Gabster - Kommentare

Alle Kommentare von Gabster

  • 7 .5

    Der beste Wes Anderson seit Moonrise Kingdom

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    • 8

      Endlich wieder ein Film, der was Neues wagt, der sich traut, über unsere Sehgewohnheiten hinauszublicken und Grenzen zu testen. Emilia Perez bringt Genres, Themen und Bilder zusammen, die wir in dieser Form noch nicht gesehen haben und rüttelt die träge gewordene Filmlandschaft der letzten Jahre gewaltig auf. Dafür kann man dem Film nur danken. Der Film geht inhaltlich, thematisch und visuell jedes Risiko ein, um seine Story möglichst kraftvoll und originell voranzutreiben. Dass er dabei manchmal übers Ziel hinaus schießt, nicht immer den richtigen Ton trifft oder es hier und da knirscht, macht ihn eher noch interessanter. Lieber auf hohem Niveau scheitern als sich aus Angst gar nicht erst aus der eigenen Heimeligkeit trauen wie es so vielen Filmen, gerade im Musical-Genre geht.
      Und natürlich ist es genauso erwartbar wie nervig, dass der Pöbel seine Überforderung mit diesem Film in Ablehnung kund tun muss. Weil der Bauer bekanntlich nicht frisst, was er nicht kennt. Weil Leute zwar immer schreien, sie wollen Neues und Eigenes, dann aber sich doch lieber in den tröstenden Komfort des immer gleichen flüchten, wenn sie einmal bei einem Film nicht alles so vorgekaut bekommen, wie sie es kennen. Im Zweifelsfall wollen die Leute halt doch die weichgespülten Bilder, abgelutschten Storylines und ach so vertrauten Klischees des üblichen Hollywood-Kitsches. Dass Emilia Perez somit auch gelungen ist, diese Heuchelei selbsternannter Cinephiler und Besserwisser zu entlarven, macht es umso wichtiger, dass es diesen Film gibt.

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      • 7 .5

        Wer so viel Selbstironie hat wie Kevin Smith, dem kann niemand etwas anhaben. Nicht einmal er selbst.

        • 10

          Soweit ich es verstanden habe, wurde dieser Film extra entwickelt, um unter Corona-Bedingungen gedreht werden zu können. Wenn das stimmt, dann kann ich der Pandemie fast nicht mehr böse sein, weil sie uns neben all dem Leid auch dieses absolut fantastische Meisterwerk geschenkt hat. <3

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          • 7 .5

            Die Ereignisse der letzten Tage habe ich mal als Anlass genommen, diesen Film nachzuholen. Angesichts der Wichtigkeit des Themas ist es eigentlich beschämend, wie wenig Filme sich dem Thema der rassistischen Unterdrückung der afro-amerikanischen Bevölkerung durch die Polizei, die diese eigentlich dienen und schützen sollte, annehmen und wie wenige von denen das Publikum erreichen, dass sie verdienen.
            FRUITVALE STATION ist eine dankenswerte Ausnahme und vielleicht einer der wichtigsten Filme der letzten Jahre. In einer hoffentlich egalitäreren, sichereren und gerechteren Zukunft wird dieser Film sicherlich als ein politischer und filmischer Meilenstein gelten.
            Mehr Statement als narrativer Film führt uns Coogler die absurde Tragik und himmelschreiende Ungerechtigkeit der Geschehnisse um die Tötung von Oscar Grant vor. Er zeigt dabei eine Hauptfigur, die wie jeder andere auch, einfach versucht sein Leben auf die Reihe zu bekommen, Fehler macht, wieder aufsteht, Zweifel hat, die Zähne zusammen beißt, der liebt und lacht und am Ende von uns genommen wird.
            Dabei fokussiert sich Coogler auf einen sehr emotionalen Zugang zu dem (natürlich auch sehr emotionalen) Thema, umgeht tieferlegende Fragen nach den systemischen Ursachen, geschweige denn, dass er revolutionäre Antworten liefern würde. Das hätte den Film sicher noch wichtiger und richtiger gemacht, trotzdem respektiere ich die Entscheidung Coogler, sich darauf zu fokussieren, dem Individuum eine Stimme zu geben, das keine mehr hat, anstatt eine Analyse der sytemischen Unterdrückung und rassistischer Strukturen zu wagen.
            FRUITVALE STATION ist sicherlich auch ein gutes Beispiel für einen effektiv genutzten Spoiler. Da wir alle wissen, wie Oscars Geschichte ausgehen wird, wirken die alltäglichen Begegnungen und beiläufigen Erlebnisse, die Oscar an diesem Tag widerfahren umso bedrückender. Die brutale Unausweichlichkeit, mit der wir Zuschauer ihn auf den Moment seines Todes zusteuern sehen, muss das Gefühl junger Afroamerikaner gut wiederspiegeln, die auch vor der brutalen Unausweichlichkeit stehen, dass nach allem, was wir in den letzten Jahren miterleben mussten, es nichts gibt, was sie tun oder lassen können, um die Gefahr, zu einem Mordopfer staatlicher Gewalt zu werden zu schmälern.
            Die wohl bitterste Erkenntnis aus der Sichtung von FRUITVALE STATION ist, wie wenig der Name Oscar Grant jetzt in der aktuellen Debatte um den Mord an George Floyd noch im Gespräch ist, weil es schlicht seitdem zu viele Fälle wie diesen gegeben hat, als dass wir sie uns alle merken konnten und die Hoffnung sehr gering ist, dass Floyd der letzte sein wird. Trotzdem stirbt natürlich die Hoffnung zu letzt, dass sich diesmal zumindest in so weit etwas ändern wird, dass der Polizei (und allen weiteren schuldigen Institutionen) diese Form der Unterdrückung in Zukunft zumindest erschwert wird oder sie sich zumindest dafür angemessen juristisch verantworten müssen. Und vielleicht können irgendwann Zuschauer FRUITVALE STATION wieder sehen und ein überraschendes Ende erleben, anstatt ein Gefühl der Unausweichlichkeit.
            Das wäre ein echter Erfolg der derzeit andauernden Protesten. Mögen sie so lange anhalten!

