Wir schauen Hannibal - Staffel 2, Folge 3

16.03.2014 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Hassun
NBC
Hassun
7
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Habt ihr das Sakizuki gut verdaut? Diese Woche wird uns ein vielversprechendes Hassun serviert, dass den Appetit für die kommenden Folgen weiter anregt. Schnappt euch ein Gläschen Rotwein und verarbeitet mit uns das Gesehene.

Hassun ist nach dem Appetizer Sakizuki der zweite Gang des Kaiseki. Die Hauptaufgabe des Hassun, in der Regel aus Sushi und anderen kleinen Beilagen bestehend, ist es, das “Thema” des gesamten Gerichts zu setzen. Es soll durch die Zubereitung und Würzung aufzeigen, wohin die geschmackliche Reise mit den zahlreichen folgenden Gängen gehen wird. Wenn die danach benannte, neuste Episode von Hannibal also ein Indikator dafür sein sollte, was uns die nächsten zehn Wochen in dieser Serie noch erwartet, dann dürfen wir uns auf weniger Gore, dafür aber auf die geballte Ladung an Emotionen rund um Liebe, Schuld, Unschuld und womöglich vor allem die quälende Einsamkeit freuen.

Das Strafverfahren zur Bestimmung von Wills (Hugh Dancy) (Un-)schuld läuft auf Hochtouren und nimmt einige makabere Wendungen, die zwar grausam erscheinen, aber letzten Endes hilfreich für unseren Helden sein könnten. Irgendjemand (Mads Mikkelsen?) mordet unaufhörlich vor sich her, um zumindest einen begründeten Zweifel bezüglich Wills Schuld zu erschaffen. Dieser scheint mittlerweile den Großteil seiner FBI-Kollegen insgeheim davon überzeugt zu haben, dass er kein psychopathischer Killer ist. Vor allem Jack (Laurence Fishburne) glaubt offensichtlich nicht mehr daran – wobei es in diesem Fall auch mehr Wunschdenken als alles andere sein könnte, schließlich wäre er im Falle von Wills Verurteilung ebenfalls nicht gänzlich unschuldig.

Hatten wir vergangene Woche noch eine gehörige Portion Schauer für den geneigten Horrorfilm-Fan, beschränkt sich die Szenerie diese Woche größtenteils auf das gewaltlose Geschehen im Rahmen von Wills Strafverfahren. Gut, hier und da eine mehr oder weniger verstümmelte Leiche, aber nach der letztwöchigen Eröffnungssequenz fühlte sich selbst der Richter mit geöffneter Schädeldecke und danebenliegendem Hirn wie der Kindergeburtstag der spießigsten Familie im Neubaugebiet an. Das soll keineswegs heißen, dass Hassun nichts zu zeigen hat, oder gar eine langweilige Episode ist. Ganz im Gegenteil: Die Beziehung zwischen Will und Hannibal (dazu später mehr) nimmt langsam wirklich unheimliche Dimensionen an und wenn das hier gesehene nur ein Vorgeschmack für die nächsten zehn Folgen sein soll, dann werden das wahrhaftig köstliche zweieinhalb Monate.

Die Visionen von Hannibal als pechschwarze Teufelskreatur und die Alpträume seiner eigenen Hinrichtung außen vor gelassen, ist es nach wie vor unheimlich beruhigend, dass Will im Großen und Ganzen seinen Wahnsinn unter Kontrolle hat. Sein psychischer Zustand hat sich so weit stabilisiert, dass er während der Zeugenbefragung durchgehend vollkommen ruhig und zurückhaltend ist und sich – im vollen Bewusstsein über seinen Status – nicht um Kopf und Kragen redet. Vor allem die Tatsache, dass er zu keinem Zeitpunkt ein Wort über seine Theorie bezüglich Dr. Hannibal Lecter verliert, zeigt, wie klar er wieder denken kann. Das ist aus mehrerer Hinsicht ein ziemlich cleverer Coup der Autoren, schon zu Beginn der Staffel einen Optimismus über Wills Schicksal zu legen. Denn wir als Zuschauer wissen dank des Flashforwards der ersten Episode ja ohnehin, dass Hannibals Fassade nicht ewig aufrecht erhalten und im Zuge dessen wahrscheinlich auch Will in einem besseren Licht stehen wird, als er es jetzt tut. Nun eine künstliche Spannung um den Verlauf der Ermittlungen zu erzeugen, wäre unnötig und langweilig. Stattdessen können (und werden) die ohnehin viel spannenderen Innenleben der Charaktere ausgeleuchtet werden.

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