Traumland Schweden

28.03.2008 - 08:49 Uhr
Charlie Chaplin in The Kid
Charlie Chaplin in The Kid
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Werbung während Filmen ist in Schweden gerichtlich verboten worden.

Die Regisseure Vilgot Sjöman und Claes Eriksson – bei uns relativ unbekannt, aber prominent unterstützt von Martin Scorsese, Woody Allen und Oliver Stone – haben es sich nicht mehr länger gefallen lassen. Sie waren es leid, ihre Filme von Schokoriegeln, Autocorsos oder putzwütigen Hausfrauen zerfetzt zu sehen, und stritten vor Gericht in gleich drei Instanzen gegen die Werbepausen der TV-Sender während ihre Filme laufen. Und nun ist es amtlich: In Schweden dürfen Filme nicht mehr durch Werbeblöcke unterbrochen werden! Sie sind bei unseren skandinavischen Nachbarn ab sofort illegal, oder aber Regisseure stimmen ihnen ausdrücklich schriftlich zu. Eine Revolution!

Wie Hanns-Georg Rodek in der Welt aufdeckt, gab es schon immer Bestrebungen, den Kommerz von der Kunst fernzuhalten. Charlie Chaplin war auch hier ein Vorreiter. Ende der 1950er Jahre kämpfte er in Frankreich gegen eine willkürliche Musik in seinem Stummfilm-Meisterwerk Der Vagabund und das Kind. Regisseur John Huston war erbost darüber, als sein Schwarz-Weiß-Film Die Spur des Falken im nachhinein koloriert werden sollte, weil niemand mehr bei Filmen ohne Farbe den Fernseher einschaltete. Nach seinem Tod bewann seine Tochter Anjelica Huston den Prozeß für ihn. Auch die Erben von Fred Zinnemann erstritten sich ein Gerichsurteil in Fragen der künstlerischen Autonomie.

Wird sich nun etwas ändern? Wohl kaum. Die TV-Sender werden Klauseln in ihre Verträge einbauen und so wird der Regisseur entscheiden müssen. Da Brot nicht zu verachten ist, wird die Masse der Filmemacher nicht auf Werbeblöcke verzichten können.

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