lieber_tee - Kommentare
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Alle Kommentare von lieber_tee
SPOILER!!!
„Martyrs“ ist kein klassischer Horrorfilm, auch wenn er wirkungsvoll mit seinen Stilmitteln arbeitet und bekannte Angst-Motive bedient. Er bleibt etwas „Neues“, welches sich der Zuschauer (nach und nach) selbst erschließen muss.
Der standardisierte Aufbau und Ablauf des Genres wird nicht befolgt. Das verursacht Irritationen. Von der Home-Invasion zum Rache-Slasher bis hin zum Terror-Kino mit metaphysischen Torture-Porno-Anleihen, keiner weiß wohin die Reise wirklich führen soll. Die ausweglose Situation des Opfers ist konsequent umgesetzt, ohne schützende Distanz. Immer hat der Zuschauer, wie die Kern-Protagonistin, ein Informationsdefizit, fragt nach Gründen für die Geschehnisse, was ebenso zur Verunsicherung beiträgt.
Schafft es der Betrachter sich von dem enormen Gewaltpotential nicht abschrecken zu lassen, es als formales Mittel mit einer Funktion zu verstehen, dann entdeckt er, das die umstrittene zweite Hälfte des Films im Prinzip die verfilmte Philosophie von Georges Bataille und de Sade ist. Im Grunde geht es um das Erreichen der Ataraxie, im Sinne des Martyriums. Zentrales Stichwort ist "Transzendenz“.
Eine elitäre, aristokratisch wirkende Gruppe will das „heilige“ Jenseits ergründen, indem sie einen Menschen durch die Qualen des Schmerzes und der Erniedrigung in die Hölle schickt, ihre Macht dafür missbraucht. Das Foltern als abartiger Erkenntnisgewinn, nicht als lustbetontes, sexualisiertes Rache-Motiv. Aus einem Subjekt wird ein Objekt. Der Leidensweg, die systematische Körperzerstörung ist eine Passion zum Zwecke einer Erlösung. Ein bösartiges und perfides Aufheben der Souveränität des Menschen über seinen Körper für über geortete Interessen, ob spirituell oder als Ausdruck eines sich terroristisch, allgegenwärtigen, paranoiden Machtapparates.
Für mich ist „Martyrs“ ein ästhetisch wie inhaltlich bemerkenswerter, sehr unangenehmer, Film.
Klar, er ist so verdammt hart wie sein Ruf. Ihn allerdings nur mit dem oberflächlichen Reiz der voyeuristischer Gewaltgeilheit zu konsumieren, um dann enttäuscht, schön vor den Kopf gestoßen, zu sagen, was für ein "pervers-kranker Schrott", wird ihm nicht gerecht, auch wenn ich das Urteil als gesunden Schutzmechanismus vor dem Gezeigten verstehen kann.
Schmissig und old-school inszenierter Actioner von Papa-Friedkin, der seinen kruden Mix aus „Rambo“ und „Auf der Flucht“ mit Face-To-Face-Messerkämpfen schnell erzählen muss, damit das Bierdeckel-Drehbuch um die Hetzjagd nach einer Tötungsmaschine mit Gefechts-Neurose akzeptabel konsumierbar ist. So subtil wie eine Tretmine poltert die Story durch kernige Männerklischees, die ihre Schwanzlänge vergleichen. Das ambivalente Verhältnis zwischen Lehr-Meister (Vater) und traumatisierten Schüler (Sohn) und das Motiv des fernen Krieges in der amerkanischen Heimat kennt der erfahrene Genre-Zuschauer, durchaus auch intensiver. Friedkin kopiert sich fleißig selber, an irgendeine psychologische Verdichtung hat er keinerlei Interesse. Diese Schnörkellosigkeit ist durchaus sympathisch, mit ordentlichen Härten garniert und eigentlich möchte ich auch gar nicht, das dieses krude Bild vom „Wert“ des Tötens, irgendwo zwischen christlicher Verbrämung und schmutzigen aber ehrfurchts-/respektvollen Akt, vertieft wird, das ist schon blöde genug.