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            • 3 .5

              Auf der Haben-Seite steht zumindest schon mal, dass SUPER sowohl im Humor als auch in seinen Gewalt- und Actionszenen erstmal keine Gefangenen macht. Dass nicht jeder Gag sitzt und man oft quasi mitspüren kann, dass dem Autor kein richtiger Gag eingefallen ist und er sich mit einem Beinahe-Witz trösten musste, geschenkt.
              Viel schlimmer ist es, dass SUPER sich vor seiner eigenen Konsequenz und Badassness fürchtet und deswegen immer im letzten Moment den Schwanz einzieht, bevor er ein wirklich mutiger und gegen den Strich gebürsteter Superheldenfilm sein kann. Viel lieber versucht er es dann doch immer wieder allen Recht zu machen (was ihm in meinem Fall offensichtlich misslungen ist) und den Zuschauer zu beruhigen, dass er es auch hier nur mit Superhelden-Stangenware zu tun hat. So hat er zum Beispiel nicht den Mumm, Franks obsessive Selbstjustizmission radikal auf seine toxic masculinity zurückzuführen, obwohl diese jedem Beobachter offensichtlich sein müsste. Stattdessen flüchtet er sich in verschwurbelt esoterischen Religionskitsch, um sich den eigentlich brennenden Fragen seiner Figur nicht stellen zu müssen. Ein bisschen mehr TAXI DRIVER hätte dem Film hier gut getan.
              Letztlich soll auch SUPER nur dabei zu sehen, wie der Status Quo wieder hergestellt wird. In der filmischen Realität genauso wie im Superheldengenre. Und natürlich muss auch hier der gute Typ eine holde Maid aus den Händen von ein paar fiesen Typen befreien, weil der Film wohl nicht auf die Idee kommt, dass Frauen sich auch selber helfen können. Und natürlich rettet unser Held die Frau nur, um sie dann möglichst schonend in das ihr zugedachte Leben als Ehefrau und Mutter zu überführen. Weil der Film wohl nicht auf die Idee kommt, dass Frauen auch andere Ziele im Leben haben können.
              Alles in allem bleibt SUPER also meilenweit hinter seinem Potential zurück. Was interessant ist, weil James Gunn Jahre soäter mit GUARDIANS OF THE GALAXY trotz Blockbusterbudget und Disney im Rücken die weitaus originellere und subversivere Abrechnung mit dem Superheldengenre gedreht hat als mit diesem Indie-Projekt.

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              • 7 .5

                Der Film ist wie von Medem nicht anders gewohnt, schlichtweg brilliant. Er schafft es selbst für eigene Verhältnisse atemberaubende Figurenkonstellationen zu erschaffen und reiht eine Szene, die ans Herz angeht, an die nächste.
                Umso überraschender ist es, dass ihm (meiner Erfahrung nach) hier zum ersten Mal der Umgang mit der sinnlichen Leidenschaft, die er natürlich nach wie vor virtuos inszeniert, etwas steif ausfällt. Das mag daran liegen, dass er den Sex hier nicht nur als wichtiges Charaktermerkmal seiner Figuren sieht sondern ja schon im Titel zum Thema erklärt. Sollte man also jetzt etwa so weit gehen, den Film als Ausdruck von Medems Verständnis von Sex zu sehen?
                Ich hoffe nicht, denn genau hier wird der Film schwierig und stellt sich selber ein Bein. Sex wird nicht nur teils für Medems Verhältnisse arg theoretisch und verklausuliert durchexerziert, ohne die himmelschreiende Leidenschaft des ROTEN EICHHÖRNCHEN etwa zu erreichen, sexuelle Lust wird im entscheidenden Plot Point dann auch zum Auslöser jenes animalischen Triebes, der die Figuren erst ins Verderben stürzt.
                Aus diesem Verderben mag dem Film (anders als scheinbar seinen Figuren) kein richtiger Ausweg mehr einzufallen und so wirkt das Happy End leider ein wenig schal. Es wird angedeutet, dass zumindest der Roman der Hauptfigur einen weitaus eleganteren Weg wählt das vorhandenene Übel zu überwinden, warum der Film es nicht schafft ist mir schleierhaft.
                So bleibt Medems vielleicht handwerklicher Film mit einer großen inahltlichen Leerstelle und einem unangenehmen Anflug von Lustfeindlichkeit zurück. Das ist aber ein wirlich dünnes Haar in einer ansonsten absolut fantastisch schmeckenden Suppe.

