Edward Nigma - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
Dept. QDept. Q ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Scott Frank mit Matthew Goode und Alexej Manvelov.+22 Kommentare
-
Star Wars: AndorScience Fiction-Serie von Tony Gilroy mit Diego Luna und Genevieve O'Reilly.+20 Kommentare
-
Das ReservatDas Reservat ist eine Drama aus dem Jahr 2025 von Ingeborg Topsøe mit Marie Bach Hansen und Danica Curcic.+18 Kommentare
-
MurderbotMurderbot ist eine Science Fiction-Serie aus dem Jahr 2025 mit Alexander Skarsgård und David Dastmalchian.+17 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
28 Years Later390 Vormerkungen
-
The Fantastic Four: First Steps93 Vormerkungen
-
Jurassic World 4: Die Wiedergeburt93 Vormerkungen
-
Weapons - Die Stunde des Verschwindens87 Vormerkungen
Alle Kommentare von Edward Nigma
Kein Adventskalender dieses Jahr? Das macht mich schon ein wenig traurig :(
Das "Susi & Strohl"-Remake also ;) Ich bleibe skeptisch, ob sich eine monatliche Gebühr lohnt. Wahrscheinlich eher 2x im Jahr für nen Monat abonnieren.
[...] Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Shazam! von Regisseur David F. Sandberg (Lights Out) zu einem der besten DC-Filme des DCEU werden sollte und als perfekter Startpunkt eines neuen, locker verknüpften Heldenuniversums dienen könnte. [...] Anders als nach den Trailern zu erwarten war, ist Shazam! nicht nur simpler Klamauk, sondern ein erstaunlich bodenständiger Superheldenfilm. Dies liegt vor allem daran, dass Billy Batson bzw. Shazam zwar einerseits ein übermenschlicher Superheld mit magischen Fähigkeiten ist, andererseits aber den Verstand eines launigen Teenagers besitzt. Bevor die neu gewonnen Kräfte aufopferungsvoll für das Gerechte und Gute in der Welt eingesetzt werden, wird erst einmal Bier im nächsten Supermarkt besorgt, ein Stripclub besucht oder eben Mädchen beeindruckt – eben das, was man als pubertierender Teenager so macht. Shazam! ist dadurch gerade in der ersten Hälfte eher ein vergnüglicher Coming-of-Age Film, statt handelsübliches Superheldenspektakel. [...]
[...] Edward Berger, der das Drehbuch zusammen mit Nele Müller-Stöfen geschrieben hat, lässt in All My Loving trotz aller Niederschläge immer einen Funken Hoffnung zu und somit ist es nur konsequent, dass der Film auch mit einer positiven letzten Note ausklingt. [...]
[...] Heinz Strunk lies den Leser tief in die Gedankenwelt des kranken Honka blicken, räumte dessen Anstrengungen, sich scheinbar funktionierend in die Normalität der Gesellschaft einzugliedern, einen Platz ein, und versuchte sich an einer Charakterisierung eines krankhaften Serienkillers. All dies scheint in Fatih Akins Verfilmung überflüssig. Der mordgeile Säufer wird zu einer Personifizierung des reinen Bösen, einer würdelosen Bestie, die sich stolpernd und strauchelnd durch die Gassen des Vergnügungsviertels bewegt. Akin erschafft groteske Karikaturen, die mit den tragikomischen Figuren aus dem Roman wenig gemein haben. [...]
[...] In kurzen Episoden werden verschiedene Abschnitte aus den bewegten Leben erzählt. So unterschiedlich diese Leben und die Frauen, die sie verkörpern auch sein mögen, ist ihre Welt doch durch die gleichen Probleme bestimmt: Umweltverschmutzung, der durch den steigenden Wasserspiegel bedrohten Lebensraum, Isolation, Wasserknappheit und das zwiespältige Verhältnis zu Neuseeland und den eigenen Traditionen. Vai lebt viele Leben und gewährt dem Zuschauer so einen farbenfrohen und lebendigen Einblick in eine ferne Lebenswelt. [...]
[...] The Kindness of Strangers ist ein filmgewordener Kalenderspruch und somit schon jetzt der Negativhöhepunkt des aktuellen Wettbewerbs. [...]