Über Unlogik lässt sich in einem Film bekannter weise streiten, da hat ja jeder seine persönlichen Toleranz-Grenzen aber wenn hier Super-Fährten-Sucher Fußspuren durch die Stadt folgen (Papa war Indianer!), spontan steinzeitliches Messer-Werkzeug (um den archaischen Akt des Tötens zu symbolisieren?) in der Wildnis zusammen-hämmern und sich fast unkaputtbar von Ort zu Ort beamen können, musste ich, trotz oder gerade wegen der bemühten Ernsthaftigkeit, schallend lachen.
Na gut, ein ordentlicher Burner bleibt der Film trotzdem.
Stumpf aber doch gut.
Nichts, wunderbare Ergänzung zum guten Heimkino mit Freunden und klimatisierten Kinosaal.
"Hairspray" ist wie ein gigantisches, farbenfrohes Kitschkaubonbon, das in seinen Überzeichnungen schrill wirken möchte, es aber nie ist. Basierend auf John Waters Originalfilm und dem Broadway-Musical vertraut Regisseur Adam Shankman ("Wedding Planer") auf entspannt herum-hopsende und ständig trällernde Hollywood-Stars in knallbunten Kostümen, die die einfache Botschaft, Jeder soll akzeptiert werden wie er ist, an den wohlfühlenden, grinsenden Zuschauer bringen. Unter dem Motto "Gemeinsam sind wir stark" hüpft Haarspray 2007 durch eine Rassismus-Seifenblasen-Realität, schneidet die mediale Darstellung von Schönheitsidealen kritisch an, wirkt dabei aber nie irrwitzig, ungeschliffen oder gar skandalös. Immer gut gelaunt werden heikle politische Themen besungen und dann einfach so sauber weg-getanzt. Das ist ok, macht „Spaß“, ist „unterhaltsam“ aber diese volle Dröhnung geballter Buntheit hat mir nur mein Hirn ohne Nachhall weggebumst.
Bin der zweiten Bestimmung gefolgt und muss sagen, wenn das modernes, dystopisches Kino für heutige Jugendliche sein soll, dann "Prost Mahlzeit!“.
In aseptischer Hochglanz-Ästhetik werden antiutopische Motive aus der Mottenkiste leicht-verdaulich in Gamer-Optik an das hübsche Pferde-Mädchen gebracht, der hübsche Sportstudent darf beschützend zur Seite stehen, damit die vermeintlich starke Weiblichkeit eine hübsche Erlösung findet.
Adoleszenz -Ängste, die reifende Frau mit Selbstzweifel, verunsichert im Trümmerfeld der Jugend um hinter dem Zaun erwachsen zu werden, ja-ja und so weiter, blablaba...
Der Film ist ebenso plakativ wie vorbestimmt in seinem generischen Marktschrei nach angeblichen Wünschen junger Mädchen. „Stärke“ palavert sich wie sein großes Panem-Vorbild durch plakative Rollenzuschreibungen, die niemals emanzipatorisch oder gar feministisch sind, da kann sich die Hauptdarstellerin ihre Haare noch so kurz schneiden und andern in die Fresse hauen. Ne, sie ist ja, typisch Mädchen, friedfertig und mit ihren Aufopferungs- und Liebes-/ Mütterlichkeits-Emotionen so sehr beschäftigt, das sie gar nicht mehr richtig Einparken kann.
Ich weiß echt nicht was dieser sich falsch anfühlender Flachsinn, mit Du-musst-lernen-zu-verzeihen-Dialogen und Schauspielern die wie Falschgeld herum laufen, soll.
Nein, meine Desinteresse ist nicht nur dadurch erklärbar, das ich nicht die Zielgruppe, zu alt für so einen Scheiß, bin. Denn solch grenzenlos-naives, reiß-brettiges Geschwurbel kann doch nicht ernsthaft Kiddies von heute ergreifen und dort abholen wo sie stehen. Wenn doch, dann möchte ich um dieses Klientel einen großen Bogen machen und ihnen etwas mehr Hirnschmalz wünschen.