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                • 2
                  Gabster 19.12.2019, 19:19 Geändert 19.12.2019, 19:20

                  Ist das für RomComs, was DEADPOOL für Superheldenfilme war und damit natürlich ebenfalls nur für Menschen geeignet, die das Kino wirklich abgrundtief verabscheuen.
                  Anstatt sich zu trauen, das zu sein, was er sein will, nämlich eine handelsübliche hübsche RomCom, muss der Film natürlich am laufenden Band erklären, wie bescheuert das ist, was er gerade tut. Damit aber auch wirklich jeder das schnallt, müssen vorher alle RomCom-Regeln, die später erfüllt werden (aber natürlich nur voll ironisch und meta und abgeklärt und so) noch einmal in einer Art Vorlesung für alle verständlich gemacht werden, ehe man sie beleidigt und dann doch durchdekliniert. Somit können sich auch jene, die nichts von dem Genre verstehen, darin sonnen, plötzlich alles verstanden zu haben und ja ach so viel klüger sind. Und man kann sich endlich das gönnen, was man sich (aus welchen psychischen Problemen auch immer) sonst nie traut zu gönnen: einfach eine handelsübliche RomCom. Der Film leidet also an tiefer kognitiver Dissonanz und will die auch seinen Zuschauer einreden.
                  Grundsätzlich bin ich aber natürlich auch der Meinung, dass jeder Film damit enden sollte, dass der komplette Cast auf einer Straßenkreuzung tanzt.

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                  • 6

                    Auf der Haben-Seite steht: Spannung, Action, Humor, Gefühl, ein toller Cast und Bill Hader kotzt zweimal in die Kamera. Ist also eigentlich alles mit dabei, was man von guter Genreunterhaltung erwarten kann.
                    Ein paar offene Fragen hatte ich aber noch am Schluss:
                    Warum finden es seit THE VISIT eigentlich alle Horrorregisseure total gruselig, wenn sich alte Leute nackig machen?
                    Wwarum fokussiert man sich so stark auf diverse Monsterverschnitte, von denen der Zuschauer weiß, dass sie auch innerhalb der Story nicht real sind, wenn man auch einen kinderfressenden Killer-Clown hat, der viel zu wenig Screentime bekommt?
                    Und vor allem: Warum sehen wir nicht viel öfter, wie Jessica Chastain in einer von Blut überschwemmten Klokabine gegen das Ertrinken kämpft?

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                    • 6 .5

                      Natürlich ist jede Kritik an diesem Film absolutes Jammern auf hohem Niveau. Das liget zum einen daran, dass natürlich jeder Film, der zeigt, wie Brad Pitt auf LSD Hundefutter probiert, ganz objektiv eine eindeutige Guck-Empfehlung bekommen muss, ich denke, das kann niemand vernünftigerweise bestreiten. Und zum anderen versammelt Quentin hier natürlich die Creme de la Creme der aktuellen Hollywoodzunft, einen Meister seines Fachs neben dem nächsten (angefangen bei sich selbst) und natürlich wissen die alle, was sie tun.
                      Aber da fangen die Probleme auch schon an: All diese Großmeister bleiben hinter den Erwartungen, die sie selbst mit ihren Werken stecken, zurück. Das fängt mit den beiden Hauptdarstellern an, Di Caprio hechelt genauso rührend bemüht der Madness seiner vergangenen Leistungen hinterher wie Pitt der Coolness der seinen. Und bei beiden schleicht sich der Gedanke ein, dass sie vielleicht den Zenit, den sie mit WOLF OF WALL STREET bzw. INGLORIOUS BASTERDS innerhalb ihres Stils erreicht haben, jetzt vielleicht mittlerweile überschritten haben. Dass sie dabei immer noch weitaus besser sind als 99,9% aller anderen Schauspielleistungen zur Zeit zusammen genommen, versteht sich natürlich trotzdem von selbst.
                      Trotzdem ist es interessant zu sehen wie mühelos die beiden Ikonen von der erfischend lockeren Margot Robbie an die Wand gespielt, nein, eher getänzelt werden. Die meisten der anderen namhaften Gaststars bekommen kaum die Gelegenheit., sich zu beweisen, nicht einmal Pacino (fucking Pacino!), der scheinbar aus unerfindlichen Gründen kurz vor Drehbeginn jegliche Nuance seines Spiels gegen eine groteske Brille eingetauscht zu haben scheint.
                      Ähnlich ergeht es Tarantino selber. In meinen Augen baute sich Tarantinos Popularität auch immer auf der Annahme auf, dass das Publikum seine unterhaltsame Geschwätzigkeit immer noch ein Stückchen geiler findet als er selber, damit es stets cool und abgebrüht und nie selbstgefällig und schwafelig wirkt. Diese Gradwanderung ist zumindest für mich hier das erste Mal gekippt. Den Dialogen fehlt der Schmiss, die Dringlichkeit, der Wiedererkennungswert. Entweder Tarantino hat seinen Sound verloren, oder mittlerweile versuchen alle Drehbuchautoren so zu klingen wie Tarantino, so dass nicht mehr auffällt, wann es wirklich mal Tarantino ist. So auf Anhieb schwer zu sagen. In jedem Fall wirkte Tarantino für mich hier wie der alte Großvater, der mal wieder vom Krieg erzählen will, dabei aber immer wieder völlig den Faden verliert, abschweift und minutelang davon doziert, wie ihm seine Uniform im Schritt zwickte, anstatt zur Sache zu kommen. Geht natürlich trotzdem runter wie Öl, schlingert aber auch wie Öl. Und dass Tarantino so ein Riesenbohei darum gemacht hat, das niemand vorher das Ende erfahren darf, kann nur als Treppenwitz in die Filmgeschichte eingehen. Der Film geht nämlich genauso aus, wie jeder, der auch nur einmal einen einzigen Tarantino-Film gesehen hat, vermuten wird, dass ein Tarantino-Film über die Manson-Morde ausgehen wird. Schön anzusehen ist das trotzdem und versprüht wie schon bei INGLOURTIOUS BASTERDS und DJANGO UNCHAINED (ohne die jeweiligen Verbrechen auch nur im Ansatz vergleichen zu wollen) eine schöne Wehmut, wie die Geschichte auch hätte verlaufen können. Kann sie nur im Kino und das ist ja gerade das Wunderbare.
                      Das heißt natürlich auch, dass ONCE UPON A TIME IN... HOLLYWOOD bei all meinem Rumgeheule hier immer noch ein Riesenspaß ist. Er ist unterhaltsam, er stimmt zum Nachdenken und Mitfühlen und macht diese schönen Mätzchen, die Tarantino eben so macht. In diesem Fall ist es, so zu tun als hätte es Seherwartungen und Drehbuchregeln nie gegeben, die Character Introduction auf zwei Stunden aufzublasen und die eigentliche Handlung auf 30 Minuten runter zu jazzen. Schön, dass das mal jemand gemacht hat. Schön, dass es sogar geklappt hat. Schade nur, dass es die ganz große Kunst dann doch nicht wurde.