[...] Green Book – Eine besondere Freundschaft ist ein unterhaltsamer Roadtrip, ein Feelgood-Film, der von seinen großartigen Hauptdarstellern lebt. Der launige Dialogwechsel, das ständige verbale Kräftemessen und gegenseitige Abtasten zwischen dem tumben Tony Lip und Dr. Don Shirley macht Green Book zu einem absolut sehenswerten Film. [...]
Wer hangelt sich da von Hauswand zu Hauswand? Falsch, es ist nicht Peter Parker, der hyperintelligente Musterschüler, der als Spinnenmann mit losem Mundwerk in New York für Recht und Ordnung sorgt und selbst inmitten der größten Gefahren noch einen kecken Spruch auf den Lippen hat, sondern Miles Morales, seines Zeichens unbeholfener Teenager. Der neue Mann im Spinnenanzug schafft es dem festgefahrenen Franchise mal wieder neuen Schwung zu verleihen. Dies liegt zum einen an dem wunderbaren Animationsstil und der kreativen Inszenierung, die die Möglichkeiten des Animationsfilms großartig zu nutzen weiß. Spider-Man: A New Universe ist ein wunderbar verspielter Farbenrausch, vollgestopft mit Spider-Man Querverweisen, der als actionreiche Animationskomödie eine wunderbare Coming-of-Age-Geschichte zu erzählen weiß. Schlichtweg der beste und visuell innovativste Superheldenfilm seit Jahren!
[...] Adonis Creed hat es auch im zweiten Anlauf nicht geschafft, sich vollständig zu emanzipieren und steht noch immer im Schatten seiner großen Vorbilder. Dennoch ist Creed II – Rocky’s Legacy ein fast klassischer Rocky, der mit einem großartigen Gegenspieler und spektakulären Boxsequenzen punkten kann. [...]
[...] Es ist nicht so, dass Loro – Die Verführten ein schlechter Film wäre. Gerade das erste Drittel des Films, in welchem der Zuschauer dem korrupten Lokalpolitiker Sergio (Riccardo Scamarcio) dabei zusieht, wie dieser einen Callgirl-Ring aufbaut, um die leichten Mädchen Silvio Berlusconi feilzubieten und so seinen Einfluss unter den Mächtigen Italiens zu vergrößern, ist eine voyeuristische Körperschau in Werbefilm-Ästhetik, die die politischen Probleme des Landes schonungslos offenlegt. Politik wird hier von triebgesteuerten, korrupten Hedonisten betrieben, deren Verlangen nach mehr und immer mehr Geld, Macht, Drogen und jungen Frauen einen eigenen Wirtschaftszweig mit sich bringt, der nur dafür da ist, die Wünsche der Politiker zu befriedigen. [...]
[...] Predator – Upgrade ist ein Actionfilm, der direkt den Achtzigern entsprungen zu sein scheint. Hier schlagen Muskelmasse und Feuerkraft jeden gut durchdachten Plan, markige One-Liner ersetzen clevere Dialoge und eine tumbe Hau-Drauf-Truppe bietet trotz eindimensionaler Charakterzeichnung beste Unterhaltung. [...]
[...] Alpha gibt sich alle Mühe, als bildgewaltiger Survival-Blockbuster über die Menschwerdung, Freundschaft und den unbändigen Überlebenswillen durchzugehen – quasi eine urvölkliche und leicht verdauliche Version von Alejandro G. Iñárritus The Revenant – und scheitert dabei spektakulär. Die Geschichte um den jungen Keda kann weder als Coming-of-Age-Story noch als Survival-Abenteuer richtig überzeugen. Das liegt in erster Linie daran, dass Setting und Charaktere nicht zusammenpassen wollen. Keda, der schmächtige Hauptprotagonist des Films, sieht nicht aus, als würde er um das tägliche Überleben in einer lebensfeindlichen Umwelt kämpfen müssen – in jedem anderen Film hätte er die stereotypische Rolle des introvertierten Bücherwurms inne, der im Laufe des Films beweisen muss, dass Gehirnschmalz Muskeln schlagen kann. Auch die Problemstellung um Stammesführer Tau und dessen einfühlsamen Sprössling scheint aus der Zeit gefallen: Ist der empathische und einfühlsame Sohnemann etwa zu sensibel, um den Stamm angemessen führen zu können? Während diese für die Urzeit sicherlich typischen Konflikte auf der Leinwand ausgetragen werden, läuft in meinem Kopf leise „Wann ist ein Mann ein Mann?“ von Herbert Grönemeyer. [...]