Sergio Sollimas erster von drei Italowestern kann reinen Gewissens als einer der intelligentesten Beiträge des Genres bezeichnet werden. Jenseits der typischen Rache-Geschichte erzählt „Sierra Madre“ eine Menschenjagd, in dem Krimi-Motive mit dem Western kombiniert werden, angereichert mit sozialkritischen Untertönen. Die durch-komponierten Bilder, genre-immanenten Schauwerte, idealtypischen Hauptdarsteller und der markant-passende Soundtrack von Ennio Morricone heben den Streifen weit aus dem üblichen Spagetti-Western-Einerlei heraus. Sollima bedient gekonnt die Genre-Stereotypen um ihnen ständig einen Strich durch die Rechnung zu machen. Das Katz und Maus-Spiel des aufrecht-steifen Revolverhelden mit dem bauernschlauen Schlitzohr ist eine Polit-Parabel über den Klassenkampf zwischen ein durch Rassismus kriminalisiertes Proletariat und der durch die herrschende Klasse instrumentalisierte Gesetzgebung. Recht heißt nicht immer Gerechtigkeit, die Grenze zwischen Gut und Böse verwischt zunehmend, der gewissenlose Vollstrecker muss seine eigene Ideale hinterfragen. Beide sind Marionetten eines von den Mächtigen inszenierten Sündenbock-Spiels.
Cleveres Genre-Meisterwerk ohne Wenn und Aber.
"Sag ihnen, sie sollen die Musik ausmachen!"
Auf die persönlichen Erfahrungen des Bruders der jungen Regisseurin/ Autorin Mia Hansen-Løve basierende, intime Rückschau in die französische Club- und Houseszene der 90er und 2000er. Zwischen Lethargie und Hedonismus folgt „Eden“, im Rhythmus der Bassdrums, einem nüchternen aber nicht kühlen DJ, der wie ein hipper Schuljunge nie altert.
Als musikalischer Episodenfilm werden Stationen des Aufstiegs und des Niedergangs begleitet, die in ihrer (beabsichtigten?) Redundanz wie endlose Lebens- und Liebes-Loops ohne Ziel wirken. So groovt alles mit sympathischen, leicht betäubt wirkendem Understatement vor sich hin, verliert sich immer wieder in vielsagende Details ohne allzu sehr in die Tiefe zu gehen, ist dabei aber nie eindimensional.
Der Film ist zugleich auch als ein nostalgisch-verklärender Blick auf eine Genration / Jugend zu verstehen, die ihre Ideale, Träume nach und nach verliert, ihr Paradies nicht konservieren kann.
Und ist eine charmant-ironische Liebeserklärung an die Götter des French-House: Guy-Manuel de Homem-Christo und Thomas Bangalter von Daft Punk.
Mich hat der Film berührt, da er in Teilen meine eigenen Lebenserfahrungen, das Zeitgefühl spiegelt, da ich selbst in der Bürgerlichkeit angekommen bin, nur nicht so frustriert und verloren, sondern mit neuen Türmen und Idealen.
"Unknown User" ist immer dann stark wenn er die Beziehungen der typischen Flachbildschirm-Pfeifen aus dem Teenager-Horror-Handbuch zwischen Ikons und Symbolen thematisiert, ihr Handeln hinterfragt, die Brüchigkeit von Social-Media-Kontakten und Kommunikationen anspricht. Dann gelingt dem strengen Konzept des Films in seiner Einfachheit eine gewisse Spannung, die sogar die Einheit im unschlüssigen verharren des Cursors, den Thrill beim Leeren des virtuellen Mülleimers findet.
Wenn das Auskoppeln, Löschen, Ausschalten aus dem Verbund des sozialen Internet-Netzes der gesellschaftliche und reale Tot bedeuten kann, wenn zwischen Facebook, YouTube, Skype-Chats und Google-Recherche die Angst des Alleinseins herrscht, dann ist das weit mehr als nur ein kultur-konservative Blick auf die „moderne“ Computer-Generation, die angeblich enthemmt und blöd im Kopf hemmungslos herum-trollt.
Natürlich muss das fiese Internet als Medium einen Cyber-Rache-Geist haben, der im standardisierten Abzählreim Desktop-Deppen killt. Wir sind hier ja schließlich in einem in Echtzeit verordneten Horrorfilm, der formal viel wagt, inhaltlich aber nur wenig. So schleichen sich zunehmend Redundanzen auf Kosten von Realismus ein, die ganze Chose wird abstrus, verliert ihre detailfreudige Glaubwürdigkeit und driftet am Ende in einen furchtbar billigen und blöden Gruseleffekt.
