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22.10.2017 - 13:00 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Mensch und Hund sind gar nicht so verschieden.
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Mensch und Hund sind gar nicht so verschieden.
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In einer Welt, in der Treue und Menschlichkeit scheinbar keine Rolle mehr spielen, gibt es einen in Lilis Leben, der das Gegenteil beweist: Hagen, ihr bester Freund, ein Hund.

(Ein Auszug meiner Kritik von http://dkritik.de/kritik/blickwinkelkritik-underdog/)

Underdog nimmt uns hinein in eine Art Parallelwelt, in der Hunde menschlicher sind als der Mensch selbst. Das preisgekrönte Drama von Kornél Mundruczó erzählt uns die Geschichte von dem unzertrennlichen Gespann Lili und ihrem Hund Hagen, die entrissen werden und auf einer gefährlichen Reise wieder zueinander finden. Nach der Trennung ihrer Eltern muss Lili bei ihrem Vater wohnen, zu dem sie eher ein unterkühltes Verhältnis hat. Als sie dann noch Hagen mit im Schlepptau hat, beginnt die Talfahrt zur Hölle für den Vierbeiner. Denn Hagen ist als Mischling im Haushalt und in Ungarn nicht erwünscht. Dies lässt der Vater Lili deutlich spüren durch schroffe Wortwechsel und eine ablehnende Haltung gegenüber Hagen.

Als der Vater es nicht einsieht, noch Gebühren zur Haltung eines gemischtrassigen Hundes zu bezahlen, setzt er Hagen einfach unter einer Brücke aus. Mit Tränen in den Augen verspricht Lili ihrem treuen Freund, dass sie ihn finden und zurück holen wird. Für Lili als auch Hagen beginnt das Leiden. Hagen wird von Hundefängern gejagt und an verschiedene Besitzer weitergereicht, einer bösartiger und skrupelloser als der andere, bis er sich schließlich in einer Tötungsanstalt für Hunde wiederfindet. Und auch Lili leidet unter der Trennung, verbringt die Nächte in düsteren Nachtclubs und rebelliert gegen ihren Vater. Dieser stürzt sich in Arbeit in einer Schlachterei. Was an ein gestörtes Verhältnis erinnert, ist eigentlich nur ein Zeichen von Überforderung mit der Gesamtsituation. Denn in der Entwicklung der Charaktere finden sich immer wieder kleine Hoffnungsschimmer und aufrichtige Momente, in denen sich Lili und ihr Vater versöhnen wollen. Mittels kleiner Wendepunkte im Plot, wenn Lili zB. ihrem Vater versichert, dass sie keinen Hund mehr möchte oder in einer Szene, in der Lilis Vater das erschöpfte Mädchen nachts bei der Polizei abholt, lässt den Zuschauer hoffen, dass beide wohl zu einer besseren Vater-Tochter-Beziehung gelangen werden.

Lili, gespielt von der Newcomerin Zsofia Psotta, ist ein sehr nachdenkliches und gehorsames Mädchen. Ihr einziger richtiger Freund ist ihr Hund, der ihr auf Schritt und Tritt folgt. Ihr entrissen, droht ihre Welt zu zerbrechen. Nichtmal ihr Vater kann ihr Halt geben. Denn alle, die ihren Hund Hagen ablehnen, die lehnt sie auch ab. Ihr Vater Daniel, eine undurchschaubare Figur, ist sehr gefühlskalt und legt einen forschen Ton an den Tag, wie alle Menschen in Lilis Leben.

Underdog ist ein sehr entwicklungsgeladener Film, der relativ schnell Fahrt aufnimmt. Mithilfe von rasanten Schnitten und Genrebrüchen gelang es Mundrusczó, einen dynamischen Film zu konzipieren, der den Zuschauer beobachten lässt, wie sich die Charaktere im Laufe der Handlung verändern. Das Finale, zum dem sich der Film hochschaukelt, holt den Zuschauer dennoch wieder auf den Boden der Tatsachen und klingt in einer Ruhe ab, die einen fesselt. Ein einst aufgeladener Moment verwandelt sich zu einem Stillstand, in dem alles zusammen kommt: Ein scheinbar blutdurstiger Rachehund mit seinem Rudel im Rücken und ein verängstigtes Mädchen, das ihren Freund mithilfe einer Erinnerung zurück holt. Und ein Vater, der Hagen erst als Abschaum betrachtete und dem nun ein besonderer Moment der Versöhnung zuteil wurde: Versöhnung zwischen Mensch und Tier und Vater und Tochter.


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