Dieses kleine Werk ist jetzt bald 4 Jahre alt. Aber leider immer noch aktuell. Und darum dachte ich: Ich teile es mal mit euch ;) Einiges habe ich allerdings noch hinzufügen müssen...
Tatsächlich lese ich neben dem Filmeschauen wahnsinnig gerne und muss deshalb oft in Buchläden und Büchereien für Nachschub sorgen. Aber in letzter Zeit traue ich mich in kein Buchgeschäft mehr. Der Grund? Die Vampir-Manie! Kaum macht man sich in die Jugend- oder Fantasy-Abteilung auf, steht da mindestens ein volles Regal mit Reißzahn-Lektüre. Seit Stephenie Meyer mit ihrer Biss-Reihe einen derartigen Bombenerfolg gelandet hat, wird der Buchmarkt mit nachahmenden Produkten überflutet. „Gemeinsam unsterblich“ oder „nächtliche Liebschaften“ oder ähnliche Titel scheinen überall aufzutauchen. Sie sind so aussage- wie inhaltslos und unter den Bergen von als Fantasy getarnten Kitsch-Romanen findet man kaum noch anständige Lektüre aus diesem eigentlich sehr vielfältigen Genre.
Ich selbst fand die Biss-Bücher gar nicht schlecht, aber das, was die Buchwelt jetzt erlebt, ist wirklich nicht mehr schön. Die Industrie geht anscheinend davon aus, dass sich jede Teenagerin einen Freund mit überlangen Eckzähnen und einer Vorliebe für blutige Steaks wünscht. Und vor allem wünscht sie sich diesen Mann nicht, weil er als Monster so ein schönes dunkles Badboy-Image hat, NEIN.
Sie will ihn, weil er unter seiner einfach nicht bräunbaren, blassen Vampirhaut ja so verletzlich ist. Wie ein Hund, der will ja schließlich auch nur spielen.
Liebe Vampir-Autoren, reden wir mal Klartext. Klar, durch Vampir-Mensch-Beziehungen gewinnen Redensarten wie „Jemanden zum Fressen gern haben“ erst richtig an Reiz, und die dunkle Versuchung hat schon was, aber das ist noch lange kein Grund, dieses Thema derart überzustrapazieren.
Und ich spreche hier auch mit euch, liebe Autoren von anderen Liebesromanen, deren Handlung keinen Deut kreativer ausfällt, nur dass der Protagonist eben ein Dämon oder Drachenblut oder meinetwegen Halbpixie ist. Das ist nämlich genau dasselbe. Wenn ich bei mir Zuhause den Buchladen betrete, nehmen die "Nein-ich-bin-doch-Fantasy-kein-gewöhnlicher-Liebesroman"-Bücher die vorderste Front der Jugendliteratur und tatsächlich auch einen ordentlichen Teil der "Erwachsenen"-Lektüre ein. Sie sind recht leicht am Cover zu erkennen und machen es mir daher sehr leicht, einen Bogen um sie zu schlagen, der meist durch den gesamten Laden reicht, oder wie viele Schritte es eben dauert, bis ich die Titelbilder nicht mehr scharf sehen kann (was wegen meiner Kontaktlinsenbedürftigkeit gar nicht so weit sein dürfte, wie es tatsächlich ist). Die Bilder sind beinahe immer gleich aufgebaut: Das Gesicht einer jungen, attraktiven Frau, das aus dem Schatten oder einem "fantasievollen" Hintergrund (wie einem Wald oder einer Stadt...) auftaucht und deren Augen ein ganz besonderes Leuchten aufweisen. Alternativ sieht man einen (meist oberkörperfreien), attraktiven Mann (nicht notwendigerweise bis hinauf zum Gesicht, das wird oft genug als nebensächlich abgeschnitten) oder beides zusammen, der eine die andere in den starken Armen wiegend etc. Man soll ein Buch nicht nach seinem Einband beurteilen. In diesem Fall tue ich das aber.
Und inhaltlich unterscheiden sich diese Romane leider sehr selten wirklich. Eine simple Boy-meets-Girl-Geschichte, die halt durch die übernatürliche Natur des einen Partners etwas verkompliziert wird. Mehr ist es nicht. Natürlich bestätigen auch hier wie immer Ausnahmen die Regel. Aber zurück zu meinem eigentlichen Aufhänger: Vampire.
Die Geschichten über Vampire, die sich mit Menschen anfreunden oder sich gar in sie verlieben, sind übrigens nicht gerade allzu neu. Sexsymbole sind Vampire seit Dracula, das ist über 100 Jahre her. Auf diese krasse Thematik will ich jetzt gar nicht erst einsteigen, denn ganz bestimmt erinnern sich einige noch an etwas ganz aneres: die Kindergeschichten von Angela Sommer-Bodenburg, die 1979 den kleinen Vampir Rüdiger von Schlotterstein ins Leben rief. Damals gab es aber keine kreischenden Mädels, die beim Anblick des Hauptdarstellers in der folgenden Verfilmung reihenweise zusammenbrachen. Schon komisch.
Oder eigentlich auch nicht, denn diese Bücher sollten Kindern eigentlich zeigen, dass man keine Angst vor Gruselgeschichten haben muss. Und, dass es egal ist, wie verschieden man ist, Freundschaft triumphiert am Ende über Unterschiede und so Kleinigkeiten wie den Tod.
NICHT beabsichtigt war, dass sich die Leute nur noch für Vampire interessieren und normale Männer oder meinetwegen Frauen uninteressant werden. Kein Wunder also, dass manche Filmemacher oder auch Autoren diesen Hype auf die ein- oder andere Art ausnutzen. Schließlich gibt es auch überzeugte Biss-und Co.-Gegner. Und auf diesem Weg entstehen dann Kinofilme wie „Beileight-Biss zum Abendbrot.“ oder Bücher mit ähnlichem Inhalt. Und mal ehrlich: Es wird langsam schwer, sich nicht über Vampir-Bettwäsche, Vampir-T-shirts, Vampir-Düfte und Vampir-Anstecker lustig zu machen.
Liebe Autoren:
Wartet nicht erst, bis es auch noch Vampir-Unterhosen oder gar Vampir-Klobürsten gibt!
Schreibt mal was anderes! Und der erste, der mir einen Werwolf andrehen will, für dessen körperliche Unversehrtheit kann ich nicht garantieren. Denn von der Ausweitung dieser Thematik auf Werluchse (Gibt es wirklich, das ist mein trauriger Ernst), Werdrachen und Werleoparden (Auch über die bin ich tatsächlich schon gestolpert...) will ich gar nicht erst anfangen.
Wie geht es euch damit? Seid ihr Fantasy-Leser wie ich, die gerne wieder etwas mehr kernige Magier und kreative Ideen statt "Twilight-Ausschlachterei" hätten? Oder finden sich hier ein paar Mitglieder des Teams Edward? ;)