Im Irrenhaus Detektiv spielen, sich als fingierter kranker Journalist einschleusen um einen Mord aufzuklären und damit unbedingt den Pulitzerpreis bekommen, kann auf den Verstand abfärben. Denn diese Gier nach Ruhm, Suche nach der Wahrheit, findet im doppelbödigen Korridor des Wahnsinns statt. Eine Schutzzone, in der sich amerikanische Neurosen offenbaren und paradox ausgelebt werden dürfen. Der alltägliche Irrsinn von Rassismus, Kommunist-Phobie, Atombombenangst ist in einer unmenschlichen Umgebung angekommen, wo die Entmenschlichung der Gesellschaft die Menschen in den Wahnsinn getrieben hat. Die Aufklärung des Mordes wird zu einem reinen McGuffin, nach und nach verliert der Protagonist seine Frau, seinen Geist, seine Männlichkeit. Mit kontrastreichen, surrealen Bildern und grantigen Humor verortet Sam Fullers sperriger Mindfuck die Paranoia Amerikas in den eigenen, inneren Ort der geistigen Zurückgezogenheit, das hat am Ende etwas Erlösendes und Tragisches.
Eddy Sallers „Geißel des Fleisches“ ist für seine Zeit ein ungewöhnlich freizügiger Exploitationfilm, ein Art „Psycho“ auf Bild-Niveau. Formal-ästhetisch faszinierend im B-Noir-Stil gedreht, kann er als filmhistorische Ausnahmeerscheinung des österreichischen Nachkriegskinos gesehen werden, inhaltlich bleibt er, bei aller Liebe zum Schmuddelkino, eine üble Sau.
Der sleazige Sex und Crime-Fick befriedigt die Geilheit des Zuschauers und wirft dabei immer wieder den pseudo-kontroversen Deckmantel der Entrüstung über zunehmende gesellschaftliche Dekadenz und Sexualisierung darüber. In einer Zeit wo bräsige Volkslieder von Hula-Mädchen träumen und neuer Reichtum regiert ist es kein Wunder, das Wirtschaftswunder-Versager wie der verunsicherte, introvertierte Jablonsky ausrastet und sich das holt was er nicht bekommen kann. Das psychopathische Triebtäter- Monster ist ein Produkt aus dem Zusammenhang zwischen traumatischer Kindheit, Alkohol und geilen Werbeplakaten, das ständig in Versuchung geführt wird, als Mann seinen Schwanz und seine Hände nicht unter Kontrolle hat. Denn die Frauen sind selbst schuld daran, wenn sie ihre abscheulichen sexueller Reize im alltäglichen Leben mit kurzen Röcken in den Straßencafés zur Schau stellen. So leicht bekleidet und enthemmt müssen sie sich nicht wundern ermordet zu werden. Oder?
»SoulReaver und lieber_tee in den Untiefen des ganz normalen Genrewahnsinns«
#03 (Staffel – 2)
C...
Die Culture-Clash-Komödie thematisiert auf humorvolle Art und Weise den Zusammenprall verschiedener Kulturen, indem sie Länderspezifische Vorurteile und Klischees offenbart und diskutiert, um ein friedvolles Zusammenleben wirbt. Der Grad dabei Ressentiment zu bestätigen bis hin unverhohlen rassistisch zu sein kann allerdings schmal sein.