[...] Trotz der Ernsthaftigkeit der momentanen Situation, wäre es wahrscheinlich fast unmöglich diese Geschichte ohne einen humoristischen Unterton zu erzählen. Ein schwarzer Cop, der fast über Nacht durch ein paar Telefongespräche zu einem namhaften Mitglied der städtischen Ku-Klux-Klan-Verbindung aufsteigt und sich bei Klan-Treffen durch seinen jüdischen Kollegen vertreten lässt? Ja, da gibt es schon einigen humoristischen Spielraum. Glücklicherweise werden die Mitglieder des Ku-Klux-Klans nicht nur als tumbe Witzfiguren dargestellt, denn das würde die Brisanz der Thematik letztlich verharmlosen. In gewissen Momenten kann Spike Lee dennoch nicht an sich halten, nutzt die Absurdität des Settings und lässt die Szenen in befremdlichen Klamauk abdriften. Beispielsweise dann, wenn die gesammelte KKK-Delegation in voller Montur David Wark Griffiths Propagandawerk The Birth of a Nation (1915) zu einem lautstarken Happening der gruseligen Art werden lässt, während Spike Lee parallel dazu den bewegenden Vortrag eines betagten Bürgerrechtlers dazwischen schneidet, der sich sehr lebendig an einen grausamen Lynchmord aus dem Jahr 1916 erinnert. Spike Lee erinnert verweist hier auf die Vergänglichkeit und den Wert von Oral History in Form von Zeitzeugenaussagen, dargestellt von einem steinalten Harry Belafonte, die, ungehört und unaufgezeichnet, letztlich gegen die scheinbar ewig währende Klarheit der Filmkopie den Kürzeren ziehen muss, ungeachtet der Richtigkeit des Gezeigten. [...]
[...] Um in den vollen Genuss aller Witze und Anspielungen zu kommen, die hier im Sekundentakt abgefeuert werden, ist es durchaus von Vorteil, mit den entsprechenden Vorlagen vertraut zu sein. Wer nicht in gänzlich in der Materie steckt, wird einige gelungene Filmreferenzen und Insider-Jokes schlichtweg verpassen. Das macht den Film nicht unbedingt schlechter, besser amüsieren sich aber in jedem Fall Comic-Aficinados. Ikonischen Filmszenen („MARTHA!“) und verballhornte Origin-Storys finden hier ebenso ihren Platz wie Seitenhiebe auf Konkurrenten Marvel. Besonderen Spaß bereitet aber das ausgefallene Figurenensemble: Hier bekommt jeder der obskuren Helden und Superschurken, die im Laufe der Jahre in Vergessenheit geraten sind, seinen Auftritt. Wer kennt heute noch die furchteinflößenden Superschurken Rainbow Raider, Ballon Man oder die auffällig unauffällige Heldentruppe Challengers of the Unknown? Wenn dann auch noch Stan Lee vorbeischaut und seinen obligatorischen Cameo-Auftritt (im falschen Comic-Universum) abliefert und Nicolas Cage in die ihm lange verwehrte Rolle des Superman schlüpfen darf, ist der Nerd-Overkill erreicht. Bei so viel vergnüglichem Schwachsinn ist es kaum möglich, den Film nicht zu mögen. [...]