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                      • 7

                        So komplett bescheuert wie es nur große Kunst sein kann!
                        Als interessantes filmisches Experiment gleichzeitig absolut gescheitert und durch und durch sehenswert. Wenn ein Film so hingerotzt daherkommt, kann das nur das Produkt von sehr viel Liebe und Mühe sein.

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                        • 7

                          Was mit einer sehr rasanten James-Bond-ähnlichen Eröffnungssequenz beginnt, flacht danach ziemlich schnell in übliches albern-dümmliches Pre-Teen Kino ab, mitsamt nervigem Gequietsche, peinlichesn Furzwitzen und altbackenen Story-Twists. Erst in der zweiten Hälfte entwickelt sich der Film dann weit über den Genrestandard hinaus und zeigt eine Reife, die vielen Filmen für Erwachsenen fehlt.
                          Das ist auch vor allem Jürgen Vogel als düsterem Peter Pan zu verdanken, dessen clownesker Bösewicht dem Joker noch alle Ehre macht und wenn er am Ende in Handschellen von der Bühne geführt noch auf seinen Applaus wartet, ist ein facettenreicher Charakter geschaffen, den ich in einem Film wie diesem kaum erwartet habe. Sein Showdown mit Sylvester Groth als positiver Captain Hook ist erfrischend dialogreich und schafft es den Film emotional abzurunden. Als dritter erwachsener Star gibt Armin Rohde einen schnuckeligen Kurzauftritt.
                          Ein Kinderfilm, der zeigt, dass es auch in Deutschland gute Genrefilme gibt, die ihren Stoff und ihr Publikum ernstnehmen. Traurig, dass die "erwachsenen" Filme das so selten schaffen.

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                            Gabster 21.07.2019, 12:25 Geändert 21.07.2019, 12:26

                            Sticht aus dem Gros der romantischen High School Komödien erfrischend heraus. Charaktere, die tatsächlich sympathisch sind, niveauvoller Humor und sogar jugendliche Gefühle werden ernst genommen. Als wäre John Hughes nie weg gewesen.

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                              Der deutsche Film an sich hat ja keinen besonders guten Ruf, vor allem nicht in Deutschland. Und während ich generell versuche, da zu differenzieren und jene, die es verdienen aus der sehr ungerechten Pauschalverurteilung zu befreien, weil die gesamte Kinolandschaft eines relativ großen und reichen Landes natürlich viel zu divers ist, um über einen Kamm geschert zu werden, finde auch ich, dass es im deutschen Mainstreamkino noch viel zu gibt. Vieles, was hier großzügig gefördert und mit dem ÖRF querfinanziert ist, zeichnet sich vor allem dadurch aus, bieder, trocken und zurückhaltend zu sein.
                              Und obwohl NUR EINE FRAU jetzt auch nicht direkt hip, wild und furchtlos geworden ist, ist er doch ein Schritt in die richtige Richtung. Ohne so radikal zu werden wie es das Sujet eigentlich verdient hätte, versucht er es eher mit frischem Wind in schmaleren Dosen. Er ist wütend da, wo er wütend sein soll, nachdenklich, wo er nachdenklich sein soll, subjektiv, wo er subjektiv sein soll und objektiv, wo er objektiv sein soll, energetisch, wo er energetisch sein soll und leise, wo er leise sein soll.
                              Der Film steht für ein starkes Statement für seine Protagonistin, zumindest teilweise erfrischende Erzählformen und setzt sich für einen liberalen Islam ein.
                              Kann man durchaus so machen.