„Das Ihr nicht normal seid, ist so etwas von klar!“
„Die Vampirschwestern“ ist eine typisch deutsche Kinderbuchverfilmung, die Mädchenzielgruppenfixiert leicht unterfordernde Unterhaltung anbiedert. Die Blutsauger-Stereotypen werden nicht als Horrormotiv genutzt sondern sind die ironische Basis für einen freundschaftlichen Inklusionsfilm, der das Andersartige, das Kindliche, das Fremde was nicht in den unseren bürgerlichen Alltag passt, integrieren möchte. So trifft die anpassungsfähige Vampirfamilie auf typisch deutsch-spießige Befindlichkeiten mit provinziellen Vorgärten. Der biedermeierliche Mief offenbart sich, mit all den strengen Regeln, die in ihrer Korrektheit besonders nach Autonomie strebende Kinder nerven. Junge Mädchen bekommen hier viel Material sich mit ihrer rebellischen Phase zu identifizieren, finden ihre eigenen Höhen und Tiefen im Stress mit Gleichaltrigen und Ausgewachsene wieder. Das wird sympathisch schwungvoll, mit viel infantilem Witz erzählt, holt die Mädels da ab wo sie gerade stehen und nervt lediglich in seiner vorgefertigten Vorhersagbarkeit und kalauernder Ausgeflipptheit der Erwachsenendarstellung.
Meine 10 Jährige Tochter feilt seit der Sichtung des Films ständig ihre Eckzähne, spricht nur noch Vampvanisch mit mir und findet Vampire so cool, dass sie jetzt nur noch mit Sonnenbrille in die Schule geht.
Anmerkung: Sorry für das hochgestochene Gelaber zu einem Kinderfilmchen, das einfach "nur" herzlich-albern-doof ist und Spaß macht.
[http://www.moviepilot.de/liste/soulreaver-und-lieber_tee-in-den-untiefen-des-ganz-normalen-genrewahnsinns-soulreaver]
Bertoluccis obsessiv-cineastische Betrachtung der pseudo-intellektuellen, neurotischen 68er Generation kann in seiner prätentiösen Art einem durchaus auf die Nerven gehen. Tat sie bei mir aber nicht, denn der augenzwinkernder Blick, trotz allem Manierismus, ist eine leichtfüßige Betrachtung über Film, Selbstliebe und Revolution und somit ein durchaus ironisch-reflektierender Kommentar auf das Oeuvre der Regisseurs.
Unter dem Motto, das verwöhnte Private ist politisch, wird der Widerstand gegen konservative Werte in der familiären Kammer und Badewanne theoretisch erprobt, mit all seinen frivolen Inzest-Tabu-Grenzen, kindlichen Abhängigkeiten und politischen Debatten. Die (sexuelle) Unschuld geht dabei nach und nach verloren bis Pflastersteine des Aufbegehrens durch das Fenster fliegen und das Bürgerliche ebenso errettet wie zum Handeln auffordert.
In diesem Widerspruch liegt die Stärke des Films, denn Träume werden gelebt und versterben. Heute wie damals sind Veränderung in der Politik, in der Kinematographie, in der Sexualität oft nur Nostalgie und frommer Wunsch. Irgendwo zwischen Mao, Freud und Coca Cola muss sich letztlich jeder selbst entscheiden etwas zu verändern.
Ein jedes Land hat ihr Trauma, das immer wieder filmisch aufgearbeitet wird. Bei Nordirland bzw. England ist es der IRA-Konflikt, der hier wie ein flammender Straßenkrieg inszeniert ist, was er wohl auch war. In diesem Chaos ist der britische Soldat Gary Hook. Desorientiert, isoliert und überfordert, nur noch selbst-schützend reagierend, versucht er eine lange Nacht in Belfast zu überleben, weiß nie was mit ihm und um sich geschieht. Als Mixtur aus Kriegsfilm, Survival-Actioner und Gangster-Thriller zeigt Regisseur Yann Demange den Bürgerkrieg nicht politisch-reflektiert oder historisch-korrekt, die komplexen Hintergründe der beteiligten Parteien werden nur marginal, funktional angedeutet. Dadurch offenbart sich dem Zuschauer ein ständiges Gefühl der Angst, Bedrohung. Er versteht, wie der Protagonist, seine apokalyptische Umgebung nicht, alles wirkt unfassbar, unverständlich, ist für alle Beteiligte eine sinnlose Zerstörung. Im Spielball der Interessen ist diese hektische Hetzjagd ein Kampf um das Überleben, im Kern die bittere Erkenntnis eines jeden Krieges.