[...] Warum es dieses Remake gebraucht hat, erschließt sich mir auch nach längeren Überlegungen nicht. Gut, der dänische Regisseur Michael Noer kann mit einer Kamera umgehen, inszeniert Dreck, Gewalt und Leid auf Saint-Laurent und der Teufelsinsel in eigentlich zu schönen Hochglanzbildern und auch Hunnam und Malek machen einen annehmbaren Job. Aber ein Remake eines Klassikers von der Größe eines Papillon darf nicht nur annehmbar sein. Natürlich sollte ein Remake als eigenständiges Werk betrachtet werden, die Papillon-Neuverfilmung unternimmt jedoch wenig, um sich vom übergroßen Vorbild zu emanzipieren, wodurch er sich fast zwangsläufig dem direkten Vergleich stellen muss. Brav wird die erzählerische Struktur von Franklin J. Schaffners Erstverfilmung übernommen – neue Ansätze? Fehlanzeige. Lediglich am Gewaltgrad ist ein wenig geschraubt worden, wobei hier insbesondere die Überfahrt auf die Strafkolonie St. Laurent in Französisch-Guyana dem Zuschauer im Gedächtnis bleiben wird. Im Bauch des Schiffes spielen sich kleine Dramen ab, die ihr blutiges Ende zumeist im toten Winkel der Wachmannschaft finden. Wenn ein Gefangener für eine kleine Wertschatulle mit geschmuggelten Geldscheinen, die er vor der Abfahrt aus Sicherheitsgründen verschluckt hat, wie Schlachtvieh ausgenommen wird, bekommt der Zuschauer einen aufschlussreichen Eindruck davon, welche Gangart auf der Gefängnisinsel herrschen wird. Auch sonst darf Charlie Hunnam die Fäuste öfters fliegen lassen, als sein Counterpart Steve McQueen. Keine schlechte Entscheidung, denn Charlie Hunnam weiß in der Rolle des Papillon immer dann zu überzeugen, wenn er seine eindrucksvolle physische Präsenz ausspielen kann. [...]
Malcolm McDowell hätte ein großer Schauspieler werden können, war bereit sich für die Kunst malträtieren zu lassen, doch der große Durchbruch blieb dem britischen Mimen stets verwehrt. Dabei hat McDowell mit den Größen des Fachs gearbeitet, stand für Stanley Kubrick, Paul Schrader, Blake Edwards und Robert Altman vor der Kamera. Dennoch fristet der 1943 in England geborene Schauspieler heutzutage ein Leben zwischen Hollywood-Nebenrollen, Arthouse- Ausflügen und Edel-Trash. Gut möglich, dass ihm der Sprung in die vorderste Reihe der Hollywood-Schauspieler durch sein markantem Aussehen verwehrt blieb. Vielleicht waren sein wandelbares Knautschgesicht und seine stechend blauen Augen, die den Zuschauer regelrecht zu durchdringen scheinen, einfach zu speziell, um ihn erfolgreich als Hollywoodhelden zu installieren. Vielleicht liegt der Grund aber auch in seinem Engagement in Stanley Kubricks 1971 veröffentlichter Dystopie Clockwork Orange, in welchem er den ultrabrutalen Halbstarken Alex verkörperte. Eine Kultfigur, die eine ganze Generation prägte und auch über 45 Jahre nach Veröffentlichung noch immer das Image des Schauspielers bestimmt.
Ob Malcolm McDowell wohl manchmal seine Zusammenarbeit mit Stanley Kubrick bereut? Das Leben des Wahlkaliforniers hätte sich auf jeden Fall anders entwickelt, wenn der Ausnahmeregisseur nicht durch seine Rolle als aufsässiger Schüler Mick Travis in Lindsay Andersons If… auf ihn aufmerksam geworden wäre. Sein Lebenslauf wurde damals und wird noch heute von der Zusammenarbeit mit Stanley Kubrick beeinflusst. In Interviews offenbart McDowell immer wieder sein zutiefst ambivalentes Verhältnis zu dem Regisseur, für den er sich gleich zwei Mal die Hornhaut ankratzen ließ, und erweist sich zunehmend als Schreckgespenst der Kubrick- Nachlasshüter, die nur allzu gerne ein unbeflecktes Bild des Ausnahmeregisseurs wahren würden. Trotz Gagen-Streitigkeiten in Millionenhöhe und der Enttäuschungen über die Nichtberücksichtigung in Kubricks Folgefilmen, äußert sich McDowell noch immer erstaunlich wohlwollend über die gemeinsamen Dreharbeiten. Für den neutralen Beobachter gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen Kubrick und McDowell als spannender Abschnitt in der Lebensgeschichte des Schauspielers, denn auch wenn die gemeinsame Zeit des ungleichen Duos in absoluter Funkstille endete, muss der Arbeitsprozess dennoch ein fruchtbares Unterfangen gewesen sein. Gerade dem Zusammenspiel aus Struktur und Chaos, dem absoluten Ordnungswillen Kubricks und dem unberechenbaren Improvisationstalent McDowells, haben wir mit der „Singing in the Rain“-Sequenz eine der visuell beeindruckendsten Schreckensmomente der Filmgeschichte zu verdanken.
