der
Kokosnuss und die Explorers", die Kreuzritter sind im Weltraum und nicht
im Nahen Osten, statt Muselmänner gibt es krasse Aliens und überhaupt.
Sind das Handlungslöcher oder bin ich zwischendurch kurz weggenickt?
Wir rätseln kollektiv mit einem Gesamtalter von über 130 Jahren und
geballter 80er Jahre Serienkenntnis, wer dieser komische französische
Edelmann ist, der hin und wieder gern die frisch Angetraute des
Kreuzritters nageln will, allerdings nicht ans Kreuz..
Der Typ ist Michael Des Barres - kennt Ihr nicht? Der hat Murdoc
gespielt - also nicht den vom A Team, sondern den regelmäßigen
Gegenspieler des mehrfach übergangenen Universal Nobelpreisgewinners
MacGyver.
Hier hat man ihm auch noch einen dämlichen Frankoakzent verpasst,
dass wir unter Zuhilfenahme eines weiteren Bourbon, optional eines
Lagavulin als Alternative, immer wieder im imitierten Dialekt die Ritter
der Kokosnuss zitieren müssen "Ihr schwülen Englandärr".
Nicht zu fassen, dass dieser Film tatsächlich auf irgendein Medium
gebannt wurde, so dämlich wie er ist, aber irgendwie saucool, also unter
den Bedingungen. Ein perfekter Film für solche Gelegenheiten, aber eben
erst ab der dritten oder vierten Runde, äh, Stunde.
Hat seine Momente, ist tricktechnisch echt ok und erstaunlich besetzt.
Danach mussten wir mit einer vorsichtigen Runde erstmal wieder runterkommen.
Daher gab es zum Ausklang meinen persönlichen DVD-Nacht Dauerbrenner "Last Man Standing"...
4.30 Uhr morgens. Aufstehen in 180 Minuten und dann an die Arbeit.
Life sucks. Aber manchmal ist es das wert.
Und in einer Zeit, in der alle davon sprechen, wie gesund doch das Fasten sein soll, kann man das ja auch ab und an mal mit dem Schlaf probieren.
Danke für Eure Aufmerksamkeit. Mögen Johnnie, Jim, Jack und José Eurer Seele gnädig sein.