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                                Seth Rogen führt seine Mission in möglichst vielen Auswüchsen des Establishment mal Gras zu rauchen und Peniswitze zu reißen weiter. Wenn er seine Drogen am Eingang eines Regierungsgebäudes abgibt, die Außenministerin vor einem Krisengespräch zudröhnt oder eine Comiczeichnung von sich selber im Weißen Haus aufhängt, ist er als Bürgerschreck des 21. Jahrhunderts ganz bei sich. Die Rolle hat er über Jahre hinweg perfektioniert und selbst wenn es hier nicht ganz so eloquent wie in ZACH AND MIRI oder so anarchisch wie in BAD NEIGHBORS zugeht, ist das ein großartiger Spaß.
                                Der Film traut es sich zurselben Zeit, den Finger in die Wunde aktueller (US-amerikanischer) Politik zu legen, und auch wenn die konservativen Medien in diesem Film nicht ganz so korrupt und der Präsident nicht ganz so inkompetent sind um es mit ihren realen Pendants aufzunehmen, macht deren Darstellung Spaß. (Frage mich, ob wir so was in der Geschichte des Kinos überhaupt schon mal hatten: Satire, die es nicht schafft so ballaballa zu sein wie die Realität...) Sicher hätte ich mir die Auseinandersetzung zwischen Idealismus und Realpolitik gerne etwas tiefergehend gewünscht, ebenso wie die Rolle von Social Media in modernen Wahlkämpfen noch genauer hätte durchleuchtet werden können, aber das war schon alles ganz vernünftig so.
                                Im Finale kommt Rogen und die Appatiw-Tradition, in der er nach wie vor steht und in welcher er mein absoluter Lieblingsstar ist, nochmal zu ihrer fulminanten Brisanz: Bei all dem Geblödel haben sie trotzdem noch die Eier, den Rom-Teil aus dem RomCom-Genre und damit die Beziehung ihrer Hauptfiguren Ernst zu nehmen. Was nicht heißt, dass man sich nicht trotzdem noch vor gehackter Webcam ins Gesicht wichsen darf, sondern es heißt, dass wir unsere Figuren in ihren Gefühlen Ernst nehmen müssen. Das schaffen nicht viele Komödien und es erfordert einiges an Mut von den Machern und einiges an Offenheit von den Zuschauern.
                                Oder wie Charlize Theron im Film meinte: "Steh dazu, Amerika!"

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                                  Um mit dem Positiven anzufangen: Glücklicherweise fing man hier an, etwas mehr Wert auf den Menschen Peter Parker und seine Beziehung zu Gwen Stacey zu legen, was in Teil 1 noch denkbar lieblos und unsorgfältig runtergenudelt wurde. Peter und Gwen entwickeln hier auch erstmals ne Runde Chemie, die dem Film sehr gut tut, weil alle anderen Figuren und Beziehungen in dem Film noch immer wie vom Reißbrett gefallen wirken und es auch wirklich das einzige ist, was an diesem riesigen Chaos noch einigermaßen funktioniert. Allerdings könnte Emma Stone wahrscheinlich nicht mal dann einen Dialog in den Sand setzen, wenn sie es wollte.
                                  Wo Raimi in seiner (durchweg fantastischen) Trilogie noch auf wunderbar durchdachte Actionszenen gesetzt hat, versucht es dieser Abklatsch mehr mit Geblitze und Gekrache. Und als wäre der Lizard aus Teil 1 nicht schon Abziehbild genug gewesen, ist Electro hier erstklassiges Beispiel für ein "How not to write a villain", Dane DeHaans Goblin macht trotz starker Besetzung einfach keinen Sinn und wieso wir nach dem eigentlichen Finale noch ne Viertelstunde Kinder erschrecken mit Rhino spielen müssen, will mir schon gar nicht in den Kopf.
                                  Das Drehbuch findet noch immer keinen richtigen Zugang zu der Figur Spider Man und zieht es vor, emotionale Tiefe zu behaupten, anstatt zu zeigen. Andrew Garfield scheint sich selber für das Gefasel zu schämen, was er da so von sich geben muss und der Einfacchheit halber wurde einfach völlig darauf verzichtet, einen richtigen plot durchzu erzählen. Stattdessen fand man es wohl cleverer, einfach mehrer anzureißen und dann die losen Enden derselben beliebig zu verknoten.
                                  Um dann aber auch mal wieder positiv aufzuhören: Glücklicherweise verlässt man diesen Schund mittlerweile auch mit dem wohligen Gefühl im Bauch zu wissen, dass hiernach Schluss was mit diesem unsäglichen Reboot-Franchise. Mark Webb hat mit THE ONLY LIVING BOY IN NEW YORK endlich mal wieder einen guten Film hingelegt und Tom Holland hat in HOMECOMING mal wieder gezeigt, wie großartig ein Spider-Man eben auch sein kann. Und wir müssen keinen AMAZING SPIDER-MAN 3 durchleiden. So hat die Filmgeschichte doch wieder mal für uns alle ein Happy End bereit. :)

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                                    Selbst für die Verhältnisse von Cameron Crowe noch besonders schillernde und tiefgreifende Dialoge und Dunst und Bloom spielen in einer Vielschichtigkeit, die kaum ein anderes Leindwandpaar je erreicht hat.

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                                      Anstrengendes Overacting, platte Dialoge und beliebiges Handlungschaos.
                                      Ein Ausrutscher für die durchweg begandeten Beteiligten.

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                                        Was kann Kino?
                                        Und noch viel wichtiger: Was darf Kino?