Vielleicht hat er auch erst durch seine Zusammenarbeit mit Kubrick die absolute Leidensfähigkeit für die Kunst erlernt, ein Talent, das ihm während seiner Karriere sicher durch manch schwere Stunde geholfen haben wird. Denn nicht immer waren seine Rollen von der Größe eines Alexander DeLarge in Clockwork Orange, nicht immer brachten sie ein mediales Echo mit sich, wie sein Auftritt in Caligula (1979) und nicht immer waren sie von einer so einprägsamen Skurrilität wie die des akrobatischen Katzenmenschen Paul Gallier in Paul Schraders Katzenmenschen (1982). Mitte der Neunziger, kurz nachdem er in Star Trek: Treffen der Generationen als Dr. Tolian Soran Captain Kirk das Leben nahm, wurden die Anfragen aus Hollywood rar. Doch Malcolm McDowell hat aus der Not eine Tugend gemacht und sein Wirkungsfeld erweitert. Neben schmal budgetierten TVProduktionen, trashigen Sci-Fi- und Horrorfilmen und kleineren Rollen in Hollywood- Großproduktionen, tritt der Schauspieler inzwischen auch immer häufiger als Voice-Actor in Videospielen in Erscheinung. Ob Malcolm McDowell seine Zusammenarbeit mit Stanley Kubrick bereut? Diese Frage kann letztlich nur der Schauspieler selbst beantworten. Wir als Zuschauer sollten auf jeden Fall dankbar sein, dass es auch im glattpolierten Hollywood der Neuzeit noch immer Nischen für solch markante Schauspielveteranen gibt.
[...] Hereditary – Das Vermächtnis fühlt sich ein wenig so an, als hätte Regievirtuose Wes Anderson das Genrefach gewechselt. Perfekt symmetrische Bildkompositionen schmeicheln dem Auge ebenso wie langsame Kamerafahrten und unsichtbare Schnitte. Die skurrile Figurenzeichnung der Familie Graham und die im Haus stetig präsenten Miniaturwelten, in denen sich Vergangenheit, Gegenwart und unausweichliche Zukunft der Protagonisten abzubilden scheinen, tun ihr übriges, um die Parallelen zwischen Ari Aster und Wes Anderson vollkommen zu machen. Anders als Anderson gelingt es Aster jedoch nur bedingt, diese wunderbar in Szene gesetzten Skurrilitäten dem eigenen Film zuträglich zu machen und daraus einen atmosphärischen Effektgewinn zu generieren. Zieht Anderson seinen Humor größtenteils aus der verschrobenen Bildsprache, bewegen sich die schrägen Figuren und Bilder in Hereditary – Das Vermächtnis immer nah an der Grenze zur unfreiwilligen Komik, womit sich der Film letztlich den größten Schaden zufügt. Nicht selten entlädt sich die zuvor mühsam aufgebaute Spannung in einem grotesk überzeichneten Höhepunkt, der bei dem Zuschauer eher ein irritiertes Lächeln als Angst und Schrecken hervorrufen dürfte. [...]
Sowieso schon länger angelegt :)
https://www.moviepilot.de/liste/anime-edward-nigma
[...] Trotz eklatanter Schwächen, von denen wohl die Größte sein dürfte, dass sich Solo: A Star Wars Story stets wie ein Appetithäppchen zu einem weitaus größeren Abenteuer (um nicht zu sagen, dem Auftakt einer neuen Filmreihe) anfühlt, funktioniert das gemeinschaftliche Miteinander von Han Solo und seinem treuen Wegbegleiter Chewbacca ausgesprochen gut. Die sich während einzelner Heist-Episoden langsam entspinnende Bromanze zwischen dem gutherzigen Han und dem missverstandenen Chewie bietet dem ungleichen Paar endlich den Spielraum, der ihnen während der regulären Star-Wars-Episoden stets verwehrt blieb. Überhaupt ist Solo: A Star Wars Story vollgestopft mit Verweisen und Easter Eggs zu anderen Filmen der Serie. Letztlich hätte es dem Film gut getan, wenn der Fanservice nicht nur auf solch oberflächlicher Ebene betrieben worden wäre, sondern sich auch im Drehbuch widergespiegelt hätte, denn mehr als jeder andere Eintrag im Star-Wars-Franchise wäre wohl die Origin-Story um Han Solo ein Film für die echten Fans gewesen. [...]