Der Miller`sche Komet lässt Schrödingers Katze aus dem Sack und hält der Möchtegern-hippen US-Mittelschicht, mit all ihrem Blaba, Misstrauen und falschen Fassaden den Spiegel vor. Das Raum-Zeit-Kontinuum wird aufgehoben, die Defizite von Freundschaften und Beziehungsgeflechten offenbaren sich über ein übergeordnetes Ereignis aus dem Weltall, das auf den beschränkten, privaten Raum Einfluss nimmt. Die Wackel-Kamera kreist dabei mit Unschärfe und aussparenden Schwarzblenden um den engen Mikrokosmos der Figuren.
Frei von esoterischer Mystik erzählt Debütant James Ward Byrkit ein Kammerspiel als Home-Invasion-Drama, in dem individuelle Lebensentwürfe, verpasste Chancen und Entscheidungen mit dem Paradoxon eines perfekten Lebens konfrontiert werden.
Das ist nie wirklich Logisch, so wie das Leben.
Von Rülps-Gasen angetriebene Untote kommen aus dem australischen Busch und möchten der uninspirierten Zombie-Gülle als wilder Ozploitation-Flick im frechen Rodriguez-Stil frisches Blut einfüllen. Zeitweise funktioniert das auch, denn zahlreiche derbe und kreative Ideen machen Laune, allerdings bleibt die gewünschte Party aus. Dazu ist die Qualität dieser Hinterhof-Fördergeld-Produktion zu mittelmäßig, kreischt zu sehr nach Möchtegern-Kult-Kino.
Unsicher im Tonfall, verkümmert bei den Charakteren und mit manch Humor-Fehlzündung erzeugt das Debüt oft Stillstand, hecheln richtungslos hinter irgendeinen hirnlosen Plot hinterher, erscheint wie eine Splatter-Parade aus den besten Genre-Hits der 70er bis 2000er. Coole Kills, schräger Witz, abstruse Momente, Fischaugen-Perspektiven und künstlicher Nachbearbeitungs-Look machen halt noch keinen wirklich guten Film aus. Allerdings Angesichts der Rotze, die sonst so auf den untoten Billig-Filmmarkt tropft gibt es hier Herz-Blut-Potential zu bestaunen.
Im New York des Jahres 1981, das zu diesem Zeitpunkt die höchste Kriminalitätsrate aller Zeiten hat, steck der Lieferant von Heizöl Abel Morales in einer Existenzkrise. Sein sehnlichster Wunsch nach Expansion, der Besitz eines zentral gelegenen Industriegebietes, ist gefährdet durch die ständig präsente Gewalt, die direkt auf seine LKWs übergreift und indirekt über das Radio schallt.
Der Kampf um die Vormachtstelle im Öl-Handel der Stadt ist ein schmaler Weg zwischen Legalität und Illegalität. Das Richtige zu tun kann auch bedeuten etwas Falsches zu tun, selbst wenn man seinen ehrlichen Prinzipien treu bleiben will. Die fiese Fresse des Kapitalismus, die Angst vor dem Verlust des amerikanischen Traums, schaut direkt in das menschliche Antlitz des Protagonisten. So beherrscht, höflich, clever, rhetorisch geschult und moralisch integrerer der aufsteigende Einwanderer auch ist, vor Kompromisslosigkeit und Lieblosigkeit macht er nicht halt, kann er nicht halt machen. Der Wert von Menschlichkeit ist im Business sowie im Privaten ein frommer Wunsch. Sanft beschleunigt dreht sich die Spirale der Gewalt…
In kühl-braunen Farben und mit Gesten des Gangsterfilms spielt Regisseur und Autor J.C. Chandor auf die Motive des Mafiafilms der 70er Jahre an und doppelt somit optisch das organisierte Verbrechen und Wirtschafts-Kapitalismus, mit all seinen moralischen Zwiespalt. Am Ende gibt es vielleicht oberflächlich gesehen einen Gewinner, menschlich gesehen aber nur Verlierer.