                                        Wenn sich ein Film einer Figur annähern will, die abscheuliches getan hat, darf das Kino uns diese Figur näher bringen, uns Empathie für ihn verspüren lassen? Muss es das Kino sogar, damit der Film funktioniert? Müssen wir zumindest ein wenig Empathie für unsere Helden empfinden, damit die Filmerfahrung funktioniert? Aber verharmlost das nicht vielleicht unter Umständen Massenmord?
                                        Dürfen wir Massenmord unterhaltsam finden? Muss Kino unterhalten? Darf es unterhalten, wenn es um Massenmord geht?

                                        Diese Fragen stellen sich im Prinzip neu bei jedem Film über das dritte Reich und erst vor kurzem hat mit VICE ein anderer Film versucht, einen widerwärtigen Charakter uns widerwärtig zu präsentieren. VICE hat das auch beinahe geschafft, ist dann aber letzen Endes doch daran gescheitert, weil er der Versuchung nicht widerstehen konnte, Cheney auch als intelligentes Mastermind zu präsentieren, der uns wegen seiner Cleverness Respekt und Bewunderung abluchst.
                                        Nun versucht Faith Akin ganz ähnliches mit der Figur des Honkas. Auch Fatih Akin stellt diese Fragen mit gewohnt schelmischen Grinsen und erhobenem Mittel- statt Zeigefinger und ihm gelingt was in 99% der Fälle scheitert: Er produziert eine Figur, die voll und ganz verkommen und widerlich und für die der Zuschauer nicht einen positiven Gedanken aufbringen kann, egal wie sehr er sich bemüht.

                                        Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass er damit die Art und Weise, wie wir Kino verstehen, verändert. Nicht nur, aber auch zum Guten. Akin hat einen Film geschaffen, der sein Publikum abstößt und einen Helden, den wir hassen. Daraus entwickelt sich viel, aber nicht das, was wir von einem Film erwarten. Zum Glück, denn die Art und Weise wie wir uns mit Figuren wie Honka bisher beschäftigt haben, war in der Regel auch immer ein Stück weit verharmlosenden. Es hat versucht zu erklären, was nicht erklärbar ist und zu genießen, was nicht genießbar ist. DER GOLDENE HANDSCHUH tut all das nicht. Und es ist ein anstrengender, widerlicher, nervtötender und schmerzhafter Film entstanden. Ich hab noch nie bei einem Film, den ich gut fand, so dringend darauf gehofft, dass er bald vorbei ist. Und dass nicht wegen übermäßiger Gewaltdarstellung (da ist er eigentlich schon fast penetrant dezent) sondern wegen einer Hauptfigur, die ausschließlich abstoßendes von sich gibt und einer Athmosphäre, in der alles trostlos ist.

                                        Der einzig unterhaltsame Lichtblick ist Marc Hosemann (vertraut witzig) als Honkas Bruder Siggi. Und vermutlich hat Akin nur deshalb eine so mainstreamhafte Figur wie Siggi in diesen Film gebracht, um uns noch einmal vor Augen zu führen wie vermutlich andere (inkonsequentere) Regisseure den Honka inszeniert hätten. Da wäre der vermutlich so wie Siggi geworden: abstoßend, aber auf unterhaltsame Art. Fraunfeindlich ja, aber irgendwie charmant, zynisch ja, aber irgendwie witzig, potentiell gewaltbereit ja, aber irgendwie auch rührend. Das wäre sicher ein interessanter und auch unterhaltsamer Film geworden. Zum Glück gibt es diesen Film nicht!

                                        Zum Glück gibt es diesen furchtbaren, unerträglichen Film, den sich gleichzeitig jeder und absolut niemand ansehen sollte.

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                                        • 1

                                          Zusammengefasst ist GREEN BOOK ein irreführender, erz-konservative, neo-liberale und unterschwellig rassistischer Film.
                                          Er schiebt das immer noch brandaktuelle Thema Rassismus in die Vergangenheit (genauer gesagt) die frühen 60er Jahre und suggeriert damit vor allem durch das süßliche Ende, das hier ein Problem bereits gelöst sei, was allerdings in den letzten Jahren wieder verstärkt hochkocht.
                                          In dem er die ethnischen Konflikte auf individueller statt auf struktureller Ebene austragen lässt, schiebt er die Verantwortung von der Politik weg. In einer Welt, in der Schwarze bei Bidlung, Rechtsprechung und auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt werden, reicht es nun einmal nicht aus, wenn wir alle Freunde werden, sondern das System muss sich ändern.
                                          GREEN BOOK erwähnt außerdem dass neben rassistischer Ungleichheit auch Klassenzugehörigkeit, Geschlecht und Sexualität bei struktureller Benachteiligung eine Rolle spielen, ist aber komplett überfordert damit, dass auszubuchstabieren und belässt es bei folgenlosen Schlaglichtern. Das ist komisch, denn eigentlich wurden die Macher nicht unbedingt durch andere anstrengende Aufgaben davon abgelenkt. Die Handlung ist vielmehr haarsträubend betulich, die Witze flach und visuell ist auch alles komplett langweilig und brav geschaltet. Mortensen spielt die miserabelste Leistung seiner Karriere, die brilliante Cardellini darf hauptberuflich rumsitzen und auf ihren Mann warten und nur Ali scheint sich etwas Mühe zu geben, aus dem Murks hier noch das Beste zu machen. Ihm ist auch als einziger an diesem Film beteiligte die Oscar-Nominierung ein klein wenig zu gönnen. Ansonsten ist es ein Affront jedes Mal, wenn gleich bei den Oscars dieser Film in einem Atemzug mit dem ungleich wichtigeren und besseren BLACKKKLANSMAN genannt wird.
                                          Und das in einem Film, in dem der richtige Satz "Um das Denken der Menschen zu verändern, braucht es Courage" fällt. Davon hat aber leider keiner der Beteiligten irgendetwas gehabt. Und genau deswegen kann dieser Film auch nichts ändern, sondern nur den aktuell vorherrschenden Rassimus weiter zementieren.