[...] Regisseur Kazuhiro Soda hält in seiner Dokumentation Inland Sea (Minatomachi) den schleichenden Untergang des beschaulichen Fischerdorfs Ushimado fest, dessen Einwohnerzahl der rapide voranschreitenden Überalterung anheim fällt. Das Leben ist hart, beschwerlich und nicht mehr lohnenswert. Langsam drohen Katzen die Insel zu übernehmen. Die sympathischen Streuner haben es sich in der verschlafenen Atmosphäre des Fischerörtchens gemütlich gemacht und bevölkern auch die Aufnahmen des Regisseurs Kazuhiro Soda. Der Fischer Wai-Chan, einer der kleinen Helden des Films, hat inzwischen vergessen, ob er 70 oder 86 Jahre auf dem Buckel hat. Wahrscheinlicher seien aber die 86 Jahre. Inzwischen kann Wai-Chan kaum noch hören und auch das Laufen fällt ihm sichtlich schwer. Dennoch sitzen die Handgriffe auf seinem kleinen Fischkutter perfekt, scheinen in eingespielter Automatik abzulaufen. Inzwischen denkt Wai-Chan sogar über den Ruhestand nach, denn das Geschäft läuft schlecht – Der Fischpreis sinkt, während die Preise für die benötigten Materialien steigen. Ein Jahr will er dennoch noch täglich auf das Meer fahren, mit 87 sei dann aber endgültig Schluss. Es fällt schwer zu glauben, dass dieses gekrümmt durch das Bild wankende Hutzelmännchen überhaupt außerhalb seines kleinen Fischerbootes bestand haben kann. Regisseur Kazuhiro Soda hat mit Inland Sea (Minatomachi) einen unaufgeregten Dokumentarfilm gedreht, der einer intimen Momentaufnahme gleicht. Es ist ein Ausschnitt aus dem heutigen Japan, der irgendwie aus der Zeit gefallen scheint. Die Zeit, bemerkt Wai-Chan in einer Szene, spürt man erst ab 85, denn dann geht es mit dem Zustand des Körpers rapide bergab. [...]
Ága von Regisseur Milko Lazaro erzählt die Gesichte vom Eisfischer Nanook (Mikhail Aprosimov) und seiner Frau Sedna (Feodosia Ivanova), die irgendwo in den schneebedeckten Weiten Jakutiens ein Leben fernab des technologischen Fortschritts führen. Ihre Kinder sind in die Stadt gezogen, das harte, einfache Leben in der Fellhütte der Eltern war nicht mehr vereinbar mit dem Anspruch von einem modernen Leben. Nanook, dem die mythenreiche Kultur näher ist, als der technische Fortschrittsgedanke, hat im Streit mit seiner Tochter Ága gebrochen, die sich gegen die Lebensweise ihrer Eltern entschieden hat und in einer Diamantenmine nahe der Stadt arbeitet. Ága ist ein naturalistisch, fast dokumentarisch inszeniertes Drama, das ohne viele Worte auskommt und die Emotionen eher über seine Bilder auf den Zuschauer überträgt. Die atemberaubenden Panoramaaufnahmen der endlos erscheinenden Schneewüste Jakutiens, in der die Sagen und Legenden noch bestand haben können, wo jedem Donnergrollen oder Tierkadaver noch als böses Omen gelesen werden kann, in der Aufklärung und technischer Fortschritt keinen Bestand haben, müssen im Kino gesehen werden, um die Größe dieses intimen Dramas begreifen zu können. Ága braucht wenig Worte, denn der zermürbende Kraftakt des Eisfischens, der gnadenlose Kampf gegen einen Schneesturm oder auch das zärtliche Beieinanderliegen der beiden Protagonisten sind Bilder, die keines größeren Kommentars bedürfen, sondern bereits ihre eigene Geschichte in sich tragen. [...]
