Filmemacher Jaume Collet-Serra war zuletzt mit Black Adam und Jungle Cruise ins Blockbuster-Terrain abgedriftet. Mit The Woman in the Yard kehrt der Mann hinter House of Wax und Orphan nun zu seinen Wurzeln des überschaubaren, gut gemachten Horrors zurück. Doch lasst euch vom Blumhouse-Label nicht in die Irre führen: Dies ist kein prolliges Insidous-Sequel oder billiger Paranormal Activity-Abklatsch.
Vielmehr bietet sich ein ganz bestimmter Vergleich aus dem Gerne an – und nein, es sind nicht die Blumhouse-Ausnahmefilme Get Out und Wir von Jordan Peele.
The Woman in the Yard geht am helllichten Tag unter die Haut
Es gehört ein ganzes Stück Selbstbewusstsein dazu, seinen Horror-Film am helllichten Tage spielen zu lassen – auch wenn einem Midsommar-Kameramann Pawel Pogorzelski zur Verfügung steht. Ob das gut geht, fragt man sich in der ersten Hälfte und glaubt, den Film längst durchschaut zu haben, sobald die unheimliche Frau (Okwui Okpokwasili) verschleiert im Garten erscheint. Aus dem gehobenen Horror kamen schließlich schon mannigfaltig metaphorische Monster, die durch Trauer und Trauma heraufbeschworen wurden, wie eben bei Wir. Doch das ist hier kein Fehler, sondern ein Feature: The Woman in the Yard hat nichts zu verbergen, will uns das viele Licht fast sagen. Und nur im Licht können schließlich Schatten tanzen.
Ramona (Danielle Deadwyler) hat ihren Mann (Russell Hornsby) bei einem Autounfall verloren und wurde selbst dabei verletzt, so dass sie nun auf Krücken und ihre Kinder angewiesen ist. Ihr Sohn Tay (Peyton Jackson) ist ein guter Junge, der sein Bestes tut, um sich um die kleine Schwester Annie (Estella Kahiha) zu kümmern, doch die Depression der trauernden Mutter lässt immer wieder harsche Schelte schauern. Gruseliger als die im Garten sitzende Dame ist die Frau Mama in den eigenen vier Wänden ohnehin und bald wird deutlich: Das hier ist kein afroamerikanischer Soziopolit-Horror, wie wir ihn von Peele kennen – das hier ist Der Babadook.
Als babadooksches Schleiermonster erinnert Okpokwasili in manchen Momenten an den betörend-verstörenden Candyman, doch an die ungewollte Grausamkeit der psychisch maroden Mutter kommt sie kaum heran – Deadwyler leistet für diesen verschrobenen Effekt ganze Arbeit. Dass zwischen den beiden natürlich eine Art metaphysische Verbindung besteht, wird früh klar, wenn Ramona über das Erscheinen der Besucherin spekuliert und melancholisch murmelt: "Vielleicht ist sie einfach verloren."
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Weder Jump-Scares noch Twists lassen den Film billig wirken
Ja, The Woman in the Yard hat ein bis zwei relativ offensichtliche Twists auf Lager und für den ein oder anderen Jump-Scare ist man sich auch nicht zu schade. Dank eines substantiellen Unterbaus und spannender Einzelideen aus dem Drehbuch von Horror-Newcomer Sam Stefanak bleibt am Ende aber viel mehr hängen als nur Genre-Klischees, die durch erinnerungswürdige Performances in ein besseres Licht gerückt werden.
Tatsächlich ist das Highlight des Films die ansprechend ausformulierte Metapher des verschleierten Gartengespensts, deren Ausführung uns am Ende in einen kunstvollen, alptraumhaften Showdown hinabgleiten lässt. Die Singsang-Catchphrase "Heute ist der Taaag" bleibt dabei nicht nur morbides Motto des Monsters, sondern dient als pointierter Tritt in die Magengrube, sobald wir ihre Bedeutung erfahren.
Schaut hier den Trailer zu The Woman in the Yard:
Collet-Serra hatte nach Superhelden- und Fantasy-Abenteuern spürbar große Lust, seine Regiezähne erneut in eine Horror-Geschichte zu versenken, was ihm angenehm leicht von der Hand geht. Erfrischender ist darüber hinaus nur, dass er all das in nur 87 Minuten vollbringt und die Heimsuchung der Vorgartenfrau damit kein bisschen überstrapaziert.
The Woman in the Yard kommt am 27. März 2025 durch Universal in die deutschen Kinos.