Top oder Flop: Tatort Granit bietet Bruderzwist

21.12.2008 - 09:55 Uhr
Tatort Granit
ARD
Tatort Granit
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MEINUNG » Im Kampf um Scholle und Hof gab es in Tirol Blut und Tote.

Weihnachten gehört der Familie! Das dachten sich auch die österreichischen Autoren des gestrigen Tatorts und haben mit Tatort: Granit einen Kriminalfall passend zur Weihnachtszeit geschrieben. Mit der Familie auf dem Tiroler Bergbauerhof will aber wohl niemand wirklich den Heilig Abend feiern.

Ein Mord im verschneiten Tirol

Der Tatort: Granit beginnt mit einem deftig, heftigen Erbschaftsstreit zwischen zwei Brüdern,die sich halb tot prügeln. Ursache ist ein halbseidener Deal mit dem Helmut Pechtl, seines Zeichens der Pate des Dorfes im tiefen Tirol. Wenn es nach dem geht, dann verliert Erich den Familie-Hof an Heinz und Pechtl selbst erhält den Steinbruch, der eine Goldgrube werden könnte. Denn hier schlummert Granit im Fels, das abgebaut Millionen bringen kann.

Der Wiener Sonderermittler Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) reist ins Dorf nach Tirol, das tief im Schnee liegt, als Helmut Pechtl erdrosselt aufgefunden wird. Vor ihm ist schon die TV-Moderatorin Agnes Aichinger (Muriel Baumeister) da, denn die hat sich Gerechtigkeit auf die Fahnen geschrieben und wollte der Familie, die ihren Hof verliert und zu Weihnachten ohne ein Dach über dem Kopf da steht, zu ihrem Recht verhelfen. Sie steckt tief in der Geschichte und wird plötzlich Opfer eines mysteriösen Mordanschlages. Sie überlebt ihn nur durch Eisners beherztes Eingreifen, der sie aus einem vereisten Weiher vor dem Ertrinken rettet. Gibt es eine Verbindung zwischen beiden Verbrechen?

Es wollte sich kein Weihnachtsgefühl einstellen

“Richtig spannend war das nicht”, findet Kritiker Ines Walk. “Vielmehr erinnerte die ganze Geschichte an Rosamunde Pilcher, nur war der Bruderzwist in die Abgeschiedenheit des Tiroler Landes ausgelagert worden und die Familie gehörte nicht gerade zu den Begünstigten. Es ging beim Streit um das Erbe, einen Bergbauerhof, der seit 300 Jahren im Besitz der Familie ist. Insolvenz des einen, Ehestreit des anderen, Homosexualität des dritten – alle hatte ihren Packen zu tragen und jeder biss bei den jeweils anderen auf Granit. Derart verkracht und verbohrt waren die drei Söhne, allesamt versuchten sie den jeweils anderen auszubooten, so dass sich die Drehbuchschreiber fragen lassen müssen, aus welchem alten Groschenroman sie diese Geschichte abgeschrieben haben. Das Hinterwäldlerische wurde mit etwas Kitsch und einer kleinen Liebesromanze des Komissars gepaart, Kinderlein sangen in der Kirche und vor dem Weihnachtsbaum, aber ein richtiges Weihnachtsgefühl wollte sich nicht einstellen, weil niemand so richtig den Ton traf.”

Der Mord ist geklärt, aber eine Frage bleibt

Lobenswert an Tatort: Granit war die Kamera von Fabian Eder, der zugleich als Regisseur fungierte. Düster und dunkel kam der Film daher, fing in großen Panoramabildern eine melancholische Stimmung ein, die beim Schneetreiben oder auf dem von Nebel durchzogenen Weiher durchaus etwas Schaudern hätte erzeugen können, wenn es die Geschichte hergegeben hätte. Nach dem Tatort, der Mörder war gestellt, die Romanze vorbei und zwei der Brüder hatten sich zumindest in die Augen geschaut, blieb eine der entscheidenen Frage allerdings offen, die der Film nicht beanwortet hat: Wie kommt Kommissar Moritz Eisner gemeinsam mit der Reporterin aus dem Eisloch in dem Weiher?

Und was meint Ihr? Top oder Flop am Sonntag Abend?

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