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                                          • 6 .5

                                            Nach THE BIG SHORT widmet sich Adam McKay mit dem gleichen eifrigen und wütenden Duktus einem weiteren Kapitel der jüngeren amerikanischen Geschichte und verschafft damit Dick Cheney zum einen den Film, den er verdient und dem Zuschauer/Wähler den Perspektivwechsel, den er benötigt. Damit hat er jetzt eindeutig eine Masche, die mit schwungvollen Montagen, dozierten Fakten und komplexen Zusammenhängen elegant jonglieren kann. Mit seinem Kampf für die richtige Sache leistet er damit mittlerweile ähnlich wichtige Arbeit wie sonst Michael Moore und Oliver Stone, die sich auch von der Betäubungsmaschinerie Hollywood nicht davon abbringen lassen, Aufklärungsarbeit und Protest zu leisten. Für all das bin ich dem Film zutiefst dankbar und als rein politisches Statement ist er (fast) perfekt.
                                            McKay hätte seiner wichtigen linksliberalen Agenda allerdings durchaus einen besseren Film gönnen dürfen. Denn da hakt es bei VICE hinten und vorne. Die Kombo Adams und Bale wecken natürlich wehmütige erinnerungen an David O'Russel-Filme, an die VICE aber zu keiner Sekunde herankommt. Adams spielt auch wie ein Naturereignis und hätte selbst in dem nahezu perfekten Berwerberfeld um den Nebendarstellerinnen-Oscar dieses Jahr die Auszeichnung mMn hochverdient. Bale verwechselt wie schon manchmal mal wieder Schauspieleri mit Karnevalsumzug, was man ihm aber gerne nachsieht, weil er halt doch irgendwie charmant ist. Außerdem bemüht er sich noch kräftig, seiner Figur irgendwie Profil zu geben, was ihm durch das konfuse Drehbuch fast unmöglich gemacht wird. McKay kann sich nie so richtig entscheiden, ob Cheney jetzt intelligenter Strippenzieher oder trottelige Marionette seiner Frau war. Da der Film sich penetrant um ihn schert zerbröselt dadurch leider die gesamte Dramaturgie. Unerklärliche Wendungen und unglaubwürdige Charakterentwciklungen machen es da nicht besser. In VICE wird viel behauptet, viel Chaos angerichtet und viel ausprobiert, ohne dass es irgendwann mal auf ein stimmiges Konzept hinauslaufen würde. Dazu kommen auch offenkundig unnötige Episoden, die dem Gefühl der Hilflosigkeit der Macher nicht gerade abträglich sind. Außerdem scheinen McKay die originellen Ideen auszugehen, eine Filmhandlung aufzupeppen. All die hübschen Einfälle und Episoden, die THE BIG SHORT noch so unterhaltsam und informativ gemacht haben, wirken hier eher aufgesetzt und konstruiert. Witzige Pointen schlummern zwar noch hier und da, wannimmer McKay aber meint, den Abspann mitten im Film laufen zu lassen, Kriegspläne von Speisekarten abzulesen oder ähnliches wird es ein wenig peinlich.
                                            Um so schöner kommt die gewitze und messerscharfe Post-Credit Szene, die den gesamten Missstand aktueller US-Politik auf den Punkt bringt und mit Abstand das Highlight des gesamten Films ist. Wenn er davon ein abendfüllendes Remake dreht, ich wär dabei.

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                                            • 4

                                              Wenn zu Beginn des Filmes einer aufwacht und sich an nichts mehr vorher erinnern kann, hat das immer einen ganz besonderen Charme, weil auch wir Zuschauer immer ahnungslos in einen Film hineinstolpern und nur so der Regisseur will etwas über das Leben davor uns zusammen reimen können. Diese Spannung trägt auch SHATTERED über das meiste seiner Laufzeit hinweg, denn ansonsten gibt es kaum etwas, das mich groß in den Bann gezogen hätte, von einem sehr unterhaltsamen Bob Hopkins dann mal abgesehen. Petersen versucht die anfängliche Spannung dann auch mit dem Holzhammer durch den ganzen Film zu treiben und gibt dem Ganzen damit zu oft eine störenden weil unfreiwillige Komik. Je mehr Petersen dabei wie Hitchcock wirken will, desto wirkt er wie... naja, so ziemlich das Gegenteil davon. Statt sich auf die Reibungspunkte zwischen seinen Figuren zu verlassen bastelt er lieber überflüssige Wendungen und falsche Fährten in die Geschichte, die dann zur endgültigen (und absolut unglaubwürdigen) Auflösung nichts beizutragen haben. Es bleibt eine Enttäuschung. Und mehr Lust auf Bob Hopkins.