Den Machern dieser Videospiel-Adaption war scheinbar schnell klar, dass ein ständiges erschießen, zersägen, abhacken, sprengen und Köpfe-einschlagen von Zombies noch keinen brauchbaren Film generiert. Daher haben sie sich entschlossen, die Vorlage um einen Zombie-Virus-Ausbruch in einer gesicherten Zone mit satirischen Nachrichten zu unterbrechen, mit Ego-Shooter-Perspektiven und Kampf-Plan-Sequenzen zu garnieren, ein wenig grimmigen Humor einzustreuen, aktuelle Verschwörungstheorien einzubauen und einen hauchdünnen AIDS-Subtext anzudeuten. Der Rest besteht aus den üblichen Genre-Versatzstücken, mit übersichtlichen Charakteren. Das Tempo stottert bisweilen, 2 Stunden Laufzeit ist ein wenig zu viel des Guten aber immer wird ausreichend fröhlich durch das CGI-Blutbad gewatet. Am Ende bleibt ein solider Film aus dem gesättigten Untoten-Markt übrig.
5 Zombrex-Dosierungen.
Tanz der Teufel für die You-Tube-Generation auf PCP.
Nispel-Knispel hat wieder zugeschlagen. Als Kassengift bekommt er keine großen Budgets mehr, egal, mit weniger kann er auch sein Unwesen treiben.
Leichtsinnige Jugendliche machen Party in einer abgeranzten Psychoklink für menschlichen Abfall und erwecken versehentlich das Böse.
Scheiße, ist der Film stumpf.
Zwischen Aberwitzig und Albern werden im Schleudergang alle erdenklichen Horrorfilm-Motive und Klischees durch die Mackenbaracke getrieben, Nonstop-Hektik ersetzt mal wieder Spannung. Sinn erbringt das nie, ist wohl auch nicht gewollt, dieser irre-doofe Besessenheit-Exorzismus-Do-you-self-Flick nimmt sich nicht sonderlich ernst, auch wenn er manchmal so tut. Hier ist mehr Gore und Fun angesagt, für richtig überdrehten oder ironischen Quatsch hat aber wohl das Intellekt nicht gereicht.
Dumm aber unterhaltsam.
Taiwanesisches Zombiegeraspel ohne Sinn und Verstand.
Völlig unzusammenhängend werden bekannte und abstruse Ideen aus der untoten Apokalypse mit The Raid, Dawn of the Dead und Kampf-Sport-Fight-Club kombiniert. Spärlich bekleideter Chicks, WiP-Sex-Phantasien, Montage mit zahllosen Anschlussfehlern, sprunghafter Erzähl-Rhythmus, unzählige Charaktere die ins Leere laufen und dann grimmig und blutrünstig den Garaus gemacht werden, furchtbar schlecht einkopierte digitale Effekte, prüde kaschierte Halb-Nacktheit… Es stimmt einfach nichts an dem Film.
Das ist allerdings so rüde-brutal und dreist zusammengeschustert, mit einigen abgefahren, kreativen Ideen für das Genre garniert, das ich teilweise über diesen wilden Exploitaion-Ritt der Neuzeit schallend lachen musste, mich manch Absurdität sogar begeisterte.
Wahrlich nur Zombiefutter für den ganz hohlen Zahn, aber auf Grund seines radikalen Dilettantismus auch faszinierend…
5 äußerst wohlwollende, blutbesudelte, zu knappe BHs für die hübsche Hauptdarstellerin.
Alles Scheiße, viel zu viele lahm-schnarchige Filmklassiker, teilweise sogar in Schwarz -Weiß....;)
So isoliert betrachtet ist die Analyse ein interessanter Gedankengang, mit dem Film hat sie aber leider nix bzw. wenig zu tun. Mal wieder, klassisch überinterpretiert und den Film politisiert wo nichts ist.
Superheldenkomödie trifft auf Heist-Movie mit einigen Action-Schauwerten.
Nach dem Malen-nach-Zahlen-Muster wird brav ein neuer Held in das Marvel-Film-Universum eingeführt. Die Figuren sind baukastenmäßig zusammengestellt, haben ihre weichgespülten Konflikte. Das die kleine Ameise dabei kein gigantomanisches Schlachtengewitter sein will ist löblich, fast erholsam. Der Versuch eine Geschichte zu erzählen, die sich mal nicht von einem Knall-Effekt zum nächsten hangelt überrascht schon ein wenig. Das der Film dabei so vor sich hin plätschert, glatt-poliert, fern von jeglicher Anarchie, weniger. Die Bilder sind immer hübsch, nicht zu aufregend, die Schauspieler nett, tun das Notwendigste für ihre Figuren. Kindergartenklamauk trifft dabei auf pointierte Einfälle und ironische Sprüche, alles immer im grünen Sommerblockbuster-Bereich.
