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Birdman, oder der Retter des modernen Films

29.08.2015 - 09:00 Uhr
Der Lieblingsfilm unter den Lieblingsfilmen!
Twentieth Century Fox
Der Lieblingsfilm unter den Lieblingsfilmen!
Schwarze Flügel kreisen weit über den Straßen Hollywoods und werfen einen gewaltigen Schatten auf die einstige Traumfabrik, während ein ohrenbetäubendes Krächzen die Superbösewichte der Filmindustrie in Angst und Schrecken versetzt.

Nach seinen bisherigen Erfolgen, wie Babel, Biutiful oder 21 Gramm hat sich Alejandro González Iñárritu mit seinem neuesten Werk endgültig auf den Regieolymp befördert.

Der mexikanische Regisseur hat mit Birdman einen neuen Helden auf die große Leinwand gebrannt und eine humorvolle Satire über die chaotische Welt des Showbusiness geschaffen, die den Zuschauer fesselt und zum Nachdenken anregt.

Der Film aus 2014 stellt mit Riggan Thomson einen alternden Schauspieler in den Mittelpunkt, der sein Glück am Theater versucht, um den Ruhm vergangener Tage zurückzuerlangen. Geplagt von finanziellen, sowie persönlichen Problemen versucht er die letzten Tage vor der Premiere über die Bühne zu bringen, ohne den Verstand zu verlieren.


„And did you get what
you wanted from this life, even so?
I did.
And what did you want?
To call myself beloved, to feel myself
beloved on the earth.”


Diese Zeilen geben den Ton für den gesamten Film an, denn auch Riggan Thomson will von der Welt geliebt werden, sich als ernstzunehmender Schauspieler etablieren und von seiner Darstellung des titelgebenden Superhelden befreien.


Iñárritu beweist erneut ein goldenes Händchen bei der Darstellerwahl und besetzt seinen Riggan Thomson mit Ex-Batman Michael Keaton. Die vielen Gemeinsamkeiten des Hauptdarstellers mit seinem Charakter lassen Keaton zur perfekten Besetzung werden.

Für seine umwerfende Darstellung des verzweifelten Protagonisten wurde Michael Keaton mit einer Oscarnominierung geehrt.

Wenn Edward Norton sich als arroganter Theaterliebling Mike Shiner mit Keaton die Bühne teilt, laufen die beiden Schauspieler zu Höchstleistungen auf und spielen sich regelrecht gegenseitig an die Wand.

Auch Norton erhielt aufgrund seiner Leistung eine Nominierung für den begehrten Goldjungen.

Besonders Emma Stone sticht heraus, die dank Birdman endlich die Chance hat ihr gesamtes Potential zu entfalten. In der Rolle von Riggans Tochter Sam glänzt sie durch eine authentische Darbietung, welche auch ihr ihre erste Nominierung einbrachte.

Emmanuel Lubezki macht seinen Job hinter der Kamera gewohnt umwerfend, wofür er seinen zweiten Oscar entgegennehmen durfte. Die als „One-Shot“ gedrehten Szenen und das leichte Schwenken der Kamera lassen den Zuschauer als stillen Beobachter zum Teil des Stücks werden. Besonders in den langen, dunklen Gängen kommt Lubezkis auffallende Kameraführung zur Geltung.

Die begleitenden Drums sind als Stilmittel ideal eingesetzt und erschaffen einen ständigen Begleiter, vom ersten Schlag im Intro bis zum phänomenalen Ende. Antonio Sanchez erzeugt hinter dem Schlagzeug immer das richtige Maß an Atmosphäre für die faszinierenden Bilder.

Neben dem Oscar für den besten Film und die beste Regie kann Alejandro González Iñárritu auch für das beste Originaldrehbuch einen Platz in seiner Vitrine frei räumen. Das Drehbuch platzt vor Wortwitz und Metaphorik, glänzt mit seinen schnellen Wortgefechten und amüsanten Seitenhieben in Richtung Showbiz und gibt der Geschichte um Riggan Thomson ein einzigartiges Gerüst.

Alejandro González Iñárritu lässt die verschiedenen Elemente seines Films perfekt zusammenfließen und schafft durch die fachmännische Inszenierung von Drehbuch, Bild und Ton ein atmosphärisches Meisterwerk, welches sich selbst nicht zu Ernst nimmt und mit jeder Menge schwarzem Humor auf die Entwicklung der Filmindustrie blickt.

„Big, loud, fast! Look at these people, at their eyes - they're sparkling. They love this shit. They love blood. They love action. Not this talky, depressing, philosophical bullshit.“

Iñárritu nimmt mit zahlreichen Anspielungen nicht nur die langsam sterbende Kunst des Filmemachens ins Fadenkreuz, sondern lässt auch gekonnt die Grenzen zwischen Film, Theater, Realität und Fiktion verschwimmen.

Während der Protagonist versucht ein großer Schauspieler zu werden, geben sich in Wirklichkeit die ernstzunehmenden Schauspieler immer mehr Hollywoods Comic- und Franchisewahn hin.

„Fuck, they put him in a cape too?“

Ironischerweise haben die Darsteller des Films selbst schon in verschiedensten Comicadaptionen und Franchises mitgespielt (Michael Keaton in Batman & Batman Returns, Edward Norton in der unglaubliche Hulk, Emma Stone in The Amazing Spiderman, Zach Galifianakis in der Hangover Triologie).

Mit Birdman hat Iñárritu einen Film geschaffen, der mich mit dem ersten Trommelschlag gepackt, in den Sitz gedrückt und bis zum Ende nicht mehr losgelassen hat.

Da man in Hollywood mittlerweile größeren Wert auf Einspielergebnisse legt und die große Masse von Blockbustern und Spezialeffekten geblendet wird, ist Birdman für mich der neue Held des Kinos.

Die Liebe zum Detail, die atemberaubende Arbeit seiner Darsteller und der kreative Einsatz bekannter Stilmittel hat diesen Film nicht nur auf Platz Eins meiner Lieblingsfilme katapultiert, er hat außerdem meinem Verständnis von Perfektion eine neue Bedeutung gegeben.

~

Dieser Community-Blog ist im Rahmen der Aktion Lieblingsfilm 2015 entstanden. Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Medienpartnern und Sponsoren für diese Preise:


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