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Was, wenn die Bösen gar nicht so böse sind?

26.03.2016 - 14:31 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
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Ja, ich gebe es zu: Früher gab es für mich in Filmen immer nur zwei Figuren: Gut und Böse. Die Guten durften für mich nur gut sein und die Bösen sollten auch die ganze Zeit nur böse sein. Sicherlich gab es auch Ausnahmen für mich, dass ein Böser am Ende gut wurde wie in Die Muppets Weihnachtsgeschichte (Ebenizer Scrooge) oder Die Schöne und das Biest (Eben das Biest bzw. der Prinz, wobei das noch den Vorteil hatte, dass es dafür noch einen anderen Bösewicht gab, nämlich Gaston), aber im Grunde gefiel mir das eher selten. Auch eine Sache die mir damals an Batmans Rückkehr nicht gefiel (abgesehen davon das er mich traumatisiert hatte) war, dass man viel zu viel Mitleid mit dem Pinguin hatte. Das ging für mich gar nicht. Ich fand immer, ein Bösewicht darf einem nicht leid tun, man soll ihn hassen, man soll finden, dass er eine gerechte Strafe verdient. Inzwischen habe ich jedoch gemerkt, gerade das ist eine von vielen tollen Sachen an dem Film. Während im ersten Batmanfilm klar war wer gut und böse ist, ist das hier etwas anders. Der Bösewicht hat hier eine tragische, dunkle Vergangenheit, sodass man sein späteres Handeln schon fast verstehen kann. Hier hätte ich die Fantheorie, dass der Pinguin in "Batmans Rückkehr" der wahre Held ist, durchaus plausibler gehalten als der Joker in "The Dark Knight". Ich meine Batman mordet hier sogar, und die Tatsache, dass der Pinguin alle erstgeborenen Söhne töten will, könnte man so interpretieren, dass er die Söhne von ihrem Leid befreien will, weil er der Ansicht ist, dass alle Eltern in Gotham die Söhne verstoßen, wenn sie nicht ihren Idealen entsprechen. So wie seine Eltern ihn ja schon nach seiner Geburt in der Kanalisation aussetzen, weil er so hässlich war. (Natürlich weiß ich, dass das totaler Schwachsinn ist, aber es wäre zumindest nicht so eine Mumpitz-Theorie wie mit dem Joker.) In "Batmans Rückkehr" werden die Schurken nicht wie das typische Böse dargestellt, klar sie tun grausame Sachen, aber man hat oft Mitleid mit ihnen. Höchstens Max Schreck kann man noch als typischen Bösewicht sehen, wobei selbst der noch einen kurzen menschlichen Moment hat, wenn der Pinguin seinen Sohn Chip bedroht und er sich für ihn opfert. Einem richtigen Bösewicht wäre das egal gewesen, der schert sich um niemanden, außer sich selbst.

Die Tatsache, dass manche Schurken doch eine Schwachstelle oder eine dunkle Vergangenheit haben, macht sie für mich nun eigentlich nur noch um so interessanter. Und versteht mich nicht falsch, ich mag es immer noch, wenn die Bösen einfach nur abgrundfief schlecht sind und keinerlei Gewissenbisse haben. Aber manchmal sind es doch mehr die Antihelden, die das sogennante Böse erst richtig interessant machen.

Ich habe mal vor kurzem gelesen, hier auf moviepilot bemängeln viele an The Green Mile, dass es dort nur gut und böse und nichts dazwischen gibt. Dazu kann ich jedoch sagen, der Film ist wie ein Märchen, und in Märchen gibt es meistens nur gut und böse. Das ist das was die Märchen ausmacht.

Wobei wenn wir gerade beim Thema Märchen sind, ich war doch relativ überrascht, dass in der Serie Once Upon a Time - Es war einmal ... dies mal nicht so der Fall ist. Schauen wir uns die Serie mal an: Auf den ersten Blick scheinen die Rollen gut und böse, eindeutig verteilt zu sein. Guckt man sich jedoch immer mehr Folgen davon an und auch die weiteren Staffeln, scheinen die Rollen doch nicht mehr so ganz definierbar. Vor allem in der aktuellen vierten Staffel, merkt man das gut und böse gar nicht soweit voneinander entfernt sind. Ich habe auch mal von den Machern der Serie gehört, dass sie wollten, dass kein Bösewicht dort automatisch böse geboren ist, sondern erst durch eine tragische Vergangenheit oder durch irgendein Ereigniss böse geworden ist. Ich finde, dass ist schon eine gute Idee(auch wenn ich nicht jede Hintergrundgeschichte der Figuren gut gemacht oder nachvollziehbar fand.) Dadurch sieht man die Bösen in einem komplett anderen Licht. Es sind keine typischen Bösewichter, die einfach nur böse sind, weil sie böse sind, sondern erst böse gemacht wurden. Vor allem Regina habe ich nie als wirkliche Schurkin sondern schon als dramatische Antiheldin gesehen.


Dazu zählt auch für mich Tom Ripley in der Verfilmung Der talentierte Mr. Ripley mit Matt Damon. Auch einer der Gründe warum mir der Film besser gefiel, als das Buch: Im Buch wurde Tom Ripley wirklich als kompletter Schurke dargestellt, der Dickie Greenleafe eiskalt umbringt und schon davor lange plante dessen Identität anzunehmen. Während er im Film Dickie im Affekt tötet, ohne dass er das alles geplant hat. Tom wurde dort als tragischer Antiheld dargestellt, mit dem man trotz seiner bösen Taten mitfiebert und will das seine Betrügerei nicht auffliegt. So ging es zumindest mir. Gerade dadurch fand ich die Figur viel besser als im Buch.

Ich persönlich finde es halt immer wieder interessant in letzter Zeit die Hintergrundgeschichte von Bösewichtern in Filmen zu erfahren, denn ich glaube, keiner wird von Geburt an böse, es ist der schlechte Umgang den man in der Kindheit bekommen hat, man hat eine traumatische Erfahrung gemacht oder sonst irgendeine schlimme Geschichte erlebt. Was auch immer, gut und böse lässt sich nicht immer klar in Filmen ausgrenzen, es ist gut wenn es mal so ist und auch gut wenn es nicht mal so ist. Aber eins ist für mich klar: Ohne Bösen wären die Filme langweilig, daher mag ich sie auch meistens immer viel lieber als die Guten.

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