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Warum Netflix ein Segen ist - Ein kurzer Kommentar zur Lage des Kinos

25.03.2018 - 13:42 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Netflix ist kaum aufzuhalten - zu Recht.
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Netflix ist kaum aufzuhalten - zu Recht.
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Netflix dominiert gegenwärtig das Medium "Film", was weder der Filmbranche noch den Filmjunkies wirklich schmecken mag. Dabei sind Streamingdienste wie Netflix die letzte Hoffnung auf eine qualitativ hochwertige Zukunft der globalen Filmlandschaft.

Bei den elitären Filmlobbyisten ertönen die Alarmglocken. Sie haben nun nicht mehr das Monopol des Blockbusters inne, Netflix hat es ihnen weggeschnappt. Oder sich zumindest einen Teil des Kuchens abgeschnitten.

Heutzutage bleibt man lieber auf der Couch und spart sich mühselige Kinobesuche, die neuesten Filme und Serien, über die auf der Arbeit, auf dem Pausenhof und am Mittagstisch geredet wird, gibt es sowieso bei Netflix. Das Kino wirkt manchmal nur mehr wie eine verstaubte, altmodische Unterhaltungseinrichtung - gleich neben der Kegelbahn, die seit den 80ern nicht mehr in Betrieb genommen wurde. Warum ist das so?

Jahrelang zeigte sich das Kino den Otto normal Kinogängern von der schlechtesten Seite. Gute Filme gab es nur vereinzelt in den großen Kinosälen, immer mehr wurde auf Fortsetzungen schlechter Action-Blockbuster gesetzt, das aber mit Erfolg - die Kassen boomten. Der US-amerikanische Turbokapitalismus hat sich in der Filmbranche vollends durchgesetzt - Kleine Regisseure hatten keine Chancen.

Das ändert sich nun mit Netflix - vielleicht nicht gewaltig, aber doch. Netflix schafft es, ein flexibles, günstiges Angebot zu erstellen und dabei hochwertigen Content zu produzieren. Netflix verlässt sich dabei meist vollkommen auf das Geschick der Regisseure, während man in Hollywood den Regisseuren schablonenartige Vorlagen in die Hände drückt.

Um ein konkretes Beispiel zu nennen - Baran bo Odar, Regisseur des Thrillers "Who Am I" und der neuen (und ersten) deutschen Netflix-Show "Dark", äußerte sich im Interview mit der "Welt" folgendermaßen über das Arbeitsverhältnis mit Netflix:

"Ich will keine Werbung machen für Netflix, aber ich habe in meinem ganzen Arbeitsleben noch nie so gute Erfahrungen gemacht. Die geben auch richtig fundierte Notes. (...) Das einzige Kriterium, an dem sie festhalten – und manchmal scheitern sie auch –, ist Qualität. Die haben diesen Druck, die Leute zu halten. Und du hältst die Leute nur mit guten Sachen."

Das Filmpublikum sieht sich nur so lange schlechte Filme an, bis es eine Alternative gefunden hat - Diese Alternative heißt 2018 Netflix. Natürlich produziert Netflix nicht ausschließlich gute Sachen, was bei der Menge an Content auch unerreichbar ist.

Flexibel und billig - zwei Eigenschaften, die das Kino nie hatte und noch immer nicht hat, darüber hat man sich aber auch Jahre lang keine Gedanken gemacht. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass sich Freunde und Kollegen wieder viel mehr mit Filmen auseinandersetzen, seit Video-Streamingdienste en vogue sind. Diesem Aspekt schenkt man freilich keine Beachtung in der gewinnorientierten Film-Mafia.

Also bitte, liebe Filmstudios, liebe Hollywood-Regisseure, liebe Filmfestivals und liebe Filmnerds - Schimpft ruhig weiter über den Untergang des Kinos durch Streamingdienste, der wahre Untergang des Kinos liegt an der exponentiell fallenden Qualität - Da kommt ein kleines Rettungsboot namens "Netflix" zur rechten Zeit. Kann sein, dass uns dieses Rettungsboot nur temporär in Sicherheit bringt, vielleicht sinkt es irgendwann einmal sogar, derweil bleibt es ein Segen - und unsere einzige Hoffnung.

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