[...] Der Preis für den schrecklichsten deutschen Verleihtitel dürfte dem Biopic über den querschnittsgelähmten Cartoonisten John Callahan (Joaquin Phoenix), der für seine pechschwarzen Cartoons berüchtigt war, schon sicher sein, denn Don’t Worry, He Won’t Get Far On Foot wird in Deutschland unter dem Titel Don’t Worry, weglaufen geht nicht in die Kinos kommen. Klingt im deutschen Verleihtitel wie eine 08/15-Feelgood-Komödie, doch das Porträt über den eigenwilligen Cartoonisten mit der krakeligen Federführung und den unnatürlich roten Haaren, den Robin Williams als den lustigsten Mann auf vier Rädern ehrte, ist deutlich mehr als durchschnittliches Wohlfühlkino. Regisseur Gus Van Sant ist inzwischen ein alter Hase im Filmgeschäft und weiß genau, welche Schrauben er beim Publikum zu drehen hat und wie weit er diese drehen kann, ohne diese emotional zu überspannen. Fast dokumentarisch gibt Van Sant Einblick in das von Zwängen und stetigen Wiederholungen bestimmte Leben des Alkoholsüchtigen John Callahan, der erst nach seinem Unfall mit dem zeichnen begann. Immer wieder werden die unrühmlichen Momente der Sucht eingefangen. Dabei verzichtet der Regisseur darauf, das traurige Spektakel durch andere Figuren zu kommentieren, sondern lässt die Szenen in ihrer Erbärmlichkeit für sich sprechen. Nur konsequent, dass der Films den Fokus auch weniger auf den schwerwiegenden Unfall und die Rückfindung in das Leben legt, sondern den auch im Rollstuhl weiter ausgetragenen Kampf gegen den Alkohol. Ganz unten angekommen, wird als letzter Ausweg der Gang zu den Anonymen Alkoholikern angetreten. Hier kommt John unter die Fittiche des gönnerhaften AA-Mitglieds und Berufserben Donnie, verkörpert von Jonah Hill, der dem eigentlichen Hauptdarsteller ein ums andere Mal die Szenen klaut, der John bei der Umsetzung des 12-Schritte-Programms mit seinen Erfahrungen zur Seite steht. Der Kampf gegen die Droge wird gleichzeitig auch eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Glaubensprinzip. Das Don’t Worry, He Won’t Get Far On Foot letztlich nicht in fragwürdig-spirituelle ebenen davonwabert, ist letztlich auch dem unbequemen Hauptcharakter zu verdanken, dessen bitterböse Zeichnungen, eingestreut als Cartoon oder in animierter Form, einen geerdeten Kontrast zur geistigen Selbstfindung bieten. [...]
