Eigentlich ist Jan Tenhaven freier Fernsehauthor und -regisseur. Wohl der Hauptgrund, warum er bisher hauptsächlich mit TV-Reportagen auf ARD, ZDF und Co. in Erscheinung trat. Mit Herbstgold kommt nun Jan Tenhavens erster Dokumentarfilm für die große Leinwand auf die große Leinwand; ers startet an diesem Donnerstag. Was ihn auf die ungewöhnliche Idee brachte, einen Film über drei Rentner während ihren Vorbereitungen auf die Senioren WM zu machen, erzählt er uns im Regiekommentar:
Ich hätte niemals gedacht, dass ich einmal einen Film zum Thema Sport machen würde. In der Schule gehörte ich eher zur Fraktion der Turnbeutelvergesser, Sportvereine waren mir ein Graus, und noch heute empfinde ich verbissenen Ehrgeiz als peinlich. Aber um all das geht es in Herbstgold gar nicht. Es geht um viel mehr, als um einen sportlichen Wettkampf oder um eine schnöde Medaille.
Herbstgold ist eine Hommage an das Leben, das man tunlichst auch auf der Zielgeraden noch feiern sollte! Eine Ode an die Freude und an den anarchistischen Trotz, der eigenen Vergänglichkeit mit einer sturen Jetzt-erst-recht-Haltung zu begegnen. Durch Zufall hatte ich 2006 von einer Senioren-Leichtathletikmeisterschaft gelesen, als Kuriosum in der Rubrik Vermischtes. Jedenfalls wurde ich neugierig, und zugegeben, anfangs hatte auch ich eine Freakshow erwartet, doch es war alles ganz anders. Zwei Wochen lang schummelte ich mich unter die Athleten bei der vorletzten Senioren-WM im italienischen Riccione. Ich war wie elektrisiert von der ungeheuren Anspannung, der positiven Energie, dem Humor, aber auch der Ernsthaftigkeit der Sportler. Selbst die Teilnehmer in den höheren Altersklassen, die oft alleine antraten und keine Konkurrenten mehr hatten, gaben ihr Bestes – obwohl ihnen die Goldmedaille schon beim Betreten des Platzes sicher war. Beeindruckend!
Das war keine Verbissenheit, höchstens Trotz: Euch zeige ich’s noch! Dumm nur, dass die Zuschauerränge bei den Seniorenmeisterschaften meistens leer sind. In Riccione war mein Wunsch geboren, einerseits diesen Helden eine filmische Bühne zu bieten und andererseits ein Stück von ihrer Energie und ihrem Lebensmut an die Zuschauer weiter zu geben. Wichtig war mir aber: Der Film sollte kein Fest der Schönheit werden, keine glatt gebügelte Leistungsshow. Die Menschen unter dem Trikot mit all ihren Unzulänglichkeiten, ihren kaputten Knien, den buckligen Rücken und ihren Selbstzweifeln sollten Raum bekommen, ohne dass der Film dort stehen bleibt. Mir war immer klar:
Herbstgold muss im Grundton lebensbejahend, warmherzig und humorvoll werden. Es gibt bewusst kein Kramen in alten Schwarzweißfotos, kein Opa-erzählt-vom- Krieg, nein, der Blick ist nach vorne gerichtet, auf die nächste WM. Denn unglaublich, aber wahr: Auch alte Menschen haben ein Morgen. In der Debatte über den demographischen Wandel und die Alterung der Gesellschaft geht es fast nur um teure Pflegefälle und kollabierende Sozialsysteme. Alles wichtige Themen.
Herbstgold will ganz bescheiden eine weitere Facette erzählen.
Mit Material von Neue Visionen.