Ich bin wohl nicht Fanboy genug um mich übermäßig begeistern zu können, denn mehr als ein netter, unterhaltsamer Spaß im uninspirierten Heldenkino der Neuzeit ist „Ant-Man“ nicht. Den kann man so mitnehmen, kann man aber auch stehen lassen.
Die grimmige Geschichte um den Ex-Knacki Harms, der sich nur dann spürt wenn er sebstbestimmt sein kriminelles Ding durchzieht ist deutsches Gangster-Kino mit Noir-Touch, fern von Fördergeldern und Fernsehen.
Mit Walross-Bart, Glatze und einer tätowierten Träne unter dem Auge darf Heiner Lauterbach den wortkargen Einzelgänger verkörpern, der nichts zu verlieren hat, weil er nur sich selbst besitzt.
Ohne staatliche Finanzierung kann Regisseur Niki Müllerschön sein deutsches Verständnis für Genrefilm ungehemmt ausleben. Generiert ein stilechtes Heist-Movie in einer herben Männerwelt, mit gebrochenen Figuren, die von der Hoffnung des kleinen Mannes auf etwas Sonne im trüben München leben. Die fast schon überbetonten Versatzstücke und das an Karikaturen erinnernden Figurenpersonal sind immer in eine bittere deutsche Realität verankert, bekommen dadurch archetypischen Charakter.
Auch wenn letztlich der Streifen keine neue Geschichte erzählt, erzählen will, besonders zum Ende der Plot überdrehte Kapriolen schlägt, Harms ist ein beeindruckendes Beispiel wie ohne Druck und Kompromisse durch Filmförderung ein kleiner, intensiver, sperriger und packender Thriller entstehen kann, der in jeder Szene die Liebe zum Gangsterkino zeigt.
Mal ne Frage... Ich habe zwar noch nie eine Taschendurchsuchung seit 40 Jahren Kinobesuch erlebt aber scheinbar passiert so etwas... Ist das eigendlich rechtens? So weit ich weiß muss ich NIEMANDEN (außer der Polizei) meine Tasche öffnen... Klar, die Kinobetreiber haben Hausrecht, damit kann ich mir dann ein Hausverbot einhandeln wenn ich mich weigere. Aber auf solch einen Scheiß-Laden kann ich auch verzichten, der mir generell eine kriminelle Tat unterstellt...Und ich habe auch das Recht den Eintritt zurück zu verlangen... Oder stimmt das alles nicht? (google ist da widersprüchlich...)
Yo fucker-mother!!!! Blomkamp will den ganzen Scheiß haben. In seiner Gier ist dann doch nur Chaos entstanden, das 'ne Schraube locker hat und wie die Krawall-Version von "Ex Machina" wirkt.
Zwischen anarchisch-irren Klamauk, Verarschung von buntem Gangsta-Style, angedeuteter Streubomben-Sozial-Kritik, naivem KI--Coming-of-Age, Pathos-Surrogaten, Schwarze-Schaf-Außenseiter-Bilderbuch-Parabel und überraschend unzensierten FSK-12-Gewaltätigkeiten wummst der Streifen wie ein proletenhafter „Nr.5 lebt“ mit schicken Weta-Effekten.
Beim furchtbar schlecht geschriebenen Drehbuch brennt ständig die Sicherung durch, die humanistische Wertevermittlung und Charakterzeichnungen grenzen an einer unfreiwillig komischen Farce.
Aber letztlich hat dieser Lärm sein Herz im richtigen Chassis, findet manchmal, wie ein kopfloses Huhn, auch ein Korn Wahrheit und aussagekräftige Bilder. Was den Film aber noch lange nicht „gut“ macht.
Blomkamp wird von Auswurf zu Auswurf immer unzumutbarer, mich graut es schon vor seiner Retorten-Version von ALIEN mit dem Genre-Presslufthammer.