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                                                Recht launiger Abenteuerspaß, der es trotz allem Klamauk schafft, sich selber ernst genug zu nehmen. Obwohl er nie wirklich höher springt als er muss, kommen selten Längen oder Schwächen auf. Die Body Change Thematik dient darüber hinaus nicht nur für die üblichen Witzeleien sondern bricht entspannt mit Rollenklischees, wenn etwa Jack Black in der besten Szene des Filmes Karen Gillian beibringt wie man flirtet. Was mit Genderfragen hier allerdings mühelos gelingt, scheitert in ethnischen Fragen allerdings auf unangenehme Art und Weise. Der schwarze Junge scheint leider immer noch der schwarze Typ werden zu müssen, womit der rassistische Essentialismus amerikanischer Pop-Kultur zementiert statt hinterfragt wird.

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                                                  über Roma

                                                  Cuarons Bilder sind ebenso wunderschön wie technisch einwandfrei. Für seine Arbeit als Kameramann scheint es sich wirklich gelohnt zu haben, sein ganzes Leben mit Lubezki rumgehangen zu haben. Dabei kann er in diesen wunderbaren Aufnahmen seine Geschichte(n) leider aber nicht so richtig on point einfangen, wie es dem Film gut getan hat: oft zu oberflächlich oder zu ängstlich, reißt er die zu entdeckenen Situationen und Verhältnisse meistens nur schwach an und erzählt dann woanders weiter. Das gewinnt durchaus seine eigene poetische Kraft, die sich gut zu der Schönheit des Filmes gesellt und doch bleibt bei mir eine kleine Ernüchterung. Handwerklich wie immer brilliant hängt Cuaron leider aber meilenweit der Intensität eines Children of Men oder -noch viel mehr- Y tu Mama tambien hinterher.

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                                                    Das wichtigste erstmal vorweg: Der Film ist nicht gut. Er ist sogar absolut nicht gut und er stellt es sogar demonstrativ aus, gar nicht erst zu versuchen gut zu sein. Fast noch bitterer ist, dass er es sich im gleichen Atemzug aber auch nicht erlaubt, richtig schlecht zu sein. Stattdessen hängt er irgendwo dazwischen und will scheinbar krampfhaft weder geliebt noch gehasst werden.
                                                    Die Frage ist dann nur: Warum versucht er gar nicht erst, ein guter Film zu sein? Und warum funktioniert er trotzdem?
                                                    Dass er sich in allerlei Belanglosigkeiten flüchtet und -wie man schon vor Kinostart überall lesen durfte- immer dann verschüchtert wegguckt, wenn es in Freddies Leben mal interessant wurde, geschenkt. Dass er sich in übliches Biopic-Narrativ gesellt und etwa den Erkenntnisgehalt eines flüchtig gekürzten Wikipedia-Eintrag hat, von mir aus. Auch ist es richtig, dass der Film trotz Überlänge keine nennenswerte Silbe an irgendeine andere Figur als Freddie verschwendet. Scheinbar gab es noch andere Leute in dieser Band namens Queen, so verrückt das klingt. Einer war immer bockig, einer stand auf Rock'n'Roll und der dritte machte oft sarkastische Kommentare. Aber auch für Mercury selber bleibt kaum Zeit, den 90% des Filmes bestehen aus nachgestellten Konzertszenen oder dazugehörigem Backstage-Material.
                                                    So weit so erwartbar. Schlimmer fallen dann schon unnötige Einsprengsel von Kitsch und Esoterik (die Melodie zu Bohemian Rhapsody wurde Mercury wohl auf einer britischen Farm vom Wind zugeweht - wahre Geschichte) und die Nonchalance mit dem all die absolut begabten Mitwirkendenden des Filmes ihre handwerklichen Fähigkeiten zu vergessen im Stande sind. Da wird unsauber erzählt und geschnitten, was das Zeug hält und dass der Film die Hälfte seiner Laufzeit braucht, um ein Erzähltempo oder -richtung zu finden ist auch bemerkenswert. Auch danach geraten wir als Zuschauer vom Höckchen aufs Stöckchen, folgen keinem Gedanken so richtig und sollen uns scheinbar auch nicht an allzu hübscher Ästhetik erfreuen.
                                                    Merkwürdige Sache und doch klappt es irgendwie. Denn so wie sich die Musik der Band erst langsam finden musste, so muss es auch dieser Film, so musste es auch Mercury und alle drei tun es in der wohl ergreifensten Szene des Filmes, in der Mercurys Verlobte ihn für sich outet. Danach ist alles runder, stimmiger, die Musik, der Film und nicht zuletzt der Typ, der mehr über sich weiß als zuvor und damit arbeiten kann. Nicht zuletzt weil der Film aus so viel Musik besteht und die Musik von Queen auch immer so stark aus Mercury bestand, muss der Film diese holprige Selbstfindung mitmachen und kann danach auch nicht mehr erzählen als das, was der Typ mit seiner bloßen Präsenz erzählt. So ist es auch nur folgerichtig, dass die beeindruckende, alles auf einen Höhepunkt bringende Kamerafahrt nicht auf ihn zufährt, wenn du Msuik einsetzt oder ihre Klimax erreicht hat, sondern wenn er einfach nur auf der Bühne steht und geferit wrid. Wenn er dann singt, nimmt die Darstelung seiner Figur riefenstahlsche Züge an. Wie solltes es auch anders sein? Dieser Film ist Freddie Mercury. Mehr ist das nicht.
                                                    Und so macht das auch Sinn: Der Film funktioniert, weil die Musik funktioniert und die Musik funktioniert, weil der Typ funktioniert.
                                                    Große Filmkunst sieht anders aus. Aber so ist das halt.

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