[...] Thomas Stubers In den Gängen, der letzte Wettbewerbsbeitrag der diesjährigen Berlinale, ist gleichzeitig auch mein bisheriger Festivalhöhepunkt. Der vierte deutsche Film im Wettbewerb ist eine einfühlsame Studie über jene, die von der Gesellschaft oft übersehen werden, ein Film über die fast unsichtbaren Arbeiter in Großmärkten und ihren vor den Blicken der Kunden verborgenen Mikrokosmos. Regisseur Thomas Stuber sucht in seinem Film die Größe im Kleinen – Bilder des erwachenden Großmarktes werden pompös mit klassischer Musik untermalt. Aus den Lautsprechern tönt Johann Strauss‘ An der schönen blauen Donau und weckt sofort Erinnerungen an Stanley Kubricks Klassiker 2001: Odyssee im Weltraum. Stuber lässt den Zuschauer eine neuen Welt erkunden, jedoch geht es nicht in ferne Galaxien, er öffnet uns lediglich Türen zu verschlossenen Arealen des scheinbar Vertrauten. Die eisigen Weiten der Tiefkühlabteilung (von den Mitarbeitern scherzhaft Sibirien getauft), ein geheimes Meer (die Aquarien der Fischabteilung) oder einfach nur ein Ausflug an den Kaffeeautomaten, der zum stetigen Mittelpunkt der kleinen Welt wird, die sich der wortkarge Protagonist Christian (großartig: Franz Rogowski, der im Zusammenspiel mit Sandra Hüller wirklich brillieren kann) langsam erschließt, werden zu melancholischen Zufluchtsorten im stressigen Arbeitsalltag. Die größte Stärke von Thomas Stubers In den Gängen liegt jedoch in seiner grandiosen Figurenzeichnung. Der Regisseur dirigiert gleich ein ganzes Figurenkabinett liebevoller Außenseiter, zumeist Wendeverlierer, die in ihrem Großmarkt irgendwo in Ostdeutschland eine Ersatzfamilie in ihren Mitarbeitern gefunden haben. Dabei werden dem Zuschauer nie mehr Informationen als zwingend nötig gegeben, Konflikte bleiben unausgesprochen, Motivationen können nur erahnt werden. Doch irgendwann ist jede Schicht zu Ende, dann müssen alle zurück in die Wirklichkeit. In den Wohnungen gibt es keine Poesie, hier herrscht karge Tristesse, aus dem die Arbeiter erst am nächsten Morgen, mit Beginn der nächsten Schicht, wieder erwachen dürfen. [...]
[...] Noch während der Vorstellung beugte sich meine Begleitung zu mir rüber und flüsterte: „Wir sollten uns noch einmal vergegenwärtigen, dass dies der gleiche Regisseur ist, der Frühling, Sommer, Herbst, Winter… und Frühling gedreht hat. Und in der Tat, nach diesem Film ist es schwer vorstellbar, dass dieser Regisseur jemals einen brauchbaren Film gedreht hat. Dabei ist es nicht so, als dass ich dem Genre per se nichts abgewinnen könnte. Die schleichende Verrohung des Menschen durch den allmählichen Verlust der moralischen Grenzen, d.h. der eigentliche Verlust der Menschlichkeit im animalische Kampf um das nackte Überleben, bieten in einem abgeschlossenen Mikrokosmos großartige inszenatorische Möglichkeiten für fähige Regisseure, wie Genre-Perlen wie The Divide beweisen. Kim Ku-duk nutzt das Übermaß an gezeigter Gewalt jedoch nicht als treibende Kraft der Figurenentwicklung, es bleibt lediglich Mittel zum Zweck. In der inszenatorischen Allgegenwärtig werden die Grausamkeiten, und das ist das eigentlich Erschreckende, sogar einschläfernd vorhersehbar und stellenweise unfreiwillig komisch. Bereits Sekunden nachdem die Essensvorräte vernichtet worden sind, werden bierernst Gedanken des Kannibalismus in die Runde geworfen. Diese unvermittelte Radikalität, mit der hier die Bastionen der Menschlichkeit der Reihe nach gefällt werden, kann und sollte kein Zuschauer ernst nehmen. Hier liegt auch die größte Schwäche von Kim Ki-duks Human, Space, Time and Human, denn der Regisseur verzichtet auf jedwede Charakterentwicklung. In seinem dystopischen Kampf ist der Mensch bereits von Beginn an von Grund auf verdorben und bleibt dies auch bis zum Schluss. Es gibt keinerlei ethische Fallhöhe. Vergewaltigung, Mord, Kannibalismus, all dies scheint die Figuren vor keine moralischen Hürden zu stellen. Lediglich um eine „Rangfolge“ der Bösartigkeit entstehen zu lassen, weichen Figuren für kurze Momente von ihrem amoralischen Verhalten ab, entwickeln ein Pseudo-Gewissen – was dem Zuschauer als clevere Gesellschaftskritik verkauft werden soll. Wenn der Anführer der bestialisch agierenden Gangstertruppe dem Nichts heraus plötzlich Anstoß an den Gräueltaten des Senators nimmt, denen er zuvor noch diabolisch grinsend beigewohnt hatte, soll der Zuschauer daraus die Schlussfolgerung ziehen, dass die vermeintlich ehrbaren Politiker sogar noch die größten Gangster in ihrem skrupellosen Verhalten locker in die Tasche